Der Marabu (Leptoptilos crumeniferus) ist eine in Afrika vorkommende Vogelart aus der Familie der Störche (Ciconiidae) und eine der drei Arten der Gattung Marabus (Leptoptilos). Der Marabu ist im subsaharischen Afrika beheimatet. Auf Grund seiner Anpassungsfähigkeit ist er stellenweise recht häufig und als Abfall- und Unratbeseitiger in menschlichen Siedlungen gern gesehen.
Unter den Störchen gehört der Marabu mit einer Körperlänge zwischen 115 und 152 Zentimeter zu den größten Vertretern. Seine Spannweite von 300 cm reicht an die des Andenkondors mit 325 cm heran.
Kopf und Hals des Marabu sind nur leicht bedaunt. Der klobige Schnabel ist hornfarben. Sein Gefieder ist am Rücken, Flügel und Schwanz dunkelgrau mit grünem Glanz, die Unterseite ist weiß. Charakteristisch ist auch der Kehlsack, der nicht als Kropf dient. Er dient vermutlich der Wärmeregulierung.
Marabu-Störche brüten in Afrika südlich der Sahara. Sie leben sowohl in feuchten als auch in trockenen Lebensräumen und sind in offenen Trockensavannen, Grasland, Flussufern, Seeufern und Sümpfen zu finden. Diese Vögel sind auch häufige Besucher von Mülldeponien und Fischerdörfern.
Als Aasfresser benutzt der Marabu seinen äußerst kräftigen, ca. 35 cm langen Schnabel zum Aufbrechen der Bauchdecke verendeter Tiere, um an deren Eingeweide zu kommen. Auch sein nackter Kopf weist ihn, wie auch die Geier, als Aasfresser aus. Federlos lässt er sich leichter von Blut und Fleischresten befreien, die beim Eindringen in Tierleichen haften bleiben und aus hygienischen Gründen entfernt werden müssen. Das Reinigen der Kopffedern fällt den Vögeln naturgemäß schwer. Auch das Flugbild der Marabus erinnert an das von Geiern, da er mit weit ausgebreiteten Schwingen schwebend nach Kadavern Ausschau hält und dabei wie die Geier den Hals einzieht. Marabus siedeln sich bevorzugt in Gegenden an, in denen das Nahrungsaufkommen reichlich ist, und sind deshalb auch häufig in der Nähe menschlicher Siedlungen anzutreffen, wo sie gerne auch die Müllhalden durchsuchen. Daneben ernähren sich Marabus auch von Heuschrecken und anderen Insekten, von den Jungtieren kleiner Säugetiere (z. B. Mungos), von Küken der Flamingos und zudem von den in den schrumpfenden Tümpeln zusammengedrängten Fischen und Amphibien.
Marabu-Störche sind Aasfresser und ernähren sich hauptsächlich von Aas. Gelegentlich fressen sie jedoch auch andere Vögel wie Tauben, Tauben, Pelikan- und Kormoranküken und sogar Flamingos. Während der Brutzeit nehmen erwachsene Marabus vor allem kleine, lebende Beutetiere zu sich, da die Nestlinge diese Art von Nahrung zum Überleben brauchen. Häufige Beute zu dieser Zeit sind Fische, Frösche, Insekten, Eier, kleine Säugetiere und Reptilien wie Krokodilbrut und -eier sowie Eidechsen und Schlangen.
Da in der Trockenzeit besonders viele Tiere verenden, legen die Marabus ihre zwei bis drei Eier so, dass die Jungen in der Trockenzeit schlüpfen, wenn für Marabus das Nahrungsangebot groß ist. Die Brutkolonien werden auf Bäumen oder auf Felsenklippen angelegt. Die Brutzeit beträgt etwa 30 Tage, wobei beide Elternteile das Gelege bebrüten. Die Jungtiere müssen anschließend etwas mehr als vier Monate von den Eltern versorgt werden.
Marabu-Störche sind derzeit nicht vom Aussterben bedroht. In Nigeria werden diese Vögel jedoch häufig gejagt und auf den Märkten für traditionelle Medizin gehandelt.
Nach Recherchen des Environmental Information Service Namibia beläuft sich die Gesamtpopulation des Marabu-Storchs auf etwa 100.000-300.000 Individuen. Nach Angaben der Oiseaux-birds-Ressource lag die Gesamtpopulation dieser Art im Jahr 2006 bei 200.000/500.000 Individuen. Insgesamt wird der Marabu-Storch derzeit auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, und sein Bestand nimmt heute zu.
Marabus erfüllen eine wichtige natürliche Funktion in ihrem Ökosystem, indem sie Gebiete durch die Aufnahme von Aas und Abfällen säubern. Auf diese Weise helfen sie, den Ausbruch und die Verbreitung verschiedener Krankheiten einzudämmen.