Rothirsch
Reich
Stamm
Unterstamm
Klasse
Ordnung
Unterordnung
Familie
Unterfamilie
Gattung
SPEZIES
Cervus elaphus
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
20 years
Höchstgeschwindigkeit
70
43
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
120-240
264-528
kglbs
kg lbs 
Höhe
95-130
37.4-51.2
cminch
cm inch 
Länge
160-250
63-98.4
cminch
cm inch 

Der Rothirsch (Cervus elaphus), jägersprachlich Rotwild und seltener auch Edelhirsch genannt, ist eine Art der Echten Hirsche. Unter den Hirscharten zeichnet sich der Rothirsch, kurz auch Hirsch (von mittelhochdeutsch hirz) und in alten lateinischen Texten cervus genannt, durch ein besonders großes und weitverzweigtes Geweih aus. Dieses als Jagdtrophäe begehrte Geweih wird nur von männlichen Tieren entwickelt. Die weiblichen Tiere (Alttiere) entwickeln kein Geweih und werden daher als Kahlwild bezeichnet. Im mitteleuropäischen Raum ist der Rothirsch eines der größten freilebenden Wildtiere. Er kommt hier fast nur noch in Waldbiotopen vor. Ursprünglich handelt es sich beim Rothirsch jedoch um eine Tierart offener und halboffener Landschaften.

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Rothirsche sind in mehreren Unterarten in Eurasien verbreitet. Die nordamerikanischen Wapiti wurden lange als Unterart des Rothirsches eingeordnet, werden heute aber zusammen mit ostasiatischen Rothirschen als eigenständige Art geführt.

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Aussehen

Der Rothirsch ist eine der größeren Hirscharten, wobei es zwischen den Unterarten teilweise erhebliche Unterschiede bezüglich der Körpergröße gibt. In der Regel liegt die Kopf-Rumpf-Länge männlicher Tiere bei 180 bis 205 Zentimeter, die der weiblichen bei 165 bis 180 Zentimeter, hinzu kommt jeweils ein 14 bis 16 Zentimeter langer Schwanz. Entsprechend beträgt die Schulterhöhe 105 bis 130 beziehungsweise 95 bis 115 Zentimeter. Ebenso schwankt das Gewicht beträchtlich. Besonders kleinwüchsige Hirsche leben auf Sardinien und Korsika. Sie erreichen dort nur ein Gewicht bis zu 80 Kilogramm. Die schwersten Individuen wurden bisher in den Karpaten und in Bulgarien beobachtet, hier erreichen Männchen bis zu 350 Kilogramm, Weibchen bis zu 200 Kilogramm Körpergewicht. Ausgewachsene Männchen sind in der Regel um 10 bis 15 Prozent größer und 50 bis 70 % schwerer als ausgewachsene weibliche Rothirsche (Hirschkühe).

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Ebenso sind auch markante Gewichtsunterschiede innerhalb der in Mitteleuropa verbreiteten Unterarten belegt. Im Harz, Reinhardswald und der Region Westfalen geschossene, zehnjährige Hirsche wogen durchschnittlich zwischen 100 und 113 Kilogramm. Im Wallis dagegen wogen gleichaltrige Hirsche 148 Kilogramm und im Gebiet um Hohenbucko, Brandenburg geschossene Hirsche 168 Kilogramm. Rothirsche unterliegen allerdings bereits im Jahresverlauf beträchtlichen Gewichtsunterschieden: Männliche Hirsche erreichen ihr jährliches Gewichtsmaximum in der Regel kurz vor der Brunft und verlieren dann während der Brunft bis zu 25 Prozent ihres Körpergewichts. Zu den Größen- und Gewichtsunterschieden zwischen einzelnen Populationen derselben Unterart tragen unterschiedliche Ernährungsbedingungen und Klimaeinflüsse bei. Grundsätzlich nehmen Körpergröße und Körpergewicht der Rothirsche von West- und Nordwesteuropa mit ozeanischem Klima in Richtung Ost- und Südosteuropa mit kontinentalem Klima zu. Diese Größenunterschiede entsprechen der Bergmannschen Regel, die besagt, dass warmblütige Tiere einer Art in kälterem Klima durchschnittlich größer sind.

Der Rothirsch weist eine breite Brust, einen verhältnismäßig langen, schlanken Hals sowie einen nach vorn verschmälerten Kopf auf. Der Schwanz ist 10 bis 27 Zentimeter lang und zur Spitze hin verschmälert. Der Rothirsch hat mittelgroße Augen (Lichter), zugespitzte Ohren (Lauscher) von halber Kopflänge und hohe schlanke Füße (Läufe). Die Afterklauen berühren bei normaler Fortbewegung den Boden nicht. Die Wirbelsäule ist gerade gestreckt und weist den Rothirsch als Läufertypus aus. Rothirsche, die sich bedroht fühlen, flüchten entsprechend in schnellem und ausdauerndem Lauf. Sie galoppieren nur über kurze Strecken. Die normale Laufform auf der Flucht ist ein weitausgreifender und kräfteschonender Trab. Das Reh dagegen, das dem Schlüpfertypus zugerechnet wird, hat eine leicht gekrümmte und nach vorn abfallende Wirbelsäule. Es nutzt den Trab nur sehr selten als Laufform: Bei Beunruhigung sucht es normalerweise mit wenigen schnellen Sprüngen Deckung im Dickicht.

Das Hirschgebiss besteht aus 34 Zähnen. Im Oberkiefer fehlen die Schneidezähne. Dort finden sich auf jeder Kieferseite je ein Eckzahn (Grandeln) und drei Vorbackenzähne, die sogenannten Prämolare und drei Backenzähne, die Molare. Zwischen den Eck- und den Backenzähnen besteht eine Lücke, das sogenannte Diastema. Der Unterkiefer entspricht im Aufbau dem Oberkiefer. Hier sind zusätzlich je Kieferseite aber noch drei Schneidezähne ausgebildet. Schneidezähne, Eckzähne und die Prämolare werden zunächst als Milchzähne ausgebildet und bis zum 25. Lebensmonat durch Dauerzähne ersetzt. Die hinteren drei Backenzähne erscheinen gleich als Dauerzähne.

Rothirsche weisen eine Reihe von Duftdrüsen auf, deren Duftsignale im Sozialleben eine Rolle spielen. Auffällig ist die Voraugendrüse (auch Tränengruben oder Anorbitalorgan), die allen geweihtragenden Hirschen eigentümlich ist. Voraugendrüsen sondern besonders zur Brunftzeit ein übel riechendes, bräunliches Sekret, die sogenannten Hirschtränen, ab, welches die Tiere durch Reiben an Bäumen oder Sträuchern zur Markierung abstreifen. Eine weitere Duftdrüse ist das Metatarsalorgan, das sich an der Außenseite der Hinterläufe dicht unter dem Sprunggelenk befindet. Das Sekret dieser Drüse wird am niedrigen Bodenbewuchs abgestreift, so dass Hirsche eine Duftfährte hinterlassen. Das Circumcaudalorgan oder Wedeldrüse sitzt beim Hirsch in der Nähe der Schwanzwurzel. Sie schwillt während der Brunft stark an. Durch Beknabbern und Belecken verteilen Rothirsche das Sekret dieser Drüse in ihrem Haarkleid. Auch das noch mit Bast überzogene Geweih besitzt zahlreiche Duftdrüsen, die ein gelblich-braunes Sekret absondern. Dieses Sekret wird an Zweigen und Grashalmen abgestreift und hinterlässt eine sehr dauerhafte Duftfährte.

Die Färbung des Haarkleides variiert in Abhängigkeit von Jahreszeit, Geschlecht und Alter. Von den Tasthaaren am Maul abgesehen, werden sämtliche Haare zweimal jährlich gewechselt.

In Mitteleuropa setzt das Wachstum des Sommerfells im Mai bis Juni ein. Es hat einen, für den Rothirsch charakteristischen, rotbraunen Haselnusston. Im September bis Oktober wechselt die Mehrzahl der Rothirsche zu einem graugelben bis graubraunen Winterfell. Bei älteren Hirschen kann dieser Fellwechsel auch schon im August einsetzen. Das Winterfell ist im Vergleich zum Sommerfell struppiger und besitzt unter den Grannenhaaren ein dichteres Wollhaar. Winterhaare sind im Durchschnitt doppelt so lang wie die Sommerhaare. Während Sommerhaare einen ovalen Querschnitt haben, ist dieser beim Winterhaar rund und hohl, wodurch eine wärmende Luftpolsterung entsteht. Das Haarkleid der Kälber ist rotbräunlich mit dichten weißen Fleckenreihen. Diese sogenannten Kälberflecken werden im Verlauf der Sommermonate durch nachwachsende Haare überdeckt.

Viele Rothirsche weisen vom Nacken bis zum Ansatz des Schwanzes einen Aalstrich auf. Für alle Rothirsche ist es charakteristisch, dass die Hinterseite des Oberschenkels sich deutlich von der übrigen Fellfarbe unterscheidet. Die Färbung dieses sogenannten Spiegels ist grauweiß bis gelblich-weiß. Der Spiegel ist von schwärzlichen Haaren umrahmt und damit deutlich gegen die übrige Rückenpartie abgesetzt. Beim männlichen Rothirsch ist der Hodensack häufig ebenfalls sehr hell gefärbt. Von dem Spiegel geht insbesondere bei Flucht eine Signalwirkung aus, die das Rudel zusammenhält.

Den in West- und Nordeuropa beheimateten männlichen Rothirschen wächst vor der Brunft eine Halsmähne, die am Vorderhals bis zu fünfzehn Zentimeter lang werden kann. Diese Hirsche werden unabhängig von ihren Unterarten dem sogenannten elaphoiden Typ zugerechnet. Die in Südosteuropa beheimateten Hirsche des maraloiden Typs sind dagegen fast oder völlig mähnenlos. Männliche Hirsche weisen außerdem ein dunkles, gekräuseltes oder gewelltes Stirnhaar auf.

Abweichende Fellfärbungen treten auch in freier Wildbahn auf. Die weiße Fleckung, wie sie für Kälber typisch ist, bleibt gelegentlich deutlich abgeschwächt bei adulten Rothirschen erhalten. In einigen Populationen weisen einige der Tiere am Kopf eine weiße Blesse auf, oder sie sind an den Fesseln weiß gefärbt.

Auch rein weiße Tiere sind in seltenen Fällen in freier Wildbahn zu beobachten. In Wildgehegen und -gattern werden solche Farbmutationen, die auch als Blesswild bezeichnet werden, mitunter gezielt gepflegt. Anders als beim Reh oder Damhirsch, wo Tiere mit einem schwarzen Haarkleid häufiger zu beobachten sind, ist Melanismus beim Rothirsch äußerst selten.

Im Reinhardswald im Norden Hessens sind geschätzt 50 Tiere in der 1000 Hirsche zählenden Population weiß. Genetische Untersuchungen zeigen, dass in zwei Gebieten 16 bzw. 26 Prozent das „weiße Gen“ in sich tragen. Nur wenn es beide Eltern tragen, wird das Junge weiß, was pro Jahr etwa zweimal vorkommt. Die weißen Tiere sind zwar nicht geschützt, werden aber aus jägerischem „Aberglauben“ heraus nicht geschossen.

Das Geweih wird von den männlichen Tieren je nach Lebensalter jährlich etwa im Februar bis April abgeworfen, eine Neubildung setzt kurzzeitig danach wieder ein und ist in ca. 5 Monaten (140 Tagen) abgeschlossen. Der Geweihabwurf erfolgt umso eher, je älter der Hirsch ist. Hirsche mit großem Geweih bilden innerhalb dieser knapp vier Monate eine Knochensubstanz von vier bis fünf Kilogramm Gewicht aus. Im Durchschnitt wird das Geweih 90 bis 105 Zentimeter lang (je Stange) und wiegt 6 bis 6,5 Kilogramm (einschließlich Schädel). Außergewöhnlich große Geweihe messen zwischen 130 und 140 Zentimeter und bringen 18 bis 21 Kilogramm auf die Waage. Ein besonders großes Exemplar aus Deutschland, dessen Geweih ein Gewicht von 15,55 kg besaß, wurde im September 2014 im Duvenstedter Brook nahe Hamburg erlegt.

Hirschkälber entwickeln im Winter ihres ersten Lebensjahres den sogenannten Rosenstock, einen kurzen walzenförmigen Stirnbeinfortsatz. Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist dieser in Form von zwei kleinen Höckern sichtbar, aus denen sich im Verlauf der Sommermonate erste, noch unverzweigte Geweihstangen, die sogenannten Spieße, entwickeln. Diese ragen häufig nicht über die Ohrenspitze hinaus, sie können aber auch bei besonders guter Ernährung eine Länge von 40 Zentimetern erreichen. Diese Spieße werden im Frühjahr des nächsten Jahres, wenn der Hirsch das Ende seines zweiten Lebensjahres erreicht hat, abgeworfen, und es setzt sofort die neue Geweihbildung ein. Je nach Veranlagung und Umweltbedingungen können dem jungen Hirsch erneut unverzweigte und verhältnismäßig kleinbleibende Spieße oder ein sogenanntes Gabelgeweih wachsen. Gelegentlich entwickeln sich junge Hirsche bereits zu diesem Zeitpunkt zu einem Achtender. Beim Gabelgeweih verzweigen sich die Geweihstangen das erste Mal; es entwickelt sich die sogenannte Augsprosse. Der Geweihaufbau erfolgt grundsätzlich an den Spitzen der Stangen und den Enden. Unter idealen Bedingungen nehmen tendenziell sowohl die Länge der Geweihstangen, das Geweihgewicht und die Endenzahl bis etwa zum zwölften Lebensjahr eines Hirsches zu. Hirsche weisen selten mehr als 20 Enden am Geweih auf. Es lässt sich allerdings nicht von der Endenzahl eines Hirsches auf sein Lebensalter rückschließen, da die Geweihentwicklung von weiteren Faktoren bestimmt ist.

Das Geweih ist während seiner Wachstumsphase mit einer behaarten Haut, der sogenannten Basthaut, überzogen. Basthaut unterscheidet sich von Körperhaut lediglich dadurch, dass ihr Schweißdrüsen und aufrichtende Haarmuskeln fehlen. Dieser Bast ist ebenso wie das noch wachsende Geweih von Blutgefäßen durchzogen. Mit fortschreitendem Wachstum verknöchert das Geweih, und schließlich verliert auch die Basthaut die nährende Funktion. Bei ausgewachsenen Hirschen ist das Wachstum des Geweihs in Europa im Juli bis Anfang August abgeschlossen, und die Hirsche beginnen, durch Fegen des Geweihs an Zweigen, Sträuchern und trockenen Pflanzenteilen die Basthaut abzustreifen. Die noch durchblutete Basthaut hängt zu diesem Zeitpunkt gelegentlich in blutigen Streifen vom Geweih herunter.

Ein frisch gefegtes Geweih ist durch eine noch helle Farbe gekennzeichnet. Erst in den nächsten Wochen verändert sich die Geweihfarbe hin zu einem hellbraunen bis schwarzbraunen Ton. Welche Farbe sich entwickelt, hängt von den zum Fegen genutzten Pflanzen und ihren unterschiedlich stark färbenden Säften ab.

Der Geweihabwurf erfolgt zu einem Zeitpunkt, da der Testosteronspiegel seinen niedrigsten Stand erreicht hat. Vor dem Abwurf wird die Zellschicht zwischen Rosenstock und Geweihstange wieder stark durchblutet. Dadurch lockert sich die Verbindung der Stange mit dem Rosenstock so weit, dass ein Anstoßen mit dem Geweih, oder bei großen Geweihen auch das Eigengewicht der Geweihstangen sie abfallen lässt.

Es ist bisher nicht hinreichend geklärt, warum Hirsche jährlich ihr Geweih abwerfen und damit den kräftezehrenden Aufbau eines neuen Geweihs eingehen. Der Wildbiologe Wilfried Bützler schlägt als These vor, dass Junghirsche wegen ihrer noch nicht abgeschlossenen körperlichen Entwicklung nicht in der Lage sind, ein lebenslang einsatzfähiges Geweih zu entwickeln. Dazu wären sie erst in der Lage, wenn sie ihre körperliche Entwicklung abgeschlossen haben. Ein biologisches Wachstumsprogramm, das erst zu diesem Zeitpunkt eine Geweihbildung erlaubt, war nach Ansicht von Bützler evolutionsbiologisch schwieriger zu entwickeln als eine alljährliche Geweihbildung.

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Verteilung

Erdkunde

Das Verbreitungsgebiet des Rothirsches umfasst Europa, Westasien, Zentralasien und Nordafrika.

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Zu den rothirschreichen Ländern Europas zählen Großbritannien mit einem Verbreitungsschwerpunkt in England und Schottland, die Bundesrepublik Deutschland, Österreich und Spanien. In Österreich hat er sein Siedlungsareal in den letzten Jahrzehnten ausgedehnt. In der Schweiz war der Rothirsch um 1850 ausgerottet. Über Alpenpässe wie die Kleine Furka, das Schweizertor und die Schesaplana wanderten in den folgenden Jahrzehnten wieder Rothirsche ein. Um 1925 hatte sich der Bestand bereits soweit erholt, dass die Tiere in Graubünden als Plage angesehen wurden. In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Wildtier Stiftung rund 220.000 Rothirsche.

Hohe Bestände weisen außerdem Polen, Tschechien, die Slowakei, Serbien, Ungarn, Kroatien, Bosnien und Rumänien auf. Frankreich, Italien, Griechenland, Belgien, Irland, die Niederlande sowie Dänemark, Norwegen und Schweden haben nur geringe Bestände. Die Bestände auf Korsika und Sardinien gelten als bedroht.

In Osteuropa ist das Verbreitungsgebiet des Rothirsches noch weitgehend zusammenhängend. Für Westeuropa ist eine stark fragmentierte Verbreitung mit zum Teil sehr kleinen Vorkommen charakteristisch. Die deutschen Verbreitungsschwerpunkte sind die Mittelgebirge sowie die Alpen und das Alpenvorland. Größere Verkehrswege sowie stark besiedelte Gebiete verhindern teilweise einen genetischen Austausch zwischen den einzelnen Verbreitungsgebieten.

Rothirsche bevorzugen Lebensräume mit einer engen Verzahnung aus strukturreichen Wäldern, Dickungen, und großen offenen Lichtungen. Sie können aber auch in urwaldartig geschlossenen und nahrungsarmen Waldgebieten oder nahezu baumfreier Landschaft wie etwa in Schottland gut überleben. Da der Rothirsch sowohl in den kalten Hochlagen der Alpen, in den feuchten Flussauen Südosteuropas und in den heißen und trockenen Tiefebenen Spaniens vorkommt, kann er, was seine Lebensraumansprüche betrifft, als anpassungsfähige Art gelten. Dies belegt auch die erfolgreiche Ansiedelung als Neozoon in Ländern wie Chile, Argentinien sowie Neuseeland.

In Mitteleuropa ist die freie Lebensraumwahl des Rothirsches auf Grund der dichten Besiedelung durch den Menschen stark eingeschränkt. Da der Rothirsch den Menschen meidet, ist er hier überwiegend in Waldbiotopen zu finden und konzentriert sich dort auf die Waldbereiche, in denen er dem Kontakt mit Menschen am geringsten ausgesetzt ist. In Deutschland wird außerdem jagdrechtlich zwischen Rotwildgebieten und rotwildfreien Gebieten unterschieden. In Letzteren ist es dem Jagdausübungsberechtigten gesetzlich untersagt, das Rotwild zu hegen. Bekannten alten Fernwechseln des Rotwildes zwischen den Rotwildgebieten wird kein besonderer Schutz zuteil. Aus biologischer Sicht handelt es sich bei den heutigen mitteleuropäischen Rotwildgebieten um inselartige Rückzugsräume. Der für die genetische Vielfalt der Rotwildpopulation notwendige Austausch zwischen den verschiedenen Rotwildgebieten ist sowohl von gesetzlicher wie raumordnerischer Seite nicht gewährleistet. Es unterbleiben auch die Wanderungen zwischen Winter- und Sommereinständen, die ursprünglich für diesen Hirsch charakteristisch waren und für seinen Nahrungserwerb eine hohe Rolle spielten. Dies kann in einzelnen Revieren zu einer punktuell hohen Wilddichte mit einer entsprechenden Waldschädigung führen. Auf diese Waldschäden wird im Kapitel Rothirsch und Mensch näher eingegangen.

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Rothirsch Lebensraum-Karte
Rothirsch Lebensraum-Karte
Rothirsch
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Rothirsche sind grundsätzlich soziale Tiere, die sich in Trupps oder Rudeln zusammenschließen. Der Wildbiologe Wilfried Bützler bezeichnet das Zusammensein des Rothirsches mit seinen Artgenossen als das dominierende Element seiner Existenz. Die einzelnen Rudel sind dabei standorttreu. Lediglich starke Beunruhigung führt dazu, dass Rudel ihr Einstandsgebiet verlassen. Die Größe der einzelnen Rudel ist grundsätzlich abhängig vom Lebensraum. In Regionen mit einem hohen Anteil an Freiflächen oder sogar völlig offenen Landschaften sind die Rudel in der Regel größer als in reinen Waldbiotopen. Auch in Europa kommen Rotwildrudel vor, die 200 Tiere umfassen. Die nah verwandten Wapitis in Nordamerika bilden sogar Rudel mit mehr als 1000 Tieren.

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Ausgewachsene Tiere leben von der Brunftzeit abgesehen in jeweils nach Geschlechtern getrennten Rudeln. Lediglich sehr alte Hirsche leben ausnahmsweise auch einzelgängerisch.

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Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Der Rothirsch wird nach seinem Nahrungsverhalten als Intermediärtyp eingestuft. Er nimmt damit eine Zwischenstellung ein zwischen Tieren, die sich ausschließlich Raufutter verwerten, und solchen, die sogenannte „Selektierer“ sind. Zu letzterem Typus gehört beispielsweise das Reh, das auf hochwertige Nahrung angewiesen ist. Täglich nehmen Rothirsche zwischen acht und zwanzig Kilogramm Grünäsung zu sich. Die hohe Schwankung ergibt sich einmal aufgrund der unterschiedlichen Qualität der gefressenen Nahrungspflanzen als auch einem jahreszeitlich schwankenden Nahrungsbedarf. Tragendes oder säugendes Kahlwild sowie Hirsche, deren Geweih heranwächst, haben einen besonders hohen Nahrungsbedarf.

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Der im Verhältnis zur Körpergröße relativ große Pansen mit einem Fassungsvermögen bis zu 25 Liter ermöglicht dem Rothirsch, auch zellulosereiche und nährstoffarme Nahrung wie Baumrinde und Gras zu verdauen. Gras, Kräuter, Feldfrüchte aller Art wie Rüben und Kartoffeln, die mit den Vorderläufen ausgegraben werden, Eicheln, Bucheckern, Kastanien, Obst, verschiedene Pilze, Baumrinde, Moos, Flechten, Heidekräuter, Knospen und junge Zweige von Bäumen und Sträuchern gehören gleichfalls zu seinem Nahrungsspektrum. Einzelne Untersuchungen in Europa haben gezeigt, dass von im Untersuchungsgebiet vorkommenden Pflanzenarten über 90 Prozent als Nahrungspflanze genutzt werden. Gemieden werden lediglich einige Sauergräser, Moose sowie Roter Fingerhut, Schwarze Königskerze, Wilde Karde und Acker-Kratzdistel.

Die Anwesenheit von Rothirschen hat mitunter starke Auswirkung auf die Häufigkeit von Pflanzenarten. Bei Vergleichen zwischen für Rothirsche unzugänglichen Flächen mit angrenzenden Flächen, auf denen Rothirsche äsen konnten, wurden für letztere ein völliges Verschwinden von Arten wie der Gemeinen Esche, Feldahorn, Mehlbeere und Salweide festgestellt, die auf den benachbarten geschützten Flächen dagegen gut gediehen. Auf diesen eingegatterten Flächen fanden sich auch Arten wie Vogelwicke, Wald-Sternmiere und Ohrweide sehr viel häufiger. Rothirsche zeigen eine so typische Nahrungspräferenz, dass sich aus der Verdrängung von bestimmten Pflanzen auf die Dichte des Rothirsches rückschließen lässt. Auf die Probleme, die das Nahrungsverhalten für die natürliche Waldverjüngung bedeutet, wird im Abschnitt Schäden durch Rothirsche eingegangen.

Außerhalb der Brunftzeit dominiert das Fressverhalten den Tagesrhythmus der Rothirsche. In Revieren ohne äußere Störungen wechseln sich Äsungszeiten verhältnismäßig gleichmäßig mit Ruheperioden ab, in denen die Tiere dösen und die aufgenommenen Pflanzen wiederkauen. Die erste Äsungsperiode liegt in den frühen Morgenstunden, die letzte etwa um Mitternacht. Mit Äsen verbringen die Rothirsche insgesamt etwa sieben bis zehn Stunden am Tag und mit Wiederkäuen etwa fünf bis sechs Stunden. In Revieren, in denen es häufig zu Störungen durch den Menschen kommt, ist der Rothirsch dagegen überwiegend in der Dämmerung und Nacht auf offenen Äsungsflächen zu finden.

Beim Äsen zerkauen Rothirsche ihre Nahrung zunächst nur sehr oberflächlich. Ruhende Hirsche würgen den im Pansen befindlichen Nahrungsbrei wieder hoch, kauen ihn erneut und schlucken ihn wieder hinunter. Dieser Vorgang kann sich mehrfach wiederholen, bis die Nahrung ausreichend zerkleinert ist. Nahrung, die bereits hinreichend zerkleinert ist, gelangt durch eine Schlundrinne zunächst in den Blättermagen, von wo aus der angedaute Nahrungsbrei in den Labmagen gelangt, wo die eigentliche Verdauung stattfindet.

Die Losung des Rothirsches besteht ausschließlich aus den unverdauten Rückständen pflanzlicher Nahrung und ist dementsprechend faserig. Sie ist fest und eher kleindimensioniert und findet sich oft in der Nähe von Futterplätzen und im Bereich von Lichtungen.

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Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Brünftigen Tieren des Kahlwildrudels folgt der Hirsch mit vorgestrecktem Kopf. Nur wenn das weibliche Tier paarungsbereit ist, bleibt es mit etwas gekrümmtem Rücken, eingewinkelten Hinterläufen und gesenktem Haupt stehen. Der Hirsch beleckt zuerst die Region um die Scheide und reitet dann auf. Dabei werden die Vorderläufe fest um den Rumpf des weiblichen Tieres geklammert und im Moment des Samenergusses stößt sich der Hirsch mit den Hinterläufen vom Boden ab. Kommt es nicht zur Befruchtung, ovulieren die weiblichen Tiere bis maximal sechs Mal während der Brunftzeit. Der Abstand beträgt etwa jeweils 18 Tage.

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Von einer gekrümmten Körperhaltung geht grundsätzlich eine sehr starke Signalwirkung aus. Sie wird grundsätzlich als Paarungsaufforderung verstanden. Rothirsche reiten deshalb auch auf anderen männlichen Tieren auf, wenn diese beispielsweise aufgrund einer Verletzung eine solche Haltung einnehmen.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Zu den Prädatoren gehören Berglöwen, Bären und graue Wölfe. Kälber können von Rotluchsen und Kojoten gefressen werden. Eine begrenzte Jagd zu Sportzwecken ist im Allgemeinen erlaubt und in einigen Ländern werden sie zur Fleischgewinnung gezüchtet.

Populationszahl

Die weltweite Populationszahl des Rothirsches ist unbekannt, aber einzelne Populationen in Europa wurden auf insgesamt etwa 1,7 Millionen Individuen geschätzt. Gegenwärtig wird diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, und ihr Bestand nimmt heute zu.

Ökologische Nische

Rothirsche haben aufgrund ihres Verbisses einen großen Einfluss auf die Pflanzengemeinschaften, in denen sie leben. Zu bestimmten Zeiten des Jahres sind sie eine wichtige Beute für einige große Prädatoren, darunter Braunbären.

Lustige Fakten für Kinder

  • Alle Rothirschkälber werden gefleckt geboren, wie es bei vielen Hirscharten üblich ist, und verlieren ihre Flecken bis zum Ende des Sommers.
  • Männliche Rothirsche haben während der Brunft ein markantes Brüllen, mit dem sie ihren Harem von Weibchen zusammenhalten.
  • Nach der Brunft bilden weibliche Rothirsche große Herden. Wenn sich ihnen Prädatoren nähern, können sich die größten und robustesten Weibchen der Herde in Stellung bringen und mit ihren Vorderbeinen nach ihren Angreifern treten.

Coloring Pages

Referenzen

1. Rothirsch artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Rothirsch
2. Rothirsch auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/55997072/0

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