Schieferfalke
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Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Falco concolor

Der Schieferfalke (Falco concolor) ist ein etwas über turmfalkengroßer Vertreter der Gattung Falken (Falco) innerhalb der Unterfamilie der Eigentlichen Falken (Falconinae). Im Aussehen ähnelt er sehr stark Vertretern der dunklen Morphe des etwas größeren Eleonorenfalken, mit dem der obligate Fernzieher auch die Überwinterungsplätze auf Madagaskar teilt. Schieferfalken haben ihre Brutzeit weitgehend mit dem Durchzugsgipfel kleiner paläarktischer Zugvögel synchronisiert, von denen sie während ihrer Brutzeit sich selbst und ihre Jungen ernähren. Ihre weit verstreuten Brutkolonien liegen vor allem auf Felsklippen in der mittleren und östlichen Sahara, auf Inseln im Roten Meer sowie auf der Arabischen Halbinsel.

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Der Schieferfalke wurde lange Zeit von der IUCN als nicht gefährdet (least concern) eingeschätzt. Seit 2008 steht er auf der Liste der potentiell gefährdeten Vogelarten, da Beobachtungen in den Überwinterungsgebieten gezeigt haben, dass die Zahl der Falken deutlich gesunken ist. Statt der 100.000 Individuen, die man früher unterstellte, geht man davon aus, dass derzeit noch maximal 20.000 geschlechtsreife Individuen vorkommen.

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Aussehen

Mit einer Größe von 32 bis 37 und einer Spannweite von 75 bis 88 Zentimetern ist er etwas kleiner als der Eleonorenfalke und etwas größer als der Baumfalke. Im Adultkleid sind Schieferfalken beiderlei Geschlechts blaugrau gefärbt; Weibchen sind etwas dunkler, sodass der beim Männchen erkennbare Farbkontrast des gesamten Oberseitengefieders zu den fast schwärzlichen Handschwingen bei ihnen kaum auffällt. Bei manchen Individuen sind Wangen, Kehle und Hals etwas heller; bei diesen zeichnet sich ein Bartstreif deutlich ab. Die unbefiederten Partien um die Augen sowie die Wachshaut sind beim Männchen leuchtend gelborange, bei Weibchen bläulich; diese Unterschiede bilden auch die einzige sichere Grundlage einer feldornithologischen Geschlechtsbestimmung, da der reverse Geschlechtsdimorphismus in Bezug auf Größe und Masse beim Eleonorenfalken, wie bei allen Falken, nur undeutlich ausgeprägt ist. Die Läufe sind bei beiden Geschlechtern gelblich, die Krallen schwarz.

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Vögel bis zum zweiten Herbstkleid unterscheiden sich deutlich von Adulten. Abgesehen von der geringeren Größe ähneln sie stark weiblichen Eleonorenfalken der hellen Morphe. Ihre Oberseite ist graubraun mit deutlich heller gesäumten Federrändern. Die Unterseite auf rahmgelben, oder isabellfarbenen Grund deutlich dunkel längsgestrichelt. Die Oberseite des Kopfes ist dunkelgrau, die Wangen gelblich; ein Bartstreif ist meist deutlich erkennbar. Die befiederten Partien um die Augen sowie die Wachshaut sind blaugrau. Mit etwa 18 Monaten sind Schieferfalken ausgefärbt.

Im Flug wirken Schieferfalken relativ großköpfig und außerordentlich langflügelig, wobei vor allem die schlanken, spitz zulaufenden Armschwingen auffallen. Bei vielen Schieferfalken sind die mittleren Steuerfedern des insgesamt kurzen Schwanzes etwas verlängert.

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Verteilung

Erdkunde

Die Brutverbreitung des Schieferfalkens ist nur zum Teil bekannt. Er brütet im zentralen und südöstlichen Saharagebiet Libyens, in Nord, -Zentral und -Ostägypten, in Israel, Jordanien und Syrien, in zerstreuten Kolonien entlang der West- und Ostküste der Arabischen Halbinsel, sowie auf Felseninseln im Roten Meer. Die südlichsten Brutvorkommen liegen im zum Eritrea gehörenden Dahlak-Archipel, die östlichsten auf Inseln im Persischen Golf sowie an der Küste von Makran in Pakistan.

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Schieferfalken brüten in ariden, weitgehend vegetationslosen Gebieten. Ihre Brutplätze und Brutkolonien liegen auf Felsenklippen, entlang von Steilküsten oder auf Koralleninseln, wo sie ihre Nistplätze oft unter Mangroven oder in Quellerbeständen anlegen. Die Brutplätze sind in manchen Gebieten sehr weit, oft mehrere 100 Meter, ja bis zu einigen Kilometern voneinander entfernt; bei geringem Platz, aber günstigem Nahrungsangebot, wie zum Beispiel auf den Brutinseln im südlichen Roten Meer, können die Nestabstände weniger als 10 Meter betragen.

Während der Brutzeit halten sich Schieferfalken vor allem in tiefgelegenen Gebieten und im Küstenbereich auf. Im Winterquartier werden sie bis in Höhen von 1500 Metern angetroffen.

Die Territorialität der Art scheint stark vom durchschnittlichen Nahrungsangebot abzuhängen. So wurden in einer israelischen Population, die sich hauptsächlich von durchziehenden Kleinvögeln ernährt, keine territorial motivierten Aggressionen festgestellt, während Schieferfalken, die auf einer der Küste Omans vorgelagerten Insel brüteten, jeweils einen Küstenabschnitt von etwa 70 Metern behaupteten.

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Schieferfalke Lebensraum-Karte
Schieferfalke Lebensraum-Karte
Schieferfalke
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Gewohnheiten und Lebensstil

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Im Nahrungserwerb gleicht die Art dem Eleonorenfalken. Während der Brutzeit ernähren Schieferfalken sich und ihre Nachkommenschaft ausschließlich mit Vögeln, hauptsächlich durchziehenden kleinen Singvögeln. Die größten Beutetiere sind Wiedehopfe und Flughühner, die Hauptbeute setzt sich jedoch aus kleineren Vögeln wie Laubsängern, Würgern und Seglern zusammen. Die Häufigkeit der verschiedenen Arten im Nahrungsspektrum des Schieferfalken variiert sowohl regional als auch saisonal. In der frühen Zugzeit spielen paläarktische Frühzieher wie Pirol oder Bienenfresser eine wichtige Rolle, regional werden auch häufig Sturmschwalben erbeutet.

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Außerhalb der Brutzeit bilden verschiedene Großinsekten, wie Heuschrecken, Grillen, Libellen und Käfer die wichtigsten Nahrungsbestandteile. Daneben werden noch Fledermäuse, Eidechsen und kleine Säugetiere geschlagen. Vögel spielen in dieser Zeit eine eher untergeordnete Rolle.

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Paarungsgewohnheiten

Schieferfalken werden schon gegen Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif; manche Weibchen brüten auch schon im ersten, auf die Geburt folgenden Herbst erfolgreich, doch meist sind männliche wie weibliche Erstbrüter ein Jahr älter. Über das Balzverhalten und die Dauer der Paarbindung ist nichts bekannt. Schauflüge während des Heimfluges könnten darauf hinweisen, dass manche Schieferfalken schon verpaart oder zumindest angepaart die Brutplätze erreichen.

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Der Nistplatz liegt auf einer ebenen Stelle in einer Felsnische, in Halbhöhlen an Felsklippen, auf den flachen Koralleninseln im Roten Meer auch auf dem Boden, wenn möglich durch Büsche oder Quellerbestände etwas beschattet. In den Felsbrutplätzen werden nordexponierte Lagen bevorzugt. Schieferfalken brüten in dichten Kolonien mit Nistplatzabständen von wenigen Metern, aber auch in lockeren Verbänden, in denen die Entfernung zum Nachbarnest einige Kilometer betragen kann. Gelegentlich werden auch Krähennester, vor allem die des Wüstenraben (Corvus ruficollis) als Nistplatz benutzt. Die Nistmulde wird etwas ausgekratzt, gelegentlich auch spärlich mit Zweigen ausgelegt. Die Hauptbrutzeit ist mit dem regionalen Hauptdurchzug der Singvogelschwärme synchronisiert; die Legezeit liegt zwischen Mitte Juli und Mitte August. Das Gelege besteht aus 2 bis 3 (1 bis 4) Eiern, die im Durchschnitt 40 x 31 Millimeter messen und 22 Gramm wiegen. Sie werden etwa 28 Tage hauptsächlich vom Weibchen bebrütet, das in dieser Zeit vom Männchen mit Nahrung versorgt wird. Auch die Jungen werden ausschließlich vom Weibchen mit der vom Männchen herangebrachten Nahrung geatzt. Überschüssige Beutetiere werden gelegentlich an kühlen Stellen deponiert. Die Nestlingszeit dauert zwischen 32 und 38 Tagen. Nach einer etwa dreiwöchigen Führungszeit sind die Jungen selbständig. Über die Jugenddismigration ist nichts bekannt, doch zeigen Beobachtungen beringter Falken eine sehr große Brutortstreue.

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POPULATION

Referenzen

1. Schieferfalke artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Schieferfalke
2. Schieferfalke auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22696446/155431439

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