Großtrappe
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Otis tarda
Populationsgrösse
44-57 Thou
Lebensdauer
28 years
Höchstgeschwindigkeit
98
61
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
3-18
6.6-39.6
kglbs
kg lbs 
Höhe
75-105
29.5-41.3
cminch
cm inch 
Länge
90-115
35.4-45.3
cminch
cm inch 

Die Großtrappe (Otis tarda) ist ein Vogel aus der Familie der Trappen (Otididae). Mit einem Gewicht von bis zu 16 kg zählt sie zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt. Die Art besiedelt weiträumig offene Landschaften, wie es sie natürlicherweise in Mitteleuropa nach der letzten Eiszeit nicht mehr gab, aber vom Menschen als Kulturlandschaft wieder geschaffen wurde. Durch Veränderungen dieser Kulturlandschaften in den jüngsten zwei Jahrhunderten ging der mitteleuropäische Bestand fast vollständig zugrunde. Die wenigen Reliktvorkommen bedürfen heute eines aufwendigen Schutzes.

Aussehen

Mit einer Körperlänge von etwa 105 Zentimetern, einer Flügelspannweite von rund 240 Zentimetern sowie einem Gewicht zwischen 8 und 15 Kilogramm gehört die Großtrappe – allerdings nur im männlichen Geschlecht – zu den größten Vogelarten in der mitteleuropäischen Tierwelt. Weibchen bleiben wesentlich kleiner bei einem Gewicht von bis zu 5,3 Kilogramm.

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Das Gefieder ist am Kopf hellgrau, am Hals bei der Henne ebenfalls ganz hellgrau, beim Hahn oben weiß und dann in fließendem Übergang rostbraun. An der Körperoberseite findet sich eine rostbraun-dunkelbraune Sperberung (d. h. ein bänderförmiges Scheckenmuster), während die Körperunterseite wiederum hellgrau gefärbt ist. Beim Hahn fällt der rostbraune Farbton deutlich intensiver aus als bei der Henne. Zudem entwickeln Hähne ab einem gewissen Alter beidseitig unterhalb des Schnabelgrundes einen langen Federbart, der normalerweise schräg nach unten und hinten weist. Die massige Gestalt dieser Vögel wird von entsprechend kräftigen Beinen getragen.

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Verteilung

Erdkunde

Die Großtrappe bewohnte Steppen auf Schwarzerdeböden und auch Heide- und Brachflächen auf guten Böden, in einem großen, jedoch unzusammenhängenden Gebiet von Marokko über die Iberische Halbinsel, Mitteleuropa und Zentralasien bis zur Mongolei. Heute kommen sie in West- und Mitteleuropa in zu Acker und Grünland umgewandelten ehemaligen Heide- und Brachflächen vor. Vor allem in Mitteleuropa ist sie inselhaft und sehr lokal anzutreffen, wie z. B. in Brandenburg. Gemäß der Einordnung des IUCN gilt die Art als vulnerable, das heißt gefährdet.

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Der Bestand in Europa hat in den letzten Jahren in einigen Ländern durch Schutzmaßnahmen zugenommen, wobei die Gesamtbestandszahl nur mit einer gewissen Ungenauigkeit angegeben werden kann. So gab es im Jahr 2004 in Europa 35.600–38.500 Tiere, (2008) 37.935–47.122 Tiere, (2012) 39.136–44.940 Tiere; ferner im Jahr 2012 weltweit 44.000 bis 51.000 Großtrappen.

Die Großtrappe ist im mitteleuropäischen Verbreitungsgebiet ein Jahresvogel.

Großtrappen brauchen weiträumig offenes Gelände, auf dem sie Störungen frühzeitig erkennen können. Als Primärbiotop sind Steppen auf Schwarzerdböden anzusehen. In Mitteleuropa kam die Art früher auf Heide-, Öd- und Brachflächen vor. Heute wird der Lebensraum von Ackerflächen, Kultursteppen und Grünwiesen mit einer möglichst vielseitigen Kulturform gebildet. Die Standortvögel Mitteleuropas leben in Regionen, in denen die Schneedecke gering bleibt und nur von geringer Dauer ist, die Jahresniederschlagsmengen im Schnitt unter 600 mm bleiben, und im Sommer hohe Temperaturen vorherrschen. In Mitteleuropa werden von der Großtrappe nur noch Tieflagen besiedelt, wohingegen sie in Spanien auch in Lagen über 1000 Höhenmeter vorkommt. Wichtig ist, dass ausreichend Winternahrung vorhanden ist. Dabei spielt in Mitteleuropa Raps als Zwischenfrucht eine Rolle, ansonsten Kultur- und Wildkräuter.

Der mitteleuropäische Verbreitungsschwerpunkt ist Ungarn mit 1500 bis 1600 Individuen (Stand 2016). Der mitteleuropäische Gesamtbestand wurde 2005 auf 1250 bis 1450 Individuen geschätzt. Der Bestand wuchs erfreulicherweise bis zum Jahr 2016 auf 2700 Individuen. In ganz Europa kamen 2005 31.000 bis 36.000 Individuen vor, 2016 etwa 38.000 bis 45.000. Europäische Verbreitungsschwerpunkte sind Russland mit 5000 bis 6000 Individuen und Spanien mit mehr als der Hälfte des Weltbestandes, wo noch 30.000 Individuen leben. Ein Hauptverbreitungsgebiet dort ist die Extremadura.

Weitere Vorkommen von Otis tarda tarda gibt es in Portugal (1400), der Ukraine (550), der Slowakei (390) und Marokko (50). In Großbritannien, wo diese Art seit 1832 verschwunden war, läuft seit 1998 ein Wiederansiedlungsprojekt im Gebiet Salisbury Plain. Der Versuch ist bisher nicht erfolgversprechend, da die aus russischen Eiern erbrüteten und als Jungvögel ausgesetzten Tiere den Zugtrieb ererbt haben und den Flug in die französischen Überwinterungsquartiere und zurück mehrheitlich nicht schafften. Da nach neun Jahren Auswilderung lediglich etwas mehr als zehn Vögel überlebt haben, ist die Einfuhr von Großtrappeneiern aus Russland 2012 beendet worden. Zur Wiederansiedlung sollen nun Individuen anderer Herkunftsländer gefunden werden, die keinen Zugtrieb haben.

Die östliche Unterart Otis tarda dybowskii ist noch in der Mongolei (100–500 (?)) und Südrussland (100–200 (?)) anzutreffen.

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Großtrappe Lebensraum-Karte

Klimazonen

Großtrappe Lebensraum-Karte
Großtrappe
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Großtrappen leben nach Geschlechtern getrennt in Gruppen. Sie halten sich bei jeder erdenklichen Witterung immer auf freiem Feld auf.

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Auch wenn diese Vogelart auf das Leben am Boden ausgelegt ist, und sie sich mit ihrem Gewicht an der Obergrenze der Flugfähigkeit bei Vögeln befindet, so gehört doch auch das Fliegen zu ihren Wesenselementen. Zum Abheben müssen sich die Trappen gegen den Wind richten und zunächst einige Hüpfer durchführen. Geflogen wird als Reaktion auf Störungen, aber auch um Flächen mit unterschiedlichem Bewuchs je nach Bedarf anzusteuern. Darüber hinaus streift ein Teil der Individuen, meist der jüngeren Jahrgänge, auf der Suche nach neuen Siedlungsräumen in begrenztem Maße weiter umher. Zwischen den Populationen in den drei derzeitigen Vorkommensgebieten Deutschlands, welche jeweils etwa 30 km voneinander entfernt liegen, besteht auf jeden Fall ein laufender Austausch.

Die Fluchtdistanz gegenüber dem Menschen ist außergewöhnlich groß. Man kann diesen Vogel daher nicht in der gleichen Weise beobachten wie z. B. Kranich, Weißstorch und Graureiher. Im Umfeld von traditionellen Balzstätten sind spezielle Beobachtungstürme aufgestellt worden, welche optisch mit einer Baumgruppe verschmelzen und zu denen der Zugang hinter einer Gebüschreihe erfolgt. Sonst würden die Trappen eine Annäherung mit Abflug quittieren.

Bei der Großtrappe handelt es sich um ein weitestgehend stummes Tier ohne nennenswerte Lautäußerungen.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Erwachsene Tiere fressen Kräuter, Körner, Samen, Früchte, Insekten und Kleinsäuger. Bei der Pflanzennahrung spielen insbesondere Klee, Erbse, Esparsette, Luzerne, eine Reihe von Kreuzblütlern sowie Wiesen- und Ackerkräuter eine Rolle. Sie fressen außerdem auch Beeren, Rhizome und Zwiebeln.

Ernährung Allesfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Für die Balz im Frühjahr wird ein ausgewähltes, oft traditionell benutztes Landstück aufgesucht. Zunächst kommt es dort zu Rangeleien zwischen den Männchen. Dominante Individuen spreizen dann ihr Gefieder und stülpen es derart um, dass sozusagen ein riesiger, unregelmäßig geformter, weißer Federball entsteht, der in der offenen Landschaft – besonders in der Dämmerung – weithin auffällt. Zusätzlich plustern sie ihren Kehlsack auf und richten die Bartfedern nach oben. Gegenüber den angelockten Weibchen wird sich so von allein Seiten präsentiert. Zur weiteren Anbahnung versuchen die Hähne auch mit den Flügeln den Hennen auf den Rücken zu klopfen. Nach den polygamen Kopulationsvorgängen endet der Kontakt zwischen den Geschlechtern für ein Jahr. Das weitere Fortpflanzungsgeschehen ist Sache des Weibchens allein.

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Meist zwei, seltener drei Eier werden in eine einfache Bodenmulde gelegt und 21 bis 26 Tage lang bebrütet. Als Nestflüchter können die Küken schon ab dem zweiten Lebenstag ihrer Mutter folgen. Dennoch fressen sie noch nicht selbständig, sondern werden etwa zwei Wochen lang mit Insekten (v. a. Heuschrecken) und anderen Kleintieren gefüttert. In der Folge schließen sich die Jungtiere zusammen mit ihrer Mutter einer Weibchengruppe an, bis sie nach dem nächsten Winter endgültig das Erwachsenenstadium beginnen. Die Lebenserwartung beträgt bis zu über 20 Jahre.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Zum Bestandsrückgang der Großtrappe hat die zunehmende Fragmentierung der Brutgebiete beigetragen, wobei gleichzeitig die Landwirtschaft intensiviert und mechanisiert wurde, was zu einer zeitlich hohen Dichte an Bearbeitungsvorgängen und damit zu einer Störung der Brutvögel führte. Nachteilig wirken sich der Umbruch von Grasländern in Ackerflächen, die Aufgabe der Dreifelderwirtschaft und der zunehmende Anbau von Mais bei gleichzeitigem Rückgang der Luzerne aus. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat zu einem dichteren Wachstum der Kulturpflanzen geführt. Jungvögel können sich in solch dichtem Ackerland nur mit größerer Mühe bewegen. Gleichzeitig kommt es zu einer Verschlechterung des Bodenklimas in Bodennähe, wo es auf Grund des dichteren Stands der Pflanzen kühler und feuchter ist. Ebenso ist das für die Jungaufzucht wesentliche Angebot an Insekten dadurch verringert.

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Innerhalb der Schutzgebiete stellt die Zunahme der Fuchsbestände in offenen Wiesenlandschaften dank Tollwutimpfung und der Wildschweine, deren Anzahl sich mit dem Anbau von Energiepflanzen erhöht hat, die Hauptgefahr für die Brut dar.

Die Bejagung spielte beim Bestandsrückgang der Großtrappe früher ebenfalls eine Rolle. In Spanien wurden bis 1980 jährlich noch bis zu zweitausend Individuen geschossen. Gejagt wurden insbesondere die auffallenderen und dominanten Männchen, also jene, die für einen Großteil des Nachwuchses sorgten. Die Jagd auf die Großtrappe ist in Europa mittlerweile verboten.

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Populationszahl

Aufgrund günstiger Rahmenbedingungen in Mitteleuropa gab es im 18. Jahrhundert für diese Art die größten Bestandszahlen und die weiteste Verbreitung. Lebensraumveränderungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts leiteten dann einen Bestandsrückgang ein, bei dem vielerorts die Brutvorkommen verschwanden. Aufgrund dieser Bestandsrückgänge waren bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa die Verbreitungsgebiete in zwei Teile zerfallen und in sich zersplittert. Das eine Verbreitungsgebiet erstreckte sich im Nordosten Mitteleuropas über das Gebiet des heutigen Ostdeutschlands und Polens, das andere lag im Südosten Mitteleuropas und verlief von Österreich, Ungarn bis Tschechien und zur Slowakei. In Polen versiegte das Vorkommen 1987.

Lustige Fakten für Kinder

  • Eine Großtrappe im Flug wird oft als "fliegende Festung" bezeichnet, weil sie der schwerste fliegende Vogel der Welt ist. Sein Flug ist majestätisch und kraftvoll. Der Vogel schlägt langsam und regelmäßig mit den Flügeln.
  • Die Küken haben einen Flaum von blasser, sepiafarbener Farbe, der ihnen eine gute Tarnung bietet. Wenn sie sich bedroht fühlen, bleiben sie regungslos auf dem Boden liegen.
  • Wenn sich männliche und weibliche Trappen an den traditionellen Laichplätzen versammeln, vollführen die Männchen das typische "Rad" oder "Schaumbad", um die Weibchen anzulocken. Dabei verwandeln sie sich vollständig in einen weißen Ball, der noch aus mehreren Kilometern Entfernung zu sehen ist, und halten diese Haltung eine Zeit lang aufrecht, während sie sich still verhalten. Mehrere Männchen zeigen sich gemeinsam am Laichplatz, und die Weibchen kommen mehrere Tage lang, um sie zu sehen, bevor sie sich paaren.

Referenzen

1. Großtrappe artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Ftrappe
2. Großtrappe auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/22691900/0
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/595430

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