Hornisse
Reich
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Vespa crabro
Länge
3
1
cminch
cm inch 

Die Hornisse (Vespa crabro) ist eine Art aus der Familie der Faltenwespen (Vespidae).

Aussehen

Die Hornisse ist die größte in Mitteleuropa lebende Faltenwespe. Die Körpergröße der Königin beträgt von 23 bis zu 35 Millimeter, die der Arbeiterinnen 18 bis 25 Millimeter und die der Drohnen 21 bis 28 Millimeter. Als Hornissenart ist sie erkennbar an der Gestalt des Kopfes: Bei Ansicht von oben ist der hintere Abschnitt des Kopfes hinter den Komplexaugen zu den Seiten hin stark erweitert, dadurch sind die Ocellen weiter vom Kopfhinterrand entfernt als von den Komplexaugen; ihr Abstand ist mehr als doppelt so groß.

Mehr anzeigen

Ein weiteres Merkmal zeigt sich in der Aderung der Vorderflügel: Hier mündet die erste Ader (die Radialschaltader Rs) in die parallel zum Flügelrand verlaufende Längsader (vereinigter Radius und Subcosta) weit vor dem Pterostigma oder Flügelmal in diese ein. Bei den anderen Gattungen mündet sie dicht benachbart, weniger als zweimal die Länge des Flügelmals.

Meist ist die Hornisse aber bereits an der charakteristischen Färbung gut erkennbar. Kopf und Rumpfabschnitt sind schwarz, meist mit ausgedehnter roter oder braunroter Zeichnung, der Rumpfabschnitt trägt keine gelben Zeichnungselemente. Der erste Tergit des freien Hinterleibs ist nur bei dieser Art dreifarbig: der vordere Abschnitt ist rot, dahinter sitzt ein mehr oder weniger breiter dunkler Fleck, der Endabschnitt ist gelb gefärbt. Der restliche Hinterleib trägt, wie bei vielen Wespenarten, eine schwarze Zeichnung unterschiedlicher Form und Ausdehnung auf gelbem Grund. Bei Ansicht des Kopfes von vorn ist der Kopfschild (Clypeus) rein gelb gefärbt, die schwarze Zeichnung der meisten anderen sozialen Faltenwespen fehlt.

In ihrem großen Verbreitungsgebiet besitzt die Hornisse einige Varianten der Färbung und Zeichnung. Diese treten teilweise regional gehäuft auf und sind von früheren Taxonomen vielfach als Unterarten beschrieben worden. Dies erscheint heute nicht mehr gerechtfertigt. Inzwischen ist bekannt, dass diese nicht nur durch breite Übergänge miteinander verbunden sind, sondern teilweise sogar Individuen mit für verschiedene „Unterarten“ typischer Zeichnung im selben Nest vorkommen können. Sie gelten heute überwiegend als Varietäten ohne taxonomischen Wert. Typisch für Mitteleuropa sind Tiere mit zwei v-förmig angeordneten roten Längsstreifen oben auf dem mittleren Rumpfabschnitt und rot gefärbter Stirn, als var. germana bezeichnet. Vor allem im nördlichen Europa überwiegen Tiere mit rein schwarzem Mesonotum und verdunkelter bis schwarzer Stirn, als var. crabro bezeichnet. In England leben teilweise Hornissen mit überwiegend gelb gefärbtem Kopf, die var. vexator. Vor allem aus Ostasien ist eine Reihe weiterer Farbvarietäten beschrieben worden.

Weniger anzeigen

Verteilung

Erdkunde

Die Hornisse besiedelt ein Areal, das im Vergleich zu anderen Arten der Gattung weiter nach Westen und weiter nach Norden reicht, womit sie die einzige natürlicherweise in Nord- und Mitteleuropa verbreitete Art der Gattung Vespa ist. Insgesamt umfasst ihr Besiedlungsbereich große Teile der gemäßigten (temperaten) Paläarktis, vom Atlantik im Westen bis nach Sachalin, Korea und Japan im Osten. Im Süden erreicht sie die Mittelmeerregion, fehlt hier aber lokal in den wärmsten, südlichen Abschnitten. Sie kommt in großen Teilen Südosteuropas, so auf der Peloponnes, gemeinsam (sympatrisch) mit der Orientalischen Hornisse vor. Aus Nordafrika (Algerien) gibt es nur eine alte, zweifelhafte Angabe. In Ostasien ist sie in China viel weiter nach Süden hin verbreitet. In Mittelasien erreicht ihr Vorkommen den nördlichen Iran, wo sie aber nur ganz im Norden, in der Region direkt am Kaspischen Meer vorkommt. In Nordeuropa erreicht die Hornisse Süd-Schweden (bis zum Limes norrlandicus) und den äußersten Süden von Norwegen und Finnland, wo ihre Bestände rückläufig sind. In Finnland sind ihre Vorkommen auf Vorstöße in besonders warmen Sommern beschränkt; der letzte Nachweis stammt von 1973.

Mehr anzeigen

In Deutschland galt die Art jahrzehntelang als selten und rückläufig und wurde daher lange Zeit in den Roten Listen aufgeführt. Die Bestände konzentrierten sich, wie zum Beispiel in Ostdeutschland, in Ballungsräumen. Die höheren Lagen der Mittelgebirge wurden gemieden. Etwa seit Ende der 1970er Jahre wird die Art in Deutschland wieder häufiger und ist nun fast flächendeckend verbreitet und lokal häufig. Die Gründe sowohl für den früheren Rückgang wie auch für die jetzige Bestandserholung sind nicht bekannt. Nach seien Klimaänderungen, zurückgehende Anwendung von Umweltgiften (DDT) und die nicht mehr erlaubte systematische Bekämpfung als mögliche Ursachen zu vermuten, nicht jedoch eine Änderung des Lebensraumes. Die gleiche Quelle nennt die Art jedoch einen Kulturfolger.

Nach Nordamerika wurde die Hornisse als Neozoon vom Menschen etwa 1840 bis 1860 eingeschleppt. Sie war dort lange Zeit die einzige Hornissenart (die sogenannte „bald faced hornet“ Dolichovespula maculata gehört in eine andere Gattung), inzwischen wurden aber weitere Arten eingeschleppt. Sie lebt hier im Osten des Kontinents, westlich etwa bis zum Mississippi und Ohio-Tal, und erreicht im Norden Ontario und Quebec. Sie breitet sich weiter aus. So wurde im Jahr 2005 der Süden Guatemalas erreicht.

Weniger anzeigen

Gewohnheiten und Lebensstil

Bei der Hornisse überwintern ausschließlich weibliche Geschlechtstiere, die künftigen Königinnen. Neben begatteten Königinnen, die im darauf folgenden Jahr ein neues Nest begründen können, überwintert auch ein Teil unbegatteter Geschlechtstiere. Diese können keine Nester gründen. Überwinterungsort sind meist Spalten oder selbst ausgenagte Hohlräume in totem Holz, wenige Tiere überwintern in unterirdischen Hohlräumen. Hornissen überwintern einzeln, selten kommt es zu Ansammlungen weniger Tiere im selben Holzstück. Die Dauer der Überwinterungsperiode erreicht je nach Lokalklima und Wetter sechs bis acht Monate.

Mehr anzeigen

Die Aktivität der jungen Königinnen beginnt im fortgeschrittenen Frühjahr, in Mitteleuropa meist im April, in England erst Mitte Mai. Sie verlassen dann das Winterquartier und suchen einen Ort zur Nestgründung. Hornissen bevorzugen als Neststandorte regengeschützte, dunkle Hohlräume wie Baumhöhlen. Sie nehmen aber auch künstliche Plätze, zum Beispiel Vogelnistkästen, Dachböden oder Geräteschuppen, an. Oft nisten Hornissen mehrere Jahre in Folge in derselben Baumhöhle, dabei legen sie aber jedes Jahr ein neues Nest an, alte Nester werden nicht wiederverwendet. Die Königin beginnt allein mit dem Nestbau, indem sie aus zerkauten Holzfasern in einer nach unten hängenden Wabe Zellen formt, die sie meist unmittelbar nach Fertigstellung mit einem Ei belegt. Bevorzugt wird dabei weiches Totholz, welches durch Braun- oder Weißfäule leichter bearbeitbar geworden ist. Das Nest ist dadurch oft rotbraun bis orange gezont. Die Nestgründerin schafft pro Tag durchschnittlich etwa 1,6 Zellen. Bis zum Schlupf der ersten Arbeiterinnen belegt sie so etwa 40 Brutzellen. Aus dem Ei schlüpft nach ca. 12 bis 18 Tagen eine Larve aus. Diese durchläuft fünf Larvenstadien und verpuppt sich anschließend. Die Entwicklungszeit vom Ablegen des Eis bis zum Ausfliegen der Arbeiterin beträgt bei der Hornisse etwa 30 bis 50 Tage.

Dementsprechend sind die ersten Arbeiterinnen nicht vor Juni zu sehen. Die Larven werden von der Königin, später dann von den neu geschlüpften Arbeiterinnen gefüttert. Als Nahrung dient ausschließlich tierisches Material, im Normalfall erbeutete Insekten und andere Arthropoden. Da sie gelegentlich auch Bienen jagen, sind sie bei Imkern unbeliebt. Für die eigene Ernährung nutzen Hornissen-Imagines zuckerhaltige Säfte und Flüssigkeiten, besonders gern Baumsäfte an Rindenverletzungen, die sie entsprechend kontinuierlich erweitern, wie es insbesondere an etwa fingerdicken Zweigen von Eschen und Flieder – beide sind Ölbaumgewächse – zu beobachten ist. Nur sehr selten besuchen sie Blüten. Allerdings patrouillieren sie oft über gut besuchte Blütengruppen hinweg, um dort Blütenbesucher zu erjagen für die Versorgung der Brut. Neben der Fütterung der Larven und der Königin füttern sich Arbeiterinnen auch gegenseitig und teilen so das Nahrungsangebot (Trophallaxis).

Nach dem Schlupf der Arbeiterinnen fliegt die Königin bald nicht mehr aus und beteiligt sich nicht mehr an der Versorgung der Brut. Sie wird von den Arbeiterinnen miternährt und beschränkt sich aufs Eierlegen. Allerdings sind die Verluste in der Königinnenphase sehr hoch, so dass nur wenige Nester groß werden. Die Arbeiterinnen legen bald unter der von der Königin selbst begonnenen ersten Wabe neue, immer horizontal ausgerichtete Wabenteller an, die durch mehrere Stiele (Tragsäulen) oder bandförmige Tragbrücken miteinander verbunden sind. Das Nest kann im ausgewachsenen Stadium oft sechs solcher Wabenteller enthalten; im Maximalfall wurden 15 gezählt. Es erreicht dann 60 Zentimeter Länge. Das ganze Nest wird von einer isolierenden, mehr oder weniger dicken Hülle umgeben, die aus demselben Material wie die Zellen besteht. Die Nesthülle besteht aus luftgefüllten Taschen, die Isolation wird durch die darin eingeschlossene unbewegte Luft bewirkt. In Hornissennestern bleibt, ungewöhnlich für Faltenwespen, die Hülle allerdings (in Europa, nicht in Japan) oft unvollständig und nach unten hin geöffnet, so dass die Waben teilweise offen liegen. Zusätzlich zur Nesthülle verschließen die Tiere manchmal teilweise den Hohlraum, in dem das Nest liegt, durch eine Schutzwand. Steigt die Nesttemperatur dennoch zu stark an (optimal sind 26 °C), kühlen sie durch Luftzug (Flügelschlag), außerdem tragen die Arbeiterinnen zur Kühlung Wasser ein. Ein Hornissennest erreicht bis Juli kaum 100 Zellen, kann dann aber, mit zahlreicheren Arbeiterinnen, rasch auf etwa 600 Zellen im September anwachsen. Zum Ende der Lebensdauer erreicht es die maximale Größe mit durchschnittlich etwa 1400 (England) bis 1900 Zellen (Japan). Sehr große Nester gehen darüber hinaus, im Maximalfall wurden in Deutschland bis 2800, in Japan bis mehr als 4500 Zellen gezählt. Durch die beschränkte Lebensdauer der Arbeiterinnen ist die Zahl der gleichzeitig im Nest lebenden Tiere aber weitaus geringer, auch zum Höhepunkt ihrer Zahl, im September, sind es im Durchschnitt weniger als 200. Die Lebensdauer einer Arbeiterin ist dabei sehr begrenzt, sie überleben im Durchschnitt etwa 20, auch in günstigen Fällen kaum jemals mehr als 40 Tage. Hornissen können mit ihrem Volk umziehen, wenn ihnen der Hohlraum, in dem sich das Nest befindet – beispielsweise ein Vogelnistkasten – zu eng wird. Man nennt diesen Vorgang Filialbildung.

Etwa ab August beginnt das Volk, neben Arbeiterinnen auch neue Geschlechtstiere heranzuziehen. Diese werden in größeren Zellen gezogen, wobei sich aber ein gewisser Prozentsatz der Weibchen auch der größeren Zellen zu Arbeiterinnen entwickelt, ein Teil der Männchen in normal großen Zellen. Daher kann die Zahl der Geschlechtstiere nicht anhand der großen Zellen abgezählt werden. Das Verhältnis von Weibchen (Jungköniginnen) zu Männchen (Drohnen) beträgt etwa ein zu zwei Drittel. Ein erfolgreiches Volk produziert im Laufe seines Lebens etwa 200 Jungköniginnen. Die Jungköniginnen werden noch im Herbst von den Drohnen begattet, die anschließend, bis etwa Ende Oktober, absterben. Etwa um diese Zeit, meist aber merklich früher, endet auch die Lebenszeit der alten Königin und der letzten Arbeiterinnen, und damit der Nester.

Weniger anzeigen

Fressverhalten und Ernährung

POPULATION

Populationsgefährdung

Aufgrund ihrer Größe hat die Hornisse in der Insektenwelt keine direkten Feinde. Dagegen können bei zu hoher Besiedlungsdichte konkurrierende Völker sich gegenseitig schädigen. Auch Vögel gehören zu den Feinden der Hornissen, die aber das Volk selbst nicht direkt bedrohen, sondern nur Einzeltiere erbeuten können. Gelingt es dagegen Spitzmäusen, in die Nester einzudringen, kann dies je nach Volksstärke und Verteidigungsvermögen zur vollständigen Zerstörung des Nestes führen. Auch die als Bruträuber aktiven Raupen der Hummelnestmotte können insbesondere bereits geschwächte Hornissenvölker irreversibel schädigen, sodass das Volk zugrunde geht.

Erhaltung

Die Hornisse ist in Deutschland eine nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützte Art. In Österreich ist sie hingegen nur in der Steiermark und in Oberösterreich geschützt.

Referenzen

1. Hornisse artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Hornisse

Mehr faszinierende Tiere zum Kennenlernen