Der Eistaucher (Gavia immer) ist eine Vogelart aus der Gattung der Seetaucher (Gavia). Die Art brütet in der Tundra und im borealen Nadelwald im nördlichen Nordamerika, in Grönland und auf Island und überwintert an den Küsten Nordamerikas und Europas.
In Mitteleuropa ist der Eistaucher in den Küstenregionen regelmäßig in den Monaten November bis März in kleiner Zahl als Durchzügler und Wintergast zu beobachten. Deutlich seltener ist er auch im Binnenland zu sehen. So wird er seit den 1970er Jahren immer wieder am Genfersee und am Bodensee beobachtet.
Der Eistaucher ist nach dem Gelbschnabeltaucher die zweitgrößte Art der Gattung Gavia. Er erreicht eine Körperlänge von 73–88 cm und eine Spannweite von 122–148 cm. Die Tiere wiegen 3,6–4,5 kg und sind damit etwa so schwer wie eine Graugans.
Im Prachtkleid ist die Art unverwechselbar. Grundfarbe der gesamten Oberseite und von Kopf und Hals ist schwarz. Der obere Rücken zeigt dichte Reihen großer weißer Vierecke, der hintere Rücken und die Flanken zeigen feine weiße Punktreihen. Der Hals hat an den Seiten ein querovales Feld aus unregelmäßigen weißen Längslinien, an der Kehle befindet sich eine schmale Linie aus weißen Punkten. Brust, Bauch und die Unterflügeldecken sind rein weiß. Anders als Pracht- und Sterntaucher trägt der Eistaucher das vollständige adulte Prachtkleid jedoch frühestens in seinem vierten Kalenderjahr.
Der große Schnabel ist dunkelgrau bis schwarz und gerade, er wird beim Schwimmen durch eine entsprechende Kopfhaltung annähernd waagerecht gehalten. Die Beine und die Füße sind grau. Die Iris ist weinrot.
Im Schlichtkleid ist die gesamte Oberseite dunkelgrau. Kopf und Hinterhals sind ebenfalls dunkelgrau, die dunkle Färbung geht nach vorn an Kehle und Hals recht abrupt in weiß über. Am unteren Hals ist ein schwärzlicher Halbring deutlich vom übrigen grau abgesetzt. Um das Auge befindet sich ein kleiner weißer Bereich. Der Schnabel ist bläulich grauweiß, an der Spitze und auf dem First dunkelgrau. Die Stirn ist steil aufgeworfen. Im Schlichtkleid kann der Eistaucher vor allem mit dem Gelbschnabeltaucher verwechselt werden. Der Gelbschnabeltaucher hat jedoch einen blasseren und leicht nach oben aufgeworfenen Schnabel. Das Verbreitungsgebiet der beiden Arten überlappt sich allerdings nur geringfügig.
Das Jugendkleid ähnelt sehr dem Schlichtkleid, die Vögel sind jedoch insgesamt oberseits heller grau, die Konturfedern der Oberseite und der Flanken sind außerdem hell gerandet und zeigen dadurch eine saubere Wellenzeichnung. Der Schnabel ist meist nur auf dem First dunkel.
Das Verbreitungsgebiet des Eistauchers umfasst die Tundra und Taiga im nördlichen Nordamerika von etwa 40° N bis in die Arktis, außerdem kommt die Art in Grönland sowie auf Island, der Bäreninsel und Jan Mayen vor. Zur Brutzeit bewohnt die Art große und tiefe Binnenseen.
Einzelne Jungvögel wurden durch starke Stürme nach Süden verschlagen, wodurch es zu Sichtungen am Bodensee und dem Mittelmeer kam.
Eistaucher sind allgemein solitäre Vögel; sie verbringen den Tag am liebsten einzeln, können sich aber nachts zum Schlafen in Schwärmen zusammenfinden. Diese Vögel jagen ausschließlich tagsüber. Sie sind erfahrene Fischermarder und fangen ihre Beute unter Wasser, indem sie bis zu 60 m (200 ft) tief tauchen. Eistaucher haben große Schwimmfüße, die sie zu effizienten Verfolgungsjägern unter Wasser und zu geschickten Tauchern machen. Seetaucher benutzen ihre kräftigen Hinterbeine, um ihren Körper mit hoher Geschwindigkeit unter Wasser zu treiben, um ihre Beute zu fangen, die sie dann kopfüber verschlucken. Versucht der Fisch auszuweichen, jagt der Vogel ihn mit seiner hervorragenden Manövrierfähigkeit unter Wasser, die er seinen enorm starken Beinen verdankt. Die meisten Beutetiere werden unter Wasser verschluckt, wo sie gefangen werden, aber einige größere Beutetiere werden zunächst an die Oberfläche gebracht. Eistaucher verständigen sich untereinander mit dem Tremolo-, dem Jodel-, dem Heul- und dem Heulruf. Der Tremolo-Ruf oder "Lach"-Ruf wird häufig verwendet, um Not oder Alarm zu signalisieren, die durch Revierstreitigkeiten oder vermeintliche Bedrohungen verursacht werden. Der Jodel ist ein langer Ruf, den nur das Männchen ausstößt. Er wird bei der Abgrenzung von Revieren und bei territorialen Auseinandersetzungen eingesetzt. Das Heulen ist ein langer Ruf, der oft mit dem Heulen eines Wolfs verglichen wird. Dieser Ruf wird zwischen brütenden Paaren oder einem erwachsenen Tier und seinem Küken verwendet. Es ist ein lautes 'aaoo, weee-wea weee-wea weee-wea', oder 'ooo-aaah-éééé'. Der Ruf ist ein kurzer, leiser Ruf, der zwischen kleinen Familiengruppen oder Schwarmbildenden verwendet wird. Eistaucher rufen, um anderen Familien oder Schwärmen mitzuteilen, wo sie sind, oder wenn die Eltern ihre Küken zur Fütterung rufen.
Die Nahrung wird tauchend erjagt und besteht überwiegend aus kleineren Fischen, daneben werden Frösche, Krebstiere, und Weichtiere erbeutet. Bei der Jagd nach Fischen taucht er meist drei bis zehn Meter tief, manchmal auch bis zu 200 m.
Die Partner kommen verpaart im Brutgebiet an. Die Balz umfasst neben den Rufen ein zeremonielles Schnabeleintauchen und viele andere Elemente. Die Nester werden direkt am Gewässerufer gebaut und bestehen aus Pflanzenteilen der Umgebung. Die Eiablage erfolgt ab Ende April, meist im Mai und Juni. Das Gelege besteht meist aus zwei, nur sehr selten aus einem oder drei Eiern, die auf olivbraunem bis dunkelbraunem Grund dunkel gefleckt sind. Die Brutzeit dauert 25–29 Tage. Die Eier werden von beiden Eltern bebrütet und die Küken dann auch gemeinsam geführt. Die Jungvögel sind nach zehn bis elf Wochen selbständig.
Angaben zu Bestandstrends liegen nicht vor. Der Weltbestand wurde von der IUCN im Jahr 2002 auf 580.000 Individuen geschätzt und gilt als ungefährdet.
Laut der Roten Liste der IUCN beläuft sich die Gesamtpopulation der Eistaucher auf 612.000-640.000 Individuen. In Europa besteht die Brutpopulation aus 700-1.300 Paaren, was 1.400-2.600 geschlechtsreifen Individuen entspricht. Derzeit wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft und ihr Bestand ist heute stabil.