Antarktische seebär
Der Antarktische Seebär (Arctocephalus gazella) ist eine Art der Südlichen Seebären.
Bullen erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 190 cm, Kühe von 130 cm. Das Gewicht liegt bei 150 bzw. 50 kg. Die Fellfarbe ist graubraun. Der Bulle trägt zudem eine schwarze Mähne, in der viele graue oder weiße Einzelhaare durchschimmern. Auf den Wangen, der Schnauze bzw. um sie herum und ggf. über den Augen wachsen lange Tasthaare (Vibrissen).
Diese Seebären leben auf Inseln rund um die Antarktis. Die größten Kolonien gibt es auf Südgeorgien; weitere findet man auf Marion Island, den Südlichen Shetlandinseln, den Südlichen Orkneyinseln, den Südlichen Sandwichinseln, der Bouvetinsel, den Kerguelen, Heard und den McDonaldinseln, den Crozetinseln und der Macquarieinsel.
Für gewöhnlich leben Antarktische und Subantarktische Seebären voneinander getrennt; nur auf Marion Island und den Crozetinseln bilden sie gemeinsame Kolonien, und dort kommt es gelegentlich sogar zu Paarungen zwischen beiden Arten.
Umherwandernde Individuen des Antarktischen Seebären findet man in recht beachtlicher Zahl auf Prince Edward Island und Feuerland. Dort bildet diese Robbe aber keine Kolonien.
Der Antarktische Seebär ist ein solitäres Tier, außer wenn er brütet und sich mausert. Zusammen mit der Seeleopard-Robbe ist sie eine der terrestrischsten Robben. Sie sind schneller als der Mensch, wenn sie sich über glatte Felsen und zwischen dichtem Gras bewegen. Sobald die Brutzeit beendet ist und die Jungen entwöhnt sind, zieht die Population für die Wintermonate von Mai bis November ins Meer. Es ist nicht bekannt, wohin sie ziehen und ob es sich um eine Ausbreitung oder eine gerichtete Wanderung handelt. Einige der erwachsenen Männchen und Jungtiere bleiben das ganze Jahr über an Land. Bei der Nahrungssuche tauchen die Robben in der Regel für etwa zwei Minuten auf etwa 30 m ab. Diese Art kommuniziert mit Hilfe von Lautäußerungen. Die Männchen haben zwei Hauptrufe: ein Drohgebrüll, das sich an andere Männchen richtet, wenn sie auf einen Prädator oder eine andere spezifische Bedrohung reagieren, und ein "huff-chuff"-Geräusch, wenn sie sich in den Brutgebieten bewegen und mit den Weibchen interagieren, was ein Zeichen des Status ist. Ein Weibchen kann auch brüllen und "huff-chuff" machen, aber sie kommuniziert hauptsächlich mit ihren Jungen, indem sie einen hohen Ruf und den Geruch benutzt, um die Bindung herzustellen.
Antarktische Seebären sind Fleischfresser (Piscivoren), sie ernähren sich hauptsächlich von Fischen, Krill, Krustentieren und Kopffüßern wie Tintenfischen und Oktopoden. Auf den Südgeorgien-Inseln ist der Makrelen-Eisfisch die Hauptbeute. Sie können auch einige kleinere Pinguine erbeuten.
Antarktische Seebären brüten in Kolonien und sind polygyn. Ausgewachsene Männchen treffen etwa einen Monat vor den brütenden Weibchen ein und errichten Reviere. Die Brutzeit dauert von Mitte Oktober bis Dezember. Jedes Revier-Männchen ist mit 1 bis 27 Weibchen vergesellschaftet, wobei der Durchschnitt bei 15 Weibchen liegt. Die Weibchen gebären ihre Jungen in der vorangegangenen Saison und paaren sich etwa sechs bis sieben Tage nach der Geburt erneut. Ein einzelnes Jungtier wird nach einer Trächtigkeit von 11-12 Monaten geboren, wobei sich die Einnistung möglicherweise verzögert. Die Geburten finden zwischen Oktober und Anfang November statt. Während der Abwesenheit ihrer Mütter streifen die Jungtiere umher und interagieren miteinander. Einige Jungtiere gehen bereits Anfang Januar ins Wasser, aber bis März können sie noch nicht gut schwimmen. Sobald das Weibchen wieder an Land ist, sucht es sein Junges mit Hilfe von Lauten und bestätigt dies durch seinen Geruch. Die Entwöhnung erfolgt mit etwa 117 Tagen und die Jungtiere werden im Alter von drei bis vier Jahren fortpflanzungsfähig.
Der Antarktische Seebär wird in der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) bezeichnet.Dennoch wird die Art wie alle Arten ihrer Gattung im Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES, Appendix II durch Handelsbeschränkungen weltweit unter Schutz gestellt. Diese Schutzmaßnahme wird in der Europäischen Union mit der EU-Artenschutzverordnung (EG) Nr. 338/97 aufgenommen und damit automatisch auf alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union ausgedehnt. Die Bundesrepublik Deutschland trägt dem durch Aufnahme in das Bundesnaturschutzgesetz Rechnung und bezeichnet diese Robbe als besonders geschützte Art.
Die Kolonien haben noch am Ende des 18. Jahrhunderts mehrere Millionen Tiere umfasst. In den 1790er Jahren begannen die Raubzüge der Robbenjäger. Im Südsommer 1800/1801 wurden allein auf Südgeorgien 112.000 Seebären erschlagen. Auf einer Insel nach der anderen wurden die Kolonien vernichtet, und die Ausbeute wurde immer größer. Die Kolonien auf den Südlichen Shetlandinseln wurden erst 1819 entdeckt; sie umfassten etwa 400.000 Tiere, die innerhalb von nur zwei Jahren ausgelöscht wurden. In den 1830er Jahren galt die Art als ausgestorben; da sich ein so riesiges Verbreitungsgebiet jedoch nicht gänzlich kontrollieren lässt, haben Antarktische Seebären das Massenschlachten in manchen Regionen überlebt. In den 1930er Jahren gab es wieder eine Kolonie von hundert Tieren auf Südgeorgien. Durch strenge Schutzgesetze wuchs sie jährlich an und umfasste Anfang der 1990er Jahre wieder 1,6 Millionen Tiere. Auf den anderen Inseln des ehemaligen Verbreitungsgebietes ist die Bestandssituation kritischer: Außerhalb Südgeorgiens lebten im selben Zeitraum nur 50.000 Antarktische Seebären.
Antarktische Seebären sind wichtige Prädatoren von Krill und verschiedenen Fisch- und Tintenfischarten.