Die Bartmeise (Panurus biarmicus) ist eine Vogelart und wird heute meist als einzige Art der damit monotypischen Familie Panuridae betrachtet. Sie ist ein meisenartiger, langschwänziger Bewohner großer Schilfflächen.
Die Bartmeise ist ein kleiner, orange-brauner Vogel mit einem langen Schwanz und einem wellenförmigen Flug. Sein Schnabel ist gelb-orange. Das Männchen hat einen grauen Kopf und einen schwarzen Schnurrbart (keinen Bart); die unteren Schwanzdecken sind ebenfalls schwarz. Das Weibchen ist im Allgemeinen blasser und hat keinen schwarzen Schnurrbart.
Die Bartmeise ist ein Brutvogel der Paläarktis, die vor allem in gemäßigten, mediterranen Steppen- und Wüstenzonen vorkommt. Sie brütet jedoch auch im Süden der borealen Zone. Das Verbreitungsgebiet ist als Folge der Verteilung geeigneter Lebensräume stark aufgesplittert. Die westlichsten Vorkommen sind derzeit in Spanien, dem Westen von Frankreich und in Großbritannien. Im Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Kasachstan und bis in den Westen der Mongolei sowie in den Norden Chinas. Hauptverbreitung in Mitteleuropa sind Küstengebiete der Nord- und Ostsee sowie der Neusiedler See in Österreich.
Die Bartmeise lebt in ausgedehnten Röhrichten der Verlandungszone nährstoffreicher Binnengewässer aller Art. Voraussetzung für eine Dauerbesiedlung sind ausgedehnte Altschilfwälder. Präferiert werden Stellen, wo Altschilf sich zu einer dichten Decke über dem Boden beziehungsweise dem Wasser geformt hat. Auch außerhalb der Brutzeit hält sich die Bartmeise im Schilfröhricht auf. Gebüsch wird nur ausnahmsweise aufgesucht.
Bartmeisen sind soziale Vögel. Sie verbringen ihre Tage mit der Futtersuche in Gruppen oder Paaren. Nach der Brutzeit können sie in größeren Schwarmbildenden auf Nahrungssuche gehen. Schwarmbildende Vögel verraten ihre Anwesenheit in einem Schilfgebiet oft durch ihren charakteristischen 'Ping'-Ruf. Sie fressen in der Nähe von Wasser, am Fuße des Schilfs, und suchen auch in schlammigen Gebieten nach Nahrung. Bartmeisen sind sehr geschickte Vögel; sie können kopfüber fressen und die Samen nicht nur mit dem Schnabel, sondern auch mit dem Fuß herausziehen. Wenn sie am Boden sind, laufen sie schnell, kratzen den Boden auf und drehen die Blätter auf der Suche nach Insekten um. Nachts schlafen verpaarte Paare oft zusammen auf einem Schilfhalm.
Im Sommer fressen diese Vögel Insekten und Spinnen. Im Winter stehen Sämereien auf dem Speiseplan.
Für die Balz ist der Gesang der Bartmeise unbedeutend, wichtig ist die Schaubalz. Bei dieser entfaltet das Männchen die ganze Pracht seines Gefieders. Bartmeisen brüten zweimal pro Jahr. Das Nest ist ein tiefer Napf am Grund des Röhrichts in Wassernähe. Dieses besteht aus vorjährigem Schilf und ist innen mit Schilfrispen ausgelegt. Die Jungen zeigen den auffälligsten Sperr-Rachen unter den in Europa beheimateten Vogelarten. Die Vögel finden sich noch in ihrem Jugendkleid zu Paaren zusammen, die ihr Leben lang unzertrennlich sind.
Bartmeisen gelten derzeit nicht als bedroht. In einigen Gebieten leiden sie jedoch unter dem Verlust von Feuchtlebensräumen und harten Wintern, die viele Vögel töten können.
Allein in Europa soll es laut IUCN 490.000–960.000 Bartmeisen geben. Die Art gilt daher als „nicht gefährdet“. Der Brutbestand wird für Deutschland auf 1400 bis 2700 Brutpaare geschätzt. In Österreich kommen 3000 bis 6000 Brutpaare vor. Der Brutbestand in der Schweiz wird auf dreißig bis vierzig Brutpaare geschätzt.
Grundsätzlich kommt es bei der Bartmeise zu drastischen Bestandsveränderungen mit sprunghaften Zunahmen und völligen Zusammenbrüchen nach sehr kalten Wintern. In harten Wintern kommt es vor, dass im Norden ganze Populationen aussterben. Die verwaisten Lebensräume werden dann durch herumstreifende Bartmeisen wieder besiedelt. Im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es für weite Teile Deutschlands und der Schweiz keine Brutnachweise. Erst nachdem die niederländische Population in den Küstenregionen auf etwa 10.000 Brutpaare zu Beginn der 1970er Jahre angestiegen war, siedelte sich die Bartmeise erneut in zahlreichen Schilfgebieten auch Mitteleuropas sowie Frankreichs und Schwedens an.