Der Drosseluferläufer (Actitis macularius) ist eine monotypische Art aus der Familie der Schnepfenvögel. Er ist das nearktische Äquivalent des sehr ähnlichen Flussuferläufers. Die Bestandssituation des Drosseluferläufers wurde 2016 in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als „Least Concern (LC)“ = „nicht gefährdet“ eingestuft.
Der Drosseluferläufer erreicht eine Körperlänge von 18 bis 20 Zentimetern. Die Flügelspannweite beträgt 37 bis 40 Zentimeter. Das Gewicht variiert zwischen 25 und 60 Gramm.
Im Prachtkleid sind der Kopf, der Nacken und der Hinterhals der adulten Vögel grünlich braun. Der weiße Überaugenstreif ist sehr dünn, darunter befindet sich ein dunklerer Streif, der von der Schnabelbasis über die Augen bis zu den Ohrflecken läuft. Die Kehle, der Vorderhals und die Körperunterseite sind weiß mit auffälligen großen braunen Flecken. Die Unterschwanzdecken sind weiß. Im Schlichtkleid ist der Schnabel dunkelbraun. Die Körperunterseite weist dann keine Flecken auf, lediglich an den Brustseiten finden sich graubraune Flecken. Die Körperoberseite ist einheitlich braun. Die Jungvögel ähneln den adulten Vögeln im Schlichtkleid.
Der Schnabel ist leuchtend orange mit einer schwarzen Spitze.
Der Drosseluferläufer brütet von Alaska bis zur Südküste der Hudsonbay und von dort bis zur Küste Labradors. Sein bevorzugter Lebensraum sind die Ufer von Flüssen und Seen sowie die Küstenzone. Er ist ein obligatorischer Zugvogel, der im Winterhalbjahr an die Küste der südwestlichen Vereinigten Staaten, nach Zentralamerika, in die Karibik und nach Südamerika zieht.Im Februar 2021 wurde ein Exemplar als Irrgast in Kitzeberg an der Kieler Förde entdeckt.
Der Drosseluferläufer frisst überwiegend landlebende Wirbellose, die er vom Boden aufpickt. Wenn er Beute verfolgt, erinnert er in seiner Jagdweise an einen kleinen Reiher. Er nimmt eine leicht zusammengekauerte Körperhaltung ein und pickt dann plötzlich nach seiner Beute. An der Küste geht der Drosseluferläufer vor allem am Spülsaum des Meeres entlang und pickt dort nach Wirbellosen und anderer Nahrung, die von den Wellen ans Ufer geschwemmt werden. Überwinternde Vögel fressen auch Fische und Krebse.
Im Winterhalbjahr bilden Drosseluferläufer gelegentlich kleine Trupps. Sie brüten dagegen einzeln. Sie gehen eine monogame oder polyandrische Beziehungen ein, die nur eine Fortpflanzungssaison bestehen. Ungewöhnlich an dieser Art ist es, dass die Weibchen um die Männchen werben. Das Nest ist eine flache Nistmulde, die mit Pflanzenmaterial ausgelegt ist. Das Männchen errichtet normalerweise mehrere solcher Nistmulden, das Weibchen wählt dann die Mulde aus, in die sie die Eier ablegt. Die Gelege bestehen gewöhnlich aus drei bis fünf Eiern. Diese sind cremefarben und weisen rötlichbraune Flecken auf. In monogamen Beziehungen sind beide Elternvögel an der Brut beteiligt, in polyandrischen Beziehungen brütet dagegen allein das Männchen. Die Brutzeit beträgt 21 bis 22 Tage.
Drosseluferläufer sind Fleischfresser. Sie ernähren sich von Insekten, Krustentieren, anderen wirbellosen Tieren und kleinen Fischen.
Drosseluferläufer sind polyandrisch, und während der Brutsaison im Sommer können sich die Weibchen mit mehr als einem Männchen paaren und Gelege für sie anlegen, wobei sie ihnen die Bebrütung überlassen. Weibchen, die keine weiteren Partner finden, helfen normalerweise beim Ausbrüten und Aufziehen der Küken. Drosseluferläufer nisten auf dem Boden in der Nähe des Wassers und verstecken ihre Nester unter Büschen oder Unkraut. Das Nest ist eine flache Vertiefung, die mit Gras, Moos oder manchmal auch mit Federn ausgekleidet ist. Das Weibchen legt 3-4 Eier pro Gelege und das Männchen bebrütet sie 20-24 Tage lang allein. Die Küken sind Nestflüchter und können schon bald nach dem Schlüpfen laufen. Sie sind in der Lage, sich selbst zu ernähren und werden hauptsächlich vom Männchen versorgt. Die Jungtiere werden in der Regel 17-21 Tage nach dem Schlüpfen flügge und beginnen im Alter von etwa 1 Jahr zu brüten.
Obwohl Drosseluferläufer weit verbreitet und häufig sind, geht ihre Zahl vor allem durch den Verlust von Lebensraum, den Einsatz von Pestiziden und die Jagd zurück.
Nach Angaben von Partners in Flight beläuft sich die Gesamtpopulation des Drosseluferläufers auf 660.000 brütende Individuen. Gegenwärtig ist diese Art auf der Roten Liste der IUCN als nicht gefährdet (LC) eingestuft, aber ihr Bestand ist heute abnehmend.
Aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten kontrollieren Drosseluferläufer die Populationen ihrer Beutetiere und dienen ihrerseits als wichtige Nahrungsquelle für lokale Prädatoren.