Die Waldmaus (Apodemus sylvaticus) ist eine Säugetierart aus der Familie der Langschwanzmäuse (Muridae). Diese relativ kleine und großäugige Langschwanzmaus besiedelt große Teile der westlichen Paläarktis und bewohnt entgegen ihrem Namen überwiegend offene Lebensräume, unter anderem landwirtschaftlich genutzte Bereiche, Brachen, Gewässerufer und Parks. Die Waldmaus zählt zu den häufigsten Säugerarten Europas und ist laut IUCN ungefährdet.
Die Waldmaus gehört zu den kleineren Arten der Gattung Apodemus. Die Ohren sind relativ groß, die Augen sehr groß und deutlich hervorstehend. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt 80–110 mm, die Schwanzlänge 70–115 mm, die Länge der Hinterfüße 20,0–23,5 mm und die Ohrlänge 15–20 mm. Die Tiere wiegen 13–36 g, meist 18–25 g. Das Fell ist oberseits gelb- bis braungrau, bei älteren Tieren rotbraun überhaucht. Die Unterseite ist schmutzig weiß, die Abgrenzung zur Oberseitenfärbung ist nicht sehr deutlich. Eine Brustzeichnung fehlt oder ist nur als gelblichbrauner, längsovaler Fleck ausgebildet. Die Hinterfüße sind oberseits weiß behaart. Verwechslungsgefahr besteht insbesondere mit der Gelbhalsmaus.
Das Verbreitungsgebiet der Waldmaus umfasst große Teile der westlichen Paläarktis. In West-Ost-Richtung reicht das Areal von Island, Irland und Portugal bis in die östliche Ukraine und den äußersten Südwesten Russlands sowie bis in den äußersten Westen der Türkei. In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich die Verbreitung vom Süden Norwegens und Schwedens bis in den Norden von Marokko, Algerien und Tunesien, bis Sizilien und bis in den Süden von Griechenland einschließlich Kreta.
Die Höhenverbreitung reicht von Meereshöhe bis etwa 2000 m in den Alpen; im Atlasgebirge bis 3300 m.
Die Waldmaus bewohnt entgegen ihrem Namen im größten Teil des Verbreitungsgebietes überwiegend Saumbiotope der Agrarlandschaft, vor allem Hecken, Brachen, Grabenränder und Gewässerufer, aber auch Parks und Gärten. Im Nordosten des Areals ist die Art weitgehend auf diese Bereiche beschränkt und bewohnt hier allenfalls auch noch sehr offene, trockene Nadelwälder. Im Westen und Süden des Verbreitungsgebietes kommen Waldmäuse auch im geschlossenen Hochwald vor. Hauptgrund für das Fehlen in Wäldern im größten Teil des Areals ist offenbar deren flächenhafte Besiedlung durch die größere und konkurrenzstärkere Gelbhalsmaus.
Waldmäuse kommen häufig in Gebäude und nutzen auch Fassadenbewuchs, um unter die Dachdeckung zu gelangen.
Waldmäuse sind überwiegend nachtaktiv und klettern gut. Die tiefen Erdbaue haben zwei Eingänge und eine Nest- und eine Vorratskammer. Die Nester werden im Winter von mehreren Tieren bewohnt. Die Waldmaus ist ein Allesfresser. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Samen und Früchten wie Eicheln, Bucheckern und Haselnüssen, Knospen, Früchten, Pilzen, Wurzelknollen und Insekten.
Die Fortpflanzung findet im Norden des Areals von März bis Oktober statt, im Mittelmeergebiet auch ganzjährig. In Mitteleuropa gibt es meist drei Würfe im Jahr. Die Tragzeit beträgt 23–24 Tage. Die Würfe umfassen 2–8, meist 5–6 Junge. Die frisch geborenen Jungmäuse wiegen 1,5–2,0 g; ihre Augen öffnen sich im Alter von 12–14 Tagen. Weibchen sind im Sommer des Geburtsjahres geschlechtsreif.
Die Waldmaus zeigt deutliche, jedoch nicht zyklische Bestandsschwankungen in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot. In Wäldern kann die Siedlungsdichte in Mastjahren bis auf über 50 Individuen/Hektar steigen, in nahrungsarmen Jahren kann sie unter einem Individuum/Hektar liegen.
Waldmäuse waren 1981 die erste Säugetier-Art, bei der ein Magnetsinn nachgewiesen wurde.
Waldmäuse sind Allesfresser. Sie ernähren sich im Allgemeinen von Wurzeln, Körnern, Samen, Beeren, Nüssen, Gräsern, Getreidekörnern und Früchten und ergänzen diese Ernährung gelegentlich mit Insekten und Schnecken.
Waldmäuse haben ein polygynes Paarungssystem. Sie brüten zwischen Februar und Oktober. Während dieser Zeit konkurrieren die Tiere um ihre Paarungsrechte. Weibliche Waldmäuse können bis zu 4 Würfe pro Jahr zur Welt bringen. Die Trächtigkeit dauert 21-26 Tage und bringt 4-7 Junge hervor, die in einer Nestkammer in der Behausung der Mutter geboren werden, die mit einer weichen Unterlage aus Blättern, Moos und Gras ausgekleidet ist. Die Augen der Neugeborenen sind geschlossen und öffnen sich erst im Alter von 6 Tagen. Zu diesem Zeitpunkt haben sie ihr Fell erhalten, das dunkler ist als das der ausgewachsenen Tiere. Im Alter von 3 Wochen werden die Jungtiere von ihrer Mutter aus dem Nest getrieben und beginnen dann, unabhängig zu leben. Innerhalb von 2 Monaten werden die jungen Waldmäuse fortpflanzungsfähig.
Die Waldmaus zählt zu den häufigsten Säugerarten Europas; der Bestand ist insgesamt offenbar stabil. Die Art wird von der IUCN weltweit als ungefährdet eingestuft (least concern).
Die Waldmaus ist in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet zahlreich und weit verbreitet, aber es gibt keine Schätzungen der Populationszahlen für diese Art. Nach Angaben des British Wildlife Center beläuft sich die Populationszahl dieser Art in Großbritannien jedoch auf etwa 38 Millionen Individuen. Insgesamt sind die Bestände der Waldmaus heute stabil und die Tiere werden auf der Roten Liste der IUCN derzeit als nicht gefährdet (LC) eingestuft.
Die Waldmaus ist ein wichtiger Samenverbreiter in ihrem Verbreitungsgebiet und die wichtigste Beutetierart für lokale Prädatoren (Eulen, Füchse, Katzen).