Gemeine Strandkrabbe

Gemeine Strandkrabbe

Gemeine strandkrabbe, Strandkrabbe

Reich
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Carcinus maenas

Die Gemeine Strandkrabbe (Carcinus maenas), auch einfach Strandkrabbe genannt, ist eine sehr häufige Krabbenart an gemäßigten und subtropischen Küsten. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ist die Atlantikküste Europas und Nordafrikas, doch wurde sie durch die Wirkung des Menschen in anderen Regionen eingeschleppt, so dass sie inzwischen als fast weltweit verbreitet gilt. Sie ist ein anpassungsfähiger Allesfresser, lebt in Salz- und Brackwasser und kann als so genannte invasive Art an Orten außerhalb ihrer angestammten Heimat einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt haben.

In der Kultur

Obwohl sie zu den bekanntesten Krebstieren gehört, wird sie vom Menschen nur selten kulturell dargestellt. Ein Beispiel sind sich noch im Umlauf befindende isländische Münzen, die auf ihrer Rückseite eine Strandkrabbe zeigen.

Aussehen

Strandkrabben haben die typischen äußeren Merkmale einer Krabbe. Das den gesamten Körper umgebende Exoskelett bildet einen harten Panzer und macht nahezu 40 Prozent der Körpermasse der Tiere aus. Der einteilige Rückenschild (Carapax) weist bei männlichen Tieren einen Durchmesser von bis zu 86 mm, bei weiblichen bis zu 70 mm auf. Es erreichen jedoch nur wenige Individuen diese Größe, da das Körperwachstum ab einem Carapaxdurchmesser von 60 mm mit einer abschließenden Häutung meist vorher gestoppt wird. Der Rückenschild ist an den Vorderseitenrändern gesägt mit jeweils 5 Zähnen auf jeder Seite. Im Bereich der gestielten Facettenaugen bildet der vorderste Zahn eine Grube, in der das jeweilige Auge schützend eingeklappt werden kann. Der Stirnrand besitzt drei eher abgestumpfte Zähne.

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Die Färbung ist vor allem abhängig vom Alter und der Zeit, die seit der letzten Häutung vergangen ist. Bei Tieren, die ihre Cuticula noch regelmäßig wechseln, ist die Oberseite des Körpers meist in dunkle Grüntöne gefärbt und geht an der helleren Körperunterseite in ein mattes Gelb über. Je länger eine Krabbe ohne eine Häutung auskommt, desto eher färbt sich die Unterseite tiefrot bei entsprechend dunklerer, ins Bräunliche übergehender Oberseite, vermutlich eine Folge der mit zunehmendem Alter anhaltenden Denaturierung der Pigmente im Integument. Dies ist vor allem bei älteren Tieren der Fall, die ihre Hülle weniger häufig abstreifen oder die finale Häutung bereits durchgeführt haben. Es wird angenommen, dass bei vielen größeren Individuen der Wechsel der Cuticula außerdem hinausgezögert wird, damit eine dickere Panzerung entwickelt werden kann, was insbesondere bei den Konkurrenzkämpfen der Männchen von Bedeutung sein dürfte. Gleichzeitig nehmen bei diesen jedoch im Vergleich zu den grünlich gefärbten Artgenossen Abnutzungserscheinungen und die Besiedlung durch Seepocken zu sowie die Toleranz gegenüber veränderten Umweltbedingungen ab (wie Schwankungen des Salzgehalts im Umgebungswasser). Junge Krabben mit einer Carapaxbreite von nur einigen Millimetern unterscheiden sich in der Körperzeichnung meist deutlich von den älteren Tieren und können ihre Färbung in begrenztem Rahmen ihrer Umgebung anpassen. So weisen sie neben der grün-bräunlichen Grundfärbung oft auffällige weiße, schwarze und rote Musterungen auf, so dass sie zwischen Kieselsteinen und Fragmenten von Muschelschalen schwerer zu erkennen sind. Zudem tragen die Jungstadien immer auch für gewisse Zeit ein Muster von dunklen und hellen Bändern an den Laufbeinen. Mit zunehmendem Alter verschwindet diese farbliche Variabilität jedoch.

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Verteilung

Erdkunde

Das angestammte Verbreitungsgebiet der Gemeinen Strandkrabbe erstreckt sich von der Küste Nordnorwegens bis zur Atlantikküste Nordafrikas und der Küste Islands. Über weite Teile gehört sie hier zu den häufigsten Krabbenarten. Im Mittelmeer wird sie hingegen weitgehend von der eng verwandten Art Carcinus aestuarii abgelöst.

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In Bereichen mit ausgeprägten Gezeiten kommen Strandkrabben vom oberen Gezeitenbereich, der bei Ebbe viele Stunden lang trockenfällt, bis in 60 m tiefe Gewässer vor, halten sich jedoch die meiste Zeit des Jahres über bevorzugt in flachem Wasser und Ufernähe auf. Sie besiedeln alle halbwegs geschützten Küstentypen mit nicht allzu starker Brandung und stellen keine besonderen Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit: Strandkrabben kommen auf Sandboden ebenso vor wie auf Fels oder Schlick. Dabei treten sie oft massenhaft auf.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Untereinander zeigen Strandkrabben häufig ein aggressives Verhalten: Treffen zwei Individuen überraschend aufeinander, bedrohen sie sich oft gegenseitig. Zwischen Männchen kommt es dann nicht selten zu Kämpfen, vor allem um Zugang zu den Weibchen zu erhalten. Ernsthafte Verletzungen können sich die Tiere aufgrund ihrer Panzerung jedoch kaum zufügen. Ausnahmen sind Begegnungen zwischen Tieren mit deutlichem Größen- und Altersunterschied. Hier fressen sich Strandkrabben oft gegenseitig. Insbesondere Krebse, bei denen nach einer Häutung der Panzer noch nicht ausgehärtet ist („Butterkrebse“) sind dafür anfällig und können selbst von kleineren Artgenossen überwältigt werden. In Gebieten, in denen sich viele Jungtiere ansiedeln, scheint dieses kannibalistische Verhalten sogar die Populationsdichten zu regulieren. Ebenso häufig kann man aber Strandkrabben finden, die in ihren Verstecken der Gezeitenzone buchstäblich „aufeinandersitzen“ und sich vollkommen friedlich verhalten. Bei einer derartigen Anhäufung von Individuen wird auch eine Häutung unterdrückt, wohl um den Kannibalismus zu vermeiden.

Lebensstil

Fressverhalten und Ernährung

Der Krebs ist in seiner Kost nicht wählerisch: Er frisst praktisch alles, was mit den Scheren überwältigt werden kann, zum Beispiel verschiedenste Weichtiere, Vielborster, Nesseltiere, Stachelhäuter, Fische und andere Krebstiere. Hartschalige Beutetiere wie Muscheln und Schnecken (Große Strandschnecke u. a.) werden vorher mit der Knackschere aufgebrochen. Strandkrabben vertilgen auch Aas und pflanzliche Kost wie Seetang. Die Art ist sehr gefräßig und kann einen starken Einfluss auf die Populationsdichten der zu ihrem Beutespektrum zählenden Tierarten haben.

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Die Tiere selbst besitzen ebenfalls eine große Anzahl an Fressfeinden. So werden sie zum Beispiel von Seevögeln, Fischen und Kopffüßern gefressen und stellen für diese oft einen wichtigen Teil der Hauptbeute dar. Zur Verteidigung dienen den Krabben dabei ihre Scheren, die sie ihren Feinden drohend entgegenstrecken, doch diese häufig aufgrund des Größenunterschieds kaum verletzen können. Dabei wird oft die für Krabben typische Abwehrstellung eingenommen, bei der die Zangen weit auseinandergespreizt und beim Annähern des Feindes zusammengeschlagen werden. Einen gewissen Schutz bietet den Krebsen dabei auch ihr Panzer. Eine übliche Fluchtreaktion ist jedoch das Weglaufen, wobei möglichst rasch ein geeigneter Unterschlupf gesucht wird. Mit ihren Laufbeinen kann sie sich sowohl im Wasser als auch an Land überraschend schnell bewegen, wobei sie die für Krabben typische seitliche Fortbewegungsweise zeigt: „dwarslöper“. Bei einem Exemplar mit einer 45 mm Carapaxbreite wurde unter Wasser schon eine Laufgeschwindigkeit von bis zu 1 m/s gemessen. Außerdem können die Tiere sehr schnell die Laufrichtung ändern.

Strandkrabben sind wie alle Krabben zur sogenannten Autotomie befähigt, d. h., sie können Extremitäten (beispielsweise die Scherenbeine) abwerfen, falls dadurch die Flucht vor Raubfeinden ermöglicht wird oder die entsprechende Extremität beschädigt ist. Bei der Strandkrabbe ist dies häufig der Fall, so dass man regelmäßig Individuen finden kann, bei denen eine oder mehrere Extremitäten fehlen. Im Laufe mehrerer Häutungen kann diese dann nachwachsen. Geht bei der Strandkrabbe durch Autotomie einmal das Scherenbein mit der Knackschere verloren, wandelt sich die Schere des noch vorhandenen Beins im Laufe der Häutungen zu einer neuen Knackschere.

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Ernährung Aasfresser

Paarungsgewohnheiten

Bei den Paarungszeiten gibt es angesichts des großen Verbreitungsgebiets der Strandkrabbe regionale Unterschiede. In manchen Gegenden kann man das ganze Jahr über Eier tragende Weibchen finden. Unter weniger günstigen Bedingungen gibt es definierte Paarungszeiten, in denen sich die Weibchen an bestimmten Orten sammeln, um begattet zu werden. Hier warten sie auf die Männchen, zwischen denen es dann meist zu Kämpfen kommt. Da die Begattung nur stattfinden kann, wenn sich das Weibchen häutet, tragen die Männchen ein einmal gesichertes Weibchen bis dahin mit sich herum und müssen sie eventuell nochmal vor Konkurrenten verteidigen.

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Die bis zu 185.000 Eier werden von dem Weibchen in einem Ballen unter dem Pleon herumgetragen. Bei Bedrohung halten sie ihre Extremitäten nah am Körper, so dass die Laufbeine schützend über den Eiballen gelegt werden. Die Larven schlüpfen je nach Umgebungstemperatur nach bis zu vier Monaten und werden dann in das freie Wasser abgegeben. Die meisten Weibchen ziehen sich zu diesem Zweck aus den Gewässern nahe der Küste zurück bzw. verlassen das Brackwasser von Ästuaren, um die Larven in das salzige Meerwasser abzugeben. Die aus dem Ei geschlüpfte, weniger als einen Millimeter große Prezoea-Larve wandelt sich innerhalb von Minuten zur Zoea-Larve, die dann zum frei schwimmenden Plankton gehört. Nach der Häutung zur Megalopa-Larve wird sie zur kaum mehr als Millimeter breiten Jungkrabbe, die ab sofort am Boden lebt.

Wie schnell die Krabben wachsen, ist neben der Nahrungsversorgung vor allem auch temperaturabhängig. Die Geschlechtsreife wird beim Männchen bei einer Carapaxbreite zwischen 25 und 30 mm, beim Weibchen zwischen 15 und 31 mm erreicht. Das Lebensalter beträgt zwischen 5 und 10 Jahren. In Regionen mit niedriger Umgebungstemperatur wachsen Strandkrabben langsamer, erreichen die Geschlechtsreife später und haben eine höhere Lebenserwartung.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die Art gehört zu den Wirten des Parasiten Sacculina carcini, der die befallene Krabbe sterilisiert, ein weiteres Wachstum verhindert und sie so sehr schwächt, dass der Befall früher oder später zum Tod des Wirtes führt. Um die Strandkrabbe in eingeschleppten Regionen zu bekämpfen, wurde in Erwägung gezogen, den Parasiten an betroffenen Küsten Nordamerikas auszusetzen. Untersuchungen ergaben jedoch, dass dieser kein optimales Mittel zur Bekämpfung darstellt, da auch einheimische Krabben befallen werden können. Andere bekannte Parasiten sind Plattwürmer, Schnurwürmer und Asseln, die jedoch kaum erforscht sind.

Referenzen

1. Gemeine Strandkrabbe artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Strandkrabbe

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