Mauereidechse
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Familie
Gattung
SPEZIES
Podarcis muralis
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
7-10 years
Länge
20
8
cminch
cm inch 

Die Mauereidechse (Podarcis muralis) gehört zur Klasse der Kriechtiere (Reptilia), der Familie der Echten Eidechsen (Lacertidae) und zur Gattung der Mauereidechsen (Podarcis). Sie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum Reptil des Jahres 2011 ausgerufen.

Aussehen

Die Mauereidechse erreicht eine Gesamtlänge von 25 Zentimetern. Sie ist schlank und wirkt im dorsalen Bereich aufgrund ihrer Körperlänge häufig relativ abgeflacht. Das Halsband ist gewöhnlich glattrandig, die Rückenschuppen sind leicht gekielt. Der Schwanz kann das Doppelte der Kopf-Rumpf-Länge erreichen. Die Rückenfärbung ist hell- bis mittelbraun oder grau, mitunter auch grünlich. Auffallend ist eine unregelmäßige schwärzliche Fleckung, die manchmal ein Netzmuster bildet. Die Unterseite ist sehr variabel gefärbt, von weißlich über gelblich bis rot und von ungefleckt bis stark gefleckt oder getüpfelt. Je nach Herkunft können die Tiere in Körperfärbung und Zeichnungsmuster stark variieren, dadurch sind die Tiere teilweise schwer bestimmbar. Insbesondere in Süd- und Südosteuropa existieren zahlreiche Unterarten.

Verteilung

Erdkunde

Die Mauereidechse besiedelt ein breites Biotopspektrum. Bevorzugt finden sich die Tiere auf nach Südosten oder Südwesten exponierten Flächen. In diesen Biotopen ergibt sich eine optimale Ausnutzung der Vormittags- beziehungsweise der Nachmittagssonne.

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Die Eidechsen, die in den Hohlräumen von Felsen und Mauern leben, nutzen diesen Unterschlupf sowohl zum Schutz gegen Kälte in der Nacht als auch zum Schutz gegen die extrem hohen Temperaturen während der Mittagshitze im Hochsommer. Generell günstig sind Felsen und Mauern mit gleichmäßig verteilten offenen Fugen und Spalten. Die Tiere bevorzugen einerseits vielfältig bewachsene Mauerflächen, die reichlich Insekten anlocken, andererseits unbewachsene Flächen, um sich dort zu sonnen. Ein geringer Mauerbewuchs kann durch angrenzenden naturnahen Bewuchs am Fuß der Mauer ausgeglichen werden. Ein Einfluss der Mauerhöhe auf die Besiedlung durch die Eidechsen ist nicht bekannt. Mauereidechsen, die an Burgruinen leben, nutzen im Prinzip die gesamte Mauerfläche. Das Gleiche gilt für die Besiedlung von Felswänden und Geröllflächen. Als typischer Kulturfolger ist die Mauereidechse auch in Weinbergen, an Bahn- und Straßenböschungen sowie an Gebäuden in Siedlungen und Städten anzutreffen. Gelegentlich tritt die Art auch an offenen, vertikalen Gesteinsflächen von Steinbrüchen auf.

Die Mauereidechse ist stets tagaktiv. Sie ist sehr flink und klettert sehr gut. Das Gelege wird unter Steinen oder in kleinen selbstgegrabenen Gängen abgelegt. Es umfasst zwei bis zehn Eier. Bei günstigen Lebens- und Umweltbedingungen sind zwei bis drei Jahresgelege möglich. Die Jungtiere schlüpfen nach etwa sechs Wochen von Ende Juni bis Anfang August.

Die Mauereidechse ist von Nord-, Nordost- und Mittelspanien ostwärts über Mitteleuropa und die Balkanländer bis zur Westküste des Schwarzen Meeres verbreitet. Die natürliche Verbreitungsgrenze im Norden wird auf der Kanalinsel Jersey, in Nordfrankreich, Südbelgien und im Süden der Niederlande erreicht. In Deutschland kommt die Art schwerpunktmäßig im Südwesten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz vor. Dabei werden klimatisch begünstigte Hanglagen an Rhein, Neckar, Mosel, Nahe, Lahn, Rur und Ahr bevorzugt. Weitere Vorkommen existieren in Hessen und im Saarland. In Nordrhein-Westfalen kommt die Art natürlicherweise im Rheintal bei Bonn und in der Eifel vor.

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Mauereidechse Lebensraum-Karte

Klimazonen

Mauereidechse Lebensraum-Karte
Mauereidechse
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Mauereidechsen sind tagaktive Solitäre, die ihre Tage damit verbringen, auf Nahrungssuche zu gehen, sich in der Sonne zu sonnen oder zwischen Felsen, Geröll, Schutt und Gebäuden umherzuhuschen. Sie sind geschickte Kletterer und Buddler; wenn Mauereidechsen keinen natürlichen Unterschlupf finden, bauen sie sich gerne eine eigene Behausung. Diese kleinen Kreaturen vertragen keine kalten Temperaturen und halten im Winter bis zum Frühjahr einen Winterschlaf unter der Erde. Mauereidechsen kommunizieren sowohl über visuelle als auch über chemische Signale miteinander. Die Männchen sind mit Femoraldrüsen ausgestattet, die ein wachsartiges Sekret produzieren, das als chemisches Signal dient. Die Verbindungen in ihren Sekreten sind dafür bekannt, dass sie sozial relevante Informationen enthalten.

Fressverhalten und Ernährung

Mauereidechsen sind Fleischfresser, insbesondere Insektenfresser. Ihre Ernährung umfasst Heuschrecken, Grillen, Spinnen, Raupen, Motten und Schmetterlinge.

Paarungsgewohnheiten

Mauereidechsen brüten im Frühjahr, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachen. Die Weibchen legen in der Regel 2-3 Gelege pro Jahr. Das erste Gelege wird im März gelegt und besteht aus 3 bis 10 Eiern. Die Eier werden in der Regel im Boden vergraben oder unter Steinen abgelegt. Die voll entwickelten (Nestflüchter) Jungtiere schlüpfen 6-11 Wochen später. Sie sind völlig unabhängig und werden im Alter von etwa 3 Jahren geschlechtsreif.

POPULATION

Populationsgefährdung

Die Mauereidechse ist als Art in Deutschland bzw. Mitteleuropa tendenziell nicht gefährdet, auch wenn sie in (teils veralteten) Roten Listen unter einem Gefährdungsstatus geführt wird. Die Art profitiert massiv vom Klimawandel und hat ihr Verbreitungsgebiet in Deutschland, vor allem aufgrund menschlicher Verschleppungen, in den vergangenen Jahren erheblich ausgedehnt. Die Art ist nach europäischen Recht geschützt. Ihr kommt damit in den EU-Mitgliedsstaaten ein strenger Schutz zugute. Gefährdet sind in Mitteleuropa aktuell vor allem Unterarten, also Populationen mit einer spezifischen regionalen genetischen Ausprägung, deren Bewahrung ebenfalls ein Ziel des Naturschutzes ist. In Deutschland sind das im Südwesten die Unterart P. m. brongniardii und in Bayern lokal P. m. maculiventris. Die beiden Unterarten werden vielfach durch Einbringung gebietsfremder Unterarten der Mauereidechse bedroht und sind im Südwesten bereits vielfach nicht mehr eindeutig von den nicht-heimischen abzugrenzen.

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In der Vergangenheit haben z. B. Maßnahmen zur Rebflurbereinigung regional zu Bestandseinbußen bei der Mauereidechse geführt. Probleme gab und gibt es auch an Kletterfelsen, wo Lebensräume im Einstiegsbereich von Kletterrouten oder durch „Ausfegen“ von lockerem Geröll oder Felsvegetation degradiert wird. Beispiele für solche Probleme in Klettergebieten sind das Naturschutzgebiet (NSG) „Buntsandsteinfelsen im Rurtal zwischen Heimbach und Kreuzau“ in der Eifel und der Steinbruch Stenzelberg im NSG Siebengebirge bei Bonn. Da heute die größten Populationen der Art nördlich der Alpen auf Bahnhofsgeländen und anderen urbanen Flächen leben und diese Biotope kaum bedroht sind, sind die Zukunftsaussichten der Art positiv zu bewerten. Wird in Mauereidechsenbiotope z. B. durch Baumaßnahmen eingegriffen, müssen nach derzeitiger Lesart des europäischen Naturschutzrechtes immer wieder Umsiedelungsmaßnahmen (sogenannte CEF-Maßnahme) durchgeführt werden. Da die europarechtlichen Schutzvorgaben den Individualschutz der Tiere adressieren, sind diese verhältnismäßig teuer und gehen relativ schnell in einen Millionenbetrag, den jeweils der Eingreifer (Bauträger) zu bezahlen hat. Dies wird von Expertenseite teilweise auch kritisch gesehen, weil vielfach eben keine Gefährdung der Art vorliegt und dann in der Praxis oft gebietsfremde Unterarten geschützt werden, die sich ohnehin stark ausbreiten. Weiterhin gilt: Das europäische Recht unterscheidet nicht zwischen Unterarten und berücksichtigt auch nicht den tatsächlichen Gefährdungsstatus. Die juristische "Bevorzugung" der Art könnte auch eine Gefährdung anderer, möglicherweise um ähnliche ökologische Nischen konkurrierende Arten negativ betreffen – so z. B. die Zauneidechse oder Waldeidechsen. Die ökologischen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Reptilienarten sind allerdings noch nicht abschließend untersucht. Regelmäßig werden an Gleiskörpern der Bahn Kies- und Sandstreifen zur Populationserhaltung bzw. Umsiedlung angelegt oder Gitterkörbe mit Steinen zum Überwintern ausgebracht.

Gesetzlicher Schutzstatus

  • Die Mauereidechse ist eine Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie der Europäischen Union und als solche in Deutschland streng geschützt.

Nationale Rote Liste-Einstufungen (Auswahl)

  • Rote Liste der Bundesrepublik Deutschland: V – Vorwarnliste
  • Rote Liste Österreichs: EN (stark gefährdet)
  • Rote Liste der Schweiz: LC (nicht gefährdet)

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Populationszahl

Laut IUCN ist die Mauereidechse in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet weit verbreitet, aber es liegt keine Gesamtpopulationsschätzung vor. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.

Referenzen

1. Mauereidechse artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Mauereidechse
2. Mauereidechse auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/61550/12514105

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