Nilgans
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Alopochen aegyptiacus
Populationsgrösse
Unknown
Lebensdauer
15-25 years
Gewicht
1-4
2.2-8.8
kglbs
kg lbs 
Länge
63-73
24.8-28.7
cminch
cm inch 
Spannweite
134-154
52.8-60.6
cminch
cm inch 

Die Nilgans (Alopochen aegyptiaca) ist der einzige rezente Vertreter ihrer Gattung und wird heute meist den Halbgänsen zugerechnet. Sie ist afrikanischen Ursprungs und lebt an nahrungsreichen Binnenseen und Flüssen. Sie gilt als der häufigste afrotropische Entenvogel.

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In den letzten Jahrzehnten breitete sich die Nilgans ausgehend von Gefangenschaftsflüchtlingen, hauptsächlich von den Niederlanden kommend, entlang des Rheins in Mitteleuropa aus, wobei sie auch in städtischen Parks, an Badeseen und anderen von Menschen häufig frequentierten Orten vorkommt.

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Aussehen

Charakteristisch für die Nilgans sind ihre verhältnismäßig hohen Beine sowie der dunkle Augenfleck.

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Beide Geschlechter gleichen sich, nur ist das Männchen unwesentlich größer. Die vergleichsweise „bunte“ Färbung der adulten Tiere stellt sich mit etwa vier bis fünf Monaten ein, wenn sich Augen- und Brustfleck voll entwickelt haben. Neben der gewöhnlichen Färbung tritt auch eine etwas grauere Morphe auf, die verschieden stark ausgeprägt sein kann. Auch die Färbung des Schnabels variiert von blassrot bis tiefrot. Gefangenschaftsflüchtlinge weisen meist sehr rote Schnäbel auf. Fliegende Nilgänse haben ähnlich wie die Rostgänse ein großes weißes Armflügelfeld.

Die Vollmauser der adulten Vögel setzt gegen Ende der Fortpflanzungszeit ein. Sie beginnt mit dem Wechsel des Kleingefieders. Danach werden die Schwingenfedern abgeworfen und die Steuerfedern gewechselt. Die Jugendmauser beginnt, wenn die Jungvögel etwa drei Monate alt sind. Dabei wird zunächst der braune Augenfleck und in einem Alter von etwa fünf Monaten der Brustfleck durchgemausert.

Dunenküken der Nilgans sind ähnlich kontrastreich schwarzbraun-weiß gefärbt wie die der Brandgänse. Sie sind an der Oberseite oliv erdbraun bis dunkel zimtbraun. Stirn, Gesicht, Hals und Brust sind weißlich gefärbt. Ein kurzer blassbrauner Strich verläuft vom Auge ausgehend zum Hinterkopf. Die Küken haben außerdem strohgelb gefärbte Partien an den Flügeln und sind an der Körperunterseite weiß gefärbt. Im Gegensatz zu den Dunenküken der Brandgans fehlt ihnen der dunkle Fleck unterhalb des Auges. Auf den Flügeln und den Flanken finden sich große weiße Farbpartien.

Bei frisch geschlüpften Dunenküken ist der Schnabel zunächst blass grau und leicht rosa überhaucht. Der Nagel ist hellbraun. Die Füße, Beine und Schwimmhäute sind fleischfarben, die Iris ist blass graublau. Zu dem Zeitpunkt, zu dem Nilgänse flügge werden, hat sich der Schnabel zu einem blassen Graurosa umgefärbt. Die Schnabelspitze ist schwarz. Die Füße und Schwimmhäute sind graurosa, die Schwimmhäute dabei etwas dunkler. Die Iris ist gelbbraun.

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Verteilung

Erdkunde

Ursprünglich war die Nilgans in fast ganz Afrika außer den extremen Trockengebieten beheimatet. In historischer Zeit kam sie auch auf dem Balkan vor, wo sie jedoch heute ausgerottet ist. Noch im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche Beobachtungen in Ungarn und Bulgarien. Sie hat in dieser Zeit vermutlich auch dort gebrütet. Dies ist allerdings nicht sicher nachgewiesen.

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In Afrika ist ihr Verbreitungsschwerpunkt in den Savannensümpfen und an den Flussläufen Ostafrikas. Sie profitiert auch von den Wasserrückhaltebecken, die in Südafrika angelegt wurden. Sowohl ihr Bestand als auch ihr Verbreitungsgebiet haben sich dort vergrößert. In Westafrika ist die Nilgans dagegen selten. Am unteren Nil kommt sie kaum noch vor. Ihre Höhenverbreitung in Afrika reicht von Gewässern des Tieflands bis zu Gewässern in einer Höhenlage von 4.000 Metern NN.

Seit dem 18. Jahrhundert wird die Nilgans als Ziergeflügel in Europa gehalten, und bereits gegen Ende jenes Jahrhunderts hat es in Großbritannien freilebende Brutpaare gegeben. Diese Population wuchs bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf vierhundert bis fünfhundert Tiere an, und diese Anzahl blieb bis in die 1970er Jahre weitgehend stabil. Seit den siebziger Jahren erfolgt eine rasante Ausbreitung von einer aus den Niederlanden stammenden, wohl aus entflogenen Vögeln gebildeten Population. Diese Ausbreitungswelle erfolgt entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse und hat inzwischen im Süden die Grenze zur Schweiz erreicht, im Osten über die Donau auch Österreich. Als Brutvogel ist sie außer in den Niederlanden auch in Belgien etabliert.

In Deutschland stellten 2010 die Länder Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz den Kernbereich der Verbreitung der Nilgans dar. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gibt es in einem Viertel aller Jagdreviere Brutvorkommen. In Hessen und Rheinland-Pfalz lag die Quote bei 15 Prozent. Insbesondere in Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz hat es von 2009 bis 2013 einen starken Zuwachs von fast 10 Prozent bei den Brutvorkommen gegeben. Deutschlandweit fanden sich in 23 Prozent der an der flächendeckenden Erfassung 2017 teilnehmenden Reviere Bruten. Die Jagdstrecke in Deutschland ist im Jahr 2011/12 im Vergleich zum Durchschnitt der vorangegangenen 5 Jahre um 90 % gestiegen und lag bei fast 11.000 Stück. In der Saison 2017/2018 lag sie bei 23.644 Tieren. Seit 2015 erfolgreiche Bruten auch in Berlin, als letztem Bundesland, nachgewiesen werden konnten, ist die Nilgans in allen deutschen Bundesländern als Brutvogel nachgewiesen.

Die Nilgans gehört damit zu den sehr erfolgreichen Neozoen. Sie wird wohl in absehbarer Zeit über die Donau ihr einstiges Areal auf dem Balkan wiederbesiedeln. Von Landwirten angelegte Mieten sind willkommene Nahrungsquellen und eine der Hauptursachen der erfolgreichen Ansiedlung in den letzten Jahren, da diese Lagerbestände auch in Notzeiten Nahrung bieten.

Zur Hauptnahrung der Nilgans gehören Gräser, daneben werden Getreidefelder regelmäßig aufgesucht. In Parks lebende Vögel fressen wie Stockenten auch Brot. Selbst strenge Winter wie 1995/96 und 1996/97 konnten den Nilgansbestand nicht negativ beeinflussen. Aufgrund der hohen Vermehrungsrate ist zu erwarten, dass sich die Art noch weiter ausbreiten und flächendeckend in den Tieflagen Deutschlands brüten wird. Ihre schnelle Ausbreitung ist neben der Vermehrungsrate insbesondere auf ihre Anpassungsfähigkeit und ihr aggressives Verhalten gegenüber anderen Tieren zurückzuführen.

Außerhalb Europas hat sich die Nilgans in den USA in Florida, Texas und Kalifornien etabliert. Dazu gibt es kleinere Populationen in Arkansas und anderen Bundesstaaten. Ebenso kommt sie nun in Israel und den Küstengebieten der Vereinigten Arabischen Emirate am Persischen Golf vor. Auch in Neuseeland und Australien gibt es Nachweise.

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Nilgans Lebensraum-Karte
Nilgans Lebensraum-Karte
Nilgans
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Gewohnheiten und Lebensstil

Nilgänse bleiben das ganze Jahr über in kleinen Schwärmen zusammen, vor allem zum Schutz. Während der Brutzeit bilden sie Paare, bleiben aber ansonsten bei ihren Schwärmen. Sie sind gute Schwimmer, aber die meiste Zeit verbringen sie an Land. Tagsüber können sie sich auf der Suche nach Nahrung im Grasland oder auf landwirtschaftlichen Feldern vom Wasser entfernen, kehren aber nachts immer zum Wasser zurück. Sowohl die Männchen als auch die Weibchen dieser Art sind während der Brutzeit aggressiv im Revier ihrer eigenen Art und verfolgen Eindringlinge oft im Flug und greifen sie in "Hundekämpfen" in der Luft an. Die Stimmen und Lautäußerungen von Männchen und Weibchen unterscheiden sich. Das Männchen hat ein heiseres, gedämpftes, entenartiges Quaken, das nur selten ertönt, wenn es nicht erregt wird. Die männliche Nilgans lockt ihre Gefährtin mit einer aufwendigen, lauten Balz, die Hupen, Halsstrecken und Federwedeln umfasst. Das Weibchen hat ein weitaus lauteres, raues Quaken, das häufig bei Aggression und fast ununterbrochen bei der geringsten Störung ertönt, wenn sie ihre Jungen hütet.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Nilgänse sind in erster Linie Pflanzenfresser und ernähren sich von Gras, Samen, Stängeln und Blättern verschiedener Pflanzen sowie von Getreide, Kartoffeln und anderen Gemüsesorten. Sie fressen auch Würmer und Heuschrecken.

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Die Fortpflanzungszeit wird im ursprünglichen Verbreitungsgebiet durch die einsetzende Regenzeit ausgelöst. In West- und Südafrika fällt die Brutzeit entsprechend in die Monate Juni bis September. In Kenia dagegen kommen Nilgänse während des gesamten Jahres zur Brut.

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Nilgänse sind während der Brutzeit streng territorial und dulden keine anderen Entenvögel (Anatidae) in ihrem Revier. Sie sind bezüglich ihrer Nistplatzwahl sehr flexibel. Nester werden im Röhricht und gelegentlich auch zwischen Felsgestein errichtet. Nilgänse nutzen außerdem auch Baumhöhlen und brüten in Afrika gelegentlich auch auf den großen Nestbauten der Schattenvögel, so dass sich ihre Nester gelegentlich in einer Höhe von 20 Metern über dem Erdboden befinden. In Europa brütende Nilgänse nehmen auch Greifvogelhorste und Krähennester als Niststandort an.

Das Nest wird mit Dunen ausgepolstert. Wird das erste Gelege wegen Störungen aufgegeben oder wird es zerstört, kommt es in der Regel zu einem Nachgelege. Die Eier sind weiß und glänzen schwach. Die Brutdauer beträgt 30 Tage. Frisch geschlüpfte Dunenküken haben durchschnittlich ein Gewicht von 54 Gramm. An der Führung und der Aufzucht der Küken in Seichtwasserzonen und auf nahen Grasflächen sind beide Elternvögel beteiligt. Mit etwa neun bis zehn Wochen sind die Junggänse ausgewachsen und flugfähig.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die Nilgans ist eine relativ häufige und weit verbreitete Art und gilt derzeit nicht als vom Aussterben bedroht. In Teilen ihres Verbreitungsgebiets werden sie jedoch als Schädlinge in der Landwirtschaft angesehen und daher geschossen oder vergiftet, und manchmal werden sie auch zum Sport gejagt.

Populationszahl

Die Rote Liste der IUCN und andere Quellen enthalten keine Angaben zur Gesamtpopulation der Nilgans. Derzeit ist diese Art als nicht gefährdet (LC) eingestuft, aber ihre Zahl ist abnehmend.

Ökologische Nische

Da Nilgänse dazu neigen, einen Großteil ihrer Nahrung auf dem Boden zu fressen, tragen sie durch ihren Kot dazu bei, Samen auf andere Gebiete zu verteilen, den Boden aufzubrechen und die Zersetzung abgestorbener Pflanzen zu beschleunigen.

Domestizierung

Die Verbreitung der anpassungsfähigen und aggressiven Nilgans kann Auswirkungen auf die heimische Vogelwelt, insbesondere auf andere Wasservögel haben, zum Beispiel lokale und vereinzelte Verdrängung. Nilgänsen wird ein ausgeprägtes Aggressionsverhalten zur Brutzeit gegenüber anderen Wasservögeln zugeschrieben. Genauere Untersuchungen haben gezeigt, dass von aggressivem Verhalten andere Nilgänse und Entenvogelarten mit einem Gewicht von 1.000 bis 3.000 Gramm betroffen sind. Dabei hängt die Aggressionsbereitschaft von der Vogeldichte am Gewässer und nicht vom Futterangebot ab. Attacken von Nilgänsen betreffen fast nur die Stockente. Attacken auf Junge führende Stockenten enden manchmal mit dem Tod von Stockentenküken. Hingegen wurden Junge führende Reiherenten und Teichhühner nicht attackiert. Auch sind Fälle bekannt, in denen Nilgänse Weißstorchnester, Wanderfalkenhorste und Schleiereulennistplätze übernommen haben und dabei diese Arten am Brüten hinderten. Eine Bekämpfung wurde vereinzelt nicht empfohlen.

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2017 setzte die EU die Nilgans auf die rechtsverbindliche Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung nach der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014. Die Verordnung gilt unmittelbar in allen Mitgliedstaaten. Nationale Bestimmungen sind nur noch zulässig, wenn diese strenger sind als in der EU-Verordnung. Für die Nilgans gilt nun wie für die anderen Arten auf der Liste ein Verbot von Einfuhr, Haltung, Zucht, Transport, Erwerb, Verwendung, Tausch und Freisetzung. Es besteht nicht nur die Verpflichtung zur Einrichtung von Überwachungssystemen und zur Minimierung von Auswirkungen schon weit verbreiteter Arten, sondern nach Artikel 19 dieser Verordnung müssen die Mitgliedstaaten bis zum 12. Januar 2019 „wirksame Managementmaßnahmen“ verfügen, welche „tödliche oder nicht-tödliche physikalische, chemische oder biologische Maßnahmen zur Beseitigung, Populationskontrolle oder Eindämmung einer Population“ umfassen.

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Lustige Fakten für Kinder

  • Ägyptische Gänse wurden zur Zeit der alten Ägypter domestiziert, die sie als heilig ansahen und sie häufig in ihren Kunstwerken darstellten.
  • Auch die Griechen und Römer hatten ägyptische Gänse in ihren Hausherden.
  • Die Ägyptische Gans ist eigentlich keine Gans, sondern eine Brandgans: eine Kreuzung zwischen einer Ente und einer Gans. Sie hat viele Merkmale einer Ente, aber auch einige äußere Merkmale einer Gans. Sie ist der am weitesten verbreitete aller afrikanischen Wasservögel.
  • Nilgänse fliehen in der Regel zu Fuß vor Gefahren, selten fliegend, außer wenn sie überrascht werden. Das Fliegen sieht gänseartig und schwerfällig aus, mit langsamen Flügelschlägen. Die Gänse können zusammen fliegen und dabei eine unregelmäßige V-Form bilden, oder sie fliegen in einer langen Reihe.
  • Die Küken, die in sehr hohen Nestern geboren werden, müssen ihren Mut zusammennehmen, um beim Verlassen des Nestes ins Leere zu springen. Ihre Eltern können nicht anders, als vom Boden aus zu rufen und sie zu diesem manchmal schwindelerregenden Sturz zu ermuntern.

Referenzen

1. Nilgans artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Nilgans
2. Nilgans auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/22679993/0

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