Gemeine Becherjungfer

Gemeine Becherjungfer

Gemeine becherjungfer

Reich
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Enallagma cyathigerum
Länge
3
1
cminch
cm inch 

Die Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum) ist eine Kleinlibellenart aus der Familie der Schlanklibellen (Coenagrionidae). Sie ist in der Wahl des Lebensraums relativ anspruchslos und besiedelt eine Vielzahl verschiedener Gewässertypen – langsam fließende Bäche, Weiher und Tümpel mit offener Wasserfläche sowie Moorseen – und ist daher eine der am weitesten verbreiteten und auch häufigsten Libellen Europas. Von der IUCN wird sie als ungefährdet eingestuft. Das große Verbreitungsgebiet erstreckt sich über ganz Europa und weite Teile Asiens, wo es zur Ausformung von Populationen mit leicht unterschiedlichen Merkmalen kommt – sehr dunkel gefärbte Männchen mit ausgeweiteter schwarzer Zeichnung. Die Gemeine Becherjungfer ähnelt verschiedenen Arten der Azurjungfern (Coenagrion) und wird deshalb in älterer Literatur auch Becher-Azurjungfer genannt.

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Die Männchen der typischen, mittelgroßen Schlanklibelle haben eine hellblaue Grundfarbe mit schwarz abgesetzter Zeichnung, die Weibchen treten in blauer oder bräunlich grüner Farbvariante auf. Die Imagines sind zu einem temperaturabhängigen physiologischen Farbwechsel befähigt, bei dem die Körperfarbe bräunlich verdunkelt wird. Die Gemeine Becherjungfer lebt wie alle Libellenarten sowohl als Larve wie auch als Imago räuberisch und ist für die sich aquatisch entwickelnden Larven auf Gewässer zur Eiablage angewiesen. Diese kann auch unter Wasser stattfinden.

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Verteilung

Erdkunde

Das paläarktische Verbreitungsgebiet von Enallagma cyathigerum reicht vom Hohen Atlas bis Kamtschatka und nördlich über die Tundrazone und den Polarkreis bis zum Eismeer. Erst in jüngerer Zeit wurde erkannt, dass die bisher ebenfalls zu E. cyathigerum gestellte nordamerikanische Population als eigene Art zu betrachten ist; sie wird seither als Enallagma annexum geführt. Auch wenn die Gemeine Becherjungfer damit ihren zirkumpolaren Status verloren hat, ist sie eine der am weitesten verbreiteten Libellenarten. In Mitteleuropa ist die Art meist häufig, im Mittelmeerraum jedoch auf Berglagen beschränkt.

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Die Gemeine Becherjungfer besiedelt eine Vielzahl verschiedener Gewässertypen, bevorzugt Stillgewässer mit offener Wasserfläche oder langsam fließende Gewässer, ist ansonsten aber anspruchslos. Als Pionierart findet sie sich oft an neu angelegten Seen, Gruben und Teichen. Verlandende Gewässer werden gemieden, auch an Gewässern mit hohem Fischbesatz ist Enallagma cyathigerum seltener – vermutlich wegen des hohen Fraßdrucks. Im norddeutschen Raum werden vorzugsweise Moorgewässer besiedelt, teilweise in hoher Dichte. Enallagma cyathigerum ist weit verbreitet und häufig in großen Teilen von Europa und Nordasien. Im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes ist sie eine der häufigsten Libellen.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Die Hauptflugzeit der Imagines liegt zwischen Juni und August. Im Gegensatz zu anderen Kleinlibellen fliegt die Gemeine Becherjungfer oft über der freien Wasserfläche und nutzt hier die spärliche Vegetation, die nur wenige Zentimeter aus dem Wasser ragt, als Sitzwarte. Die Männchen halten ihre Körper dabei nahezu horizontal und sind durch dieses Spezifikum oft schon von weitem zu identifizieren.Wie die überwiegende Zahl der Kleinlibellen ist E. cyathigerum ein Lauerjäger, der potentielle Beute horizontal anfliegt, mit den Beinen ergreift und mit ihr auf die Sitzwarte zurückkehrt, um sie dort zu verzehren. Zum Beutespektrum gehören Klein- und Kleinstinsekten wie Stech- und Kriebelmücken, die Art hat aber keine spezifischen Ansprüche, sondern frisst alles, was sie überwältigen kann. Becherjungfern unternehmen zudem Suchflüge zum gezielten Beuteerwerb in der Gewässerrandvegetation. Hierbei werden auch sitzende Tiere, zum Beispiel Blattläuse, aufgenommen oder sogar gezielt Beute aus Netzen von Radspinnen gepflückt, ohne dabei in Kontakt mit dem Spinnennetz zu geraten.

Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

Ab Mitte Mai suchen die ausgereiften Weibchen die Gewässer zur Fortpflanzung auf, wo sie von den Männchen schon erwartet werden. Häufig gelingt es einem Männchen, ein Weibchen schon zuvor abzupassen, so dass das Paar das Fortpflanzungsgewässer bereits als Tandem erreicht. Allein erscheinende Weibchen werden von den Männchen mit den Hinterleibsanhängen am Prothorax gepackt, dabei sind Hinterleibsanhänge und die Form des Prothoraxes artspezifisch aufeinander abgestimmt und greifen passgenau ineinander. Das Paar fliegt so verbunden dann zickzackförmig eine weitere Strecke, wobei es von anderen, bisher erfolglos gebliebenen, Männchen verfolgt wird. Diese versuchen das Tandem zu trennen, um selbst das Weibchen ergreifen zu können. Die Kopulation erfolgt sitzend in der Uferrandvegetation und kann zwischen zehn und sechzig Minuten dauern. Die Libellen bilden dazu ein Paarungsrad und krümmen ihre Abdomen zurück, so dass die Kopulationsorgane sich berühren und miteinander verankern können. Zuvor füllt das Männchen seine Samenblase und führt dazu den am Ende des Abdomens liegenden Samenausführgang zu seinem weiter vorn gelegenen Kopulationsorgan.

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Bei der Kopulation räumt das Männchen vor der Spermaübertragung mit dem sekundären Begattungsorgan eventuell vorhandenes Sperma anderer Männchen aus vorhergehenden Begattungen aus. Dazu besitzt es an der Spitze des Penis Strukturen, mit denen es fremdes Sperma ergreifen und aus dem Genitaltrakt der Weibchen entfernen kann. Da die Eier erst unmittelbar vor der Eiablage befruchtet werden, verschafft es seinem eigenen Sperma hierdurch eine günstigere Position zur Befruchtung und sich selbst damit einen Reproduktionsvorteil.

Nach der Paarung fliegt das Paar im Tandemflug auf die offene Wasserfläche hinaus, um mit der Eiablage zu beginnen. Es setzt sich auf kurz über die Wasseroberfläche hinausragende Pflanzen ab, wo das Weibchen mit seinem Legebohrer die Eier in lebendes oder totes pflanzliches Gewebe bohrt und so bis zu acht Eier pro Minute legt. Das Männchen bleibt dabei zunächst am Weibchen angekoppelt, welches während der Eiablage regelmäßig rückwärts unter Wasser abtaucht. Sobald das Weibchen vollständig unter Wasser ist, trennt das Männchen die Verbindung. Das Weibchen dreht sich dann um und steigt kopfüber weiter unter Wasser, während es die Eier in einer unregelmäßigen Zickzacklinie in die Wasservegetation einbohrt. Dabei wechselt es geschickt auch auf andere Pflanzen über und kann bis zu 90 Minuten unter Wasser verbleiben. Dies ist die längste bisher bei einer Libelle festgestellte Tauchzeit. Geschützt wird das Tier dabei von der physikalischen Kieme, einer feinen Luftschicht, die die getauchte Libelle umgibt, und ihr die Atmung unter Wasser erlaubt. Verbrauchter Sauerstoff wird in der Luftschicht durch Diffusion aus dem Wasser ersetzt, während das entstandene Kohlendioxid zurück diffundiert. Durch rollende Bewegungen um die Körperlängsachse kann dieser Luftaustausch bei Bedarf noch gesteigert werden.

Unter Wasser sind die Weibchen einem hohen Fraßdruck durch Räuber ausgesetzt, aber auch der Gefahr, nach dem Auftauchen von der Oberflächenspannung des Wassers festgehalten zu werden und nicht mehr auffliegen zu können. Die Weibchen von Enallagma cyathigerum versuchen daher, möglichst ihren gesamten Eivorrat während eines einzigen Tauchgangs abzulegen. Das Männchen erwartet die Rückkehr seiner Partnerin normalerweise an der Wasseroberfläche und versucht so, die erneute Paarung mit einem weiteren Männchen zu verhindern. Nach dem Auftauchen des Weibchens koppelt es sich erneut an, um es zu einer weiteren Eiablagestelle zu bringen. Gelingt es nicht, das Weibchen aus dem Wasser zu ziehen, versuchen beide das nächste Emerssubstrat zu erreichen. Dabei zieht das Männchen seine Partnerin, von dieser durch Schlagen mit den Vorderflügeln unterstützt, durch das Wasser. Die so erreichte Geschwindigkeit kann bis zu zehn Zentimeter pro Sekunde betragen.

Bisweilen verlässt das Männchen die Abtauchstelle des Weibchens auch direkt, um zu versuchen, sich mit einem weiteren Weibchen zu paaren. Das wieder aufgetauchte Weibchen macht, sofern es nicht selbständig aus dem Wasser starten kann, mit charakteristischen Bewegungen des Abdomens auf sich aufmerksam, so dass es meist schon nach kurzer Zeit von einem der in hoher Dichte fliegenden Männchen gefunden wird.

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POPULATION

Referenzen

1. Gemeine Becherjungfer artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Becherjungfer
2. Gemeine Becherjungfer auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/173805983/785848

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