Der Waldrapp (Geronticus eremita) ist ein etwa gänsegroßer Ibis. Nächster Verwandter ist der zur gleichen Gattung gehörende Glattnackenrapp. Früher zu den Schreitvögeln gestellt, gliedert er sich nach neueren Erkenntnissen in die Ordnung Pelecaniformes ein. Historische Bezeichnungen für diese Art sind Schopfibis, Mähnenibis, Klausrapp, Steinrapp, Klausrabe und Waldhopf.
Der Waldrapp war einst ein in Europa häufiger Vogel, der in Frankreich, in der Schweiz, in Deutschland, Österreich (zuletzt dort in der Steiermark), Spanien und im Westen des Balkans beheimatet war. Im 17. Jahrhundert starben die Waldrappe in Mitteleuropa aufgrund intensiver Bejagung aus.
Nach einem Tiefpunkt Mitte der 1990er Jahre mit nur noch etwa 220 Vögel in Freiheit ist der Wildbestand seitdem beständig gewachsen. In freier Wildbahn lebten in Marokko im Jahre 2019 etwa 700 Vögel und etwa 325 halbwild in der Türkei. Aufgrund verschiedener laufender Wiederansiedelungsprojekte, die versuchen den Waldrapp erneut als Brutvogel in Europa zu etablieren, gab es dort 2020/21 wieder ungefähr 340 freilebende Vögel. Es leben also insgesamt knapp 1400 Vögel wild oder halbwild. In Gefangenschaft werden etwa 2000 Vögel gehalten. Die weltweit größte Waldrapp-Voliere befindet sich seit 2003 in Waidhofen an der Thaya.
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TagaktivTagaktive Tiere sind tagsüber aktiv, während sie nachts schlafen oder auf andere Weise inaktiv sind. Der Zeitpunkt der Aktivität eines Tieres hängt...
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FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
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InsektenfresserEin Insektenfresser ist eine fleischfressende Pflanze oder ein Tier, das Insekten frisst. Ein alternativer Begriff ist Entomophage, der sich auch a...
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FischfresserAls Fischfresser oder piscivore Tiere bezeichnet man jagende Tiere, die sich vorwiegend oder ausschließlich von Fischen ernähren. Zu dieser Gruppe ...
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TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
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Ansammlung bildendAls ovipar bezeichnet man Tiere, die Eier legen. Der Oviparie steht die Viviparie gegenüber. Die Vertreter beider Fortpflanzungsformen stellen kein...
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MonogamMonogamie bezeichnet bei Tieren eine lebenslange exklusive Fortpflanzungsgemeinschaft zwischen zwei Individuen einer Art. Beim Menschen ist mit dem...
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KolonieAls Kolonie bezeichnet man in der Zoologie und der Mikrobiologie eine Gruppe von Lebewesen, die in unmittelbarer Nähe zueinander leben und deren Si...
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SozialSchwarmbildende Vögel sind Vögel, die sich zur Nahrungssuche versammeln oder gemeinsam reisen. Schwarmbildende Vögel werden typischerweise mit Tier...
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TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
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beginnt mitAdulte Tiere erreichen inklusive Schwanzfedern eine Körperlänge von 60 (bei Weibchen) bis 75 cm (bei Männchen) und haben für gewöhnlich eine Lebenserwartung von etwa 15 bis 20 Jahren. Das Gewicht eines ausgewachsenen Waldrapps beträgt bis zu 1,5 kg. Das komplette Gefieder ist pechschwarz und metallisch glänzend. Es weist an Hals und Bauch einen gräulich-silbrigen Schimmer auf. Im Nacken, am Rücken, an den Flügelspitzen und auf den Schwanzdeckfedern glänzen die Federn grünlich bis (seltener) bläulich, an den Flügelschultern hingegen violett bis rötlich. Gesicht und Stirn sind kahl und von fleischroter Farbe, die Nackenfedern sind lanzettförmig und stark verlängert, so dass der Eindruck eines Schopfes oder einer Mähne entsteht. Der „Schopf“ kann bei Gefahr oder während der Balz aufgespreizt werden. Der Schnabel ist rot und leicht sichelförmig nach unten gebogen. Die Beine sind kahl und stämmig.
Waldrappe weisen keinen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. Die Weibchen sind lediglich etwas kleiner und leichter als die Männchen.
Bis ins 17. Jahrhundert war der Waldrapp im Balkan über Ungarn, Italien, Österreich, Schweiz, Süddeutschland, Nordafrika und den Nahen Osten verbreitet.
Die Nahrung des Waldrapps besteht aus Insekten und deren Larven, Würmern, Schnecken und deren Eiern, Heuschrecken, Spinnen, seltener auch aus kleinen Säugetieren, Reptilien und Amphibien sowie aus pflanzlicher Nahrung. Seine Nahrung sucht der Vogel, indem er mit seinem Schnabel im Boden stochert. Auf den Freiflug- bzw. Wiederansiedlungsgeländen in Österreich (Almtal) und Bayern (Burghausen) sucht er frisch gemähte Wiesen, Feucht- und Auwiesen sowie Uferböschungen und Weiden auf.
In den Lebensräumen der letzten Wildpopulationen (Marokko und Syrien/Äthiopien) ist er während der Nahrungssuche auch in Trockensteppen und Halbwüsten zu sehen.
Es findet nur eine Brut pro Jahr in den Monaten März bis Juni mit zwei bis vier Eiern statt. Brutkolonien finden sich in Felswänden und an Steilküsten. Nester werden aus Zweigen, Gras und Blättern in Felsnischen gebaut. Am Nestbau beteiligen sich beide Geschlechter. Die Brutzeit beträgt 27 bis 28 Tage. Nach 45 bis 50 Tagen, in denen die Jungtiere auch von anderen Alttieren der Kolonie gefüttert werden, sind sie flügge, verbleiben jedoch noch längere Zeit bei den Eltern, um die Nahrungsbeschaffung zu erlernen. Zwischen 1994 und 2004 schwankte die Zahl der in Freiheit erfolgreich aufgezogenen Jungtiere zwischen 0,6 und 1,6 Jungtieren pro Brutpaar.
Von 2007 bis 2010 wurden jeweils etwa 15 handaufgezogene Waldrappe von Burghausen in Bayern mit Leichtflugzeugen in die WWF-Oasi della Laguna di Orbetello geführt, seit 2008 östlich um die Alpen herum, da der direkte Weg über die Alpenpässe für Leichtflugzeug und Vögel problematisch war. 2011 wurden die ersten zwei Waldrappe der erfolgreichen Migration 2008 geschlechtsreif, flogen aber nicht alleine zurück in das Brutgebiet Burghausen. Ein Weibchen, das allerdings noch nicht geschlechtsreif war, ist ohne menschliche Hilfe ins Brutgebiet zurückgekehrt. Seitdem konnte die Waldrapp-Population immer weiter vergrößert werden und auch die selbstständige Alpenüberquerung der Vögel klappte erfolgreich.
Im Jahr 2017 wurde in Hödingen, einem Teilort von Überlingen am Bodensee, ein Wiederansiedlungsprojekt vom Biologen des österreichischen Waldrappteams etabliert. Im ersten Jahr wurden 31 und im Jahr 2018 dann 33 Waldrapp-Küken aus Brutkolonien für die Handaufzucht ausgewählt. Sie wurden von zwei erfahrenen Ziehmüttern betreut. Ende August 2018 flogen 29 Waldrappe in menschlicher Begleitung innerhalb von 13 Tagen über die Alpen ins Winterquartier in die Toskana zum WWF-Schutzgebiet Laguna di Orbetello. Ein beringter Waldrapp der 2017er Handaufzucht wurde im Juli 2019 in der Schweiz in Domat/Ems bei Chur gesichtet und aus der Nähe fotografiert.
Im Jahr 2019 wurde ein neues Trainingslager für rund 30 Waldrapp-Küken in Heiligenberg bei Überlingen eingerichtet, damit die Aufzucht durch zurückkehrende Wildvögel, die Hödingen erreichen könnten, nicht beeinträchtigt wird. Erst 2020 erwartet man die Rückkehr von ausgewilderten Waldrappen „der ersten Überlinger Generation“, die nach drei Jahren geschlechtsreif und brutfähig werden. Im Jahr 2020 waren einige dreijährige Waldrappe aus dem Winterquartier in der Toskana über die Alpen zurückgeflogen und Anfang Mai am Bodensee angekommen. Sie haben ihre Ziehmutter erkannt und wurden von ihr weiter unterstützt. Im Sommer 2020 hielten sich zwölf Waldrappe im Freien im Bodenseegebiet auf, die dann im frühen Herbst zum Überwintern in Richtung Italien aufbrachen.
Im Frühjahr 2021 wurden zwei Waldrappe aus der Überlinger Zucht im Raum Freiburg gesichtet: Zoppo, der 2017 geschlüpft ist und Obelix von 2019.Bis Anfang Juni 2021 kehrten etwa zwei Dutzend Waldrappe verschiedener Jahrgänge in der Umgebung des westlichen Bodensees zurück. Mehrere Paare haben Nester in einer aus Holz gebauten Brutwand auf einer Streuobstwiese oberhalb des Überlinger Ortsteils Goldbach gebaut. Der einstige Plan, die Nester in eine Felswand in der Nähe des Uferparks der Landesgartenschau Überlingen 2021 zu verlegen, wurde für das Jahr 2021 verworfen.
Trotz der erfolgreichen Ansiedlung einer vielköpfigen Kolonie bei Überlingen war es auch im Jahr 2022 nicht möglich, den Nachwuchs aus einer Brutwand in eine nah gelegene Felswand umzusiedeln.
Soziale Tiere sind Tiere, die in hohem Maße mit anderen Tieren interagieren, in der Regel mit ihrer eigenen Spezies (Artgenossen), und zwar so weit...