Waldkauz
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Gattung
SPEZIES
Strix aluco
Populationsgrösse
1-3 Mlnlnn
Lebensdauer
4-27 years
Höchstgeschwindigkeit
80
50
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
385-800
13.6-28.2
goz
g oz 
Länge
36-46
14.2-18.1
cminch
cm inch 
Spannweite
81-105
31.9-41.3
cminch
cm inch 

Der Waldkauz (Strix aluco) ist eine mittelgroße Eulenart mit einer Verbreitung von Europa bis nach Westsibirien und Iran. Er kommt außerdem in Südostasien vor. In Mitteleuropa ist der Waldkauz gemeinsam mit der Waldohreule die häufigste Eule. Er fehlt lediglich in baumarmen Gebieten. Waldkäuze benötigen als Brutareal reich strukturierte Landschaften, in denen sich Wälder und Baumgruppen mit offenen Flächen abwechseln. Er ist ein Höhlenbrüter, der neben Baumhöhlen auch in Mauerlöchern, Felshöhlen sowie Dachböden brütet. Er frisst bevorzugt Mäuse, kann aber seine Ernährung bei Mäusemangel auf Kleinvögel umstellen.

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Kennzeichnend für diese dämmerungs- und nachtaktive Eulenart ist eine gedrungene Gestalt mit rundem Kopf und einer rindenähnlichen Gefiederfärbung. Von September bis November sowie im zeitigen Frühjahr ist der Reviergesang des Männchens weithin hörbar.

Der Waldkauz war in Deutschland Vogel des Jahres 2017.

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Aussehen

Obwohl die Farbmorphen überall in Europa vorkommen, dominieren braune bis rostbraune Waldkäuze in den luftfeuchteren Klimazonen Westeuropas. So weisen im holländischen Dünengebiet achtzig Prozent der dort lebenden Waldkäuze ein rostrotes Gefieder auf. Die graue Morphe kommt im östlichen Verbreitungsgebiet häufiger vor. Im äußersten Norden weisen dagegen alle Waldkäuze ein graues Gefieder auf. Die in Sibirien und Zentralasien lebenden Unterarten des Waldkauzes haben ein graues und weißes Gefieder. Die nordafrikanische Unterart ist dunkel graubraun. Die in Süd- und Ostasien vorkommenden haben ein quer- und nicht längsgestreiftes Gefieder. Um den Gesichtsschleier verlaufen bei diesen Arten außerdem feine Linien.

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Die sibirischen und skandinavischen Unterarten sind zwölf Prozent größer und vierzig Prozent schwerer als westeuropäische Vögel. Dies entspricht der Bergmannschen Regel, nach der bei endothermen Tieren, d. h. bei Säugern und Vögeln, die Individuen einer Art in den kälteren Arealen ihres Verbreitungsgebietes größer sind als in den wärmeren.

Die Grundfärbung des Gefieders ist genetisch bedingt und Studien in Finnland und Italien lassen darauf schließen, dass die grauen Morphen unter den Waldkäuzen eine höhere Reproduktionsrate und ein besseres Immunsystem haben sowie weniger von Parasiten befallen werden als die braunen Morphen. Da die Waldkäuze bei der Partnerwahl keine Präferenzen bezüglich der Gefiederfärbung zeigen, ist der Selektionsdruck auf braune Farbmorphen aber nicht sehr stark. Die in Italien durchgeführten Untersuchungen belegen aber auch, dass die Gefiederfärbung eine evolutionäre Anpassung an verschiedene Lebensräume ist. Waldkäuze mit einer braunen Grundfärbung treten vor allem in Waldgebieten auf. In Finnland dagegen dominieren entsprechend der Glogerschen Regel graue Waldkäuze.

Frisch geschlüpfte Küken sind dicht und verhältnismäßig kurz grauweiß bedunt. Auch die Beine sind mit einem dichten Dunengefieder bedeckt, das bis zu den Krallen reicht. Lediglich auf der Rückseite des Laufgelenks finden sich keine Dunen. Die Wachshaut ist bei ihnen noch fleischfarben. Sie färbt sich sehr schnell in ein Graurosa mit einer rosa Basis um. Der Eizahn fällt zwischen dem 6. und 7. Lebenstag ab. Die Augen sind anfangs geschlossen und öffnen sich erst zwischen dem 8. und 11. Lebenstag.

Ab etwa dem 14. Lebenstag erscheinen die ersten Dunen auf dem Rücken, die ein wellenförmiges Muster aufweisen. Je nach Farbmorphe sind diese und das wollig wirkende Zwischenkleid blassbräunlich oder gräulich weiß und weisen eine dichte braune, graue oder rostbraune Bänderung auf. Verhältnismäßig ungewöhnlich ist, dass dieser Querstreifung ein längsgestreiftes adultes Gefieder folgt. Im Alter von etwa sechs Wochen setzt die nächste Mauser ein, bei der bis auf Schwanzfedern, Schwingen und die großen Handdecken alle Federn gewechselt werden. Die Entwicklung dieses Kleides ist mit knapp fünf Monaten abgeschlossen. Die Jungen sehen zwar den Altvögeln jetzt sehr ähnlich, lassen sich aber anhand der Großgefiedermauser noch bis ins 3. Kalenderjahr eindeutig unterscheiden.

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Video

Verteilung

Erdkunde

Der Waldkauz besiedelt in der Paläarktis die Laubwälder und Mischwälder der gemäßigten und der mediterranen Zone bis an den südlichen Rand der borealen Nadelwälder. Die Verbreitung des Waldkauzes ist disjunkt, er kommt in zwei räumlich getrennten Arealen in Europa und Ostasien vor. Das westliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Westeuropa und Nordwestafrika bis nach Iran und Westsibirien. Das kleine östliche Verbreitungsgebiet umfasst die zentralasiatischen Republiken – außer Turkmenistan – sowie Afghanistan und den Norden Pakistans. Daran schließt sich ein Gebiet an, das über den Himalaya bis nach China und Korea reicht und vom nahe verwandten Himalaya-Waldkauz besiedelt ist. Dieser wird in der Literatur teilweise noch als Unterart des Waldkauzes geführt.

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Der Waldkauz ist in den kälteren Regionen seines Verbreitungsgebietes ein Vogel der Tiefebenen. In Schottland brütet er in Höhenlagen bis zu 550 Meter über NN. In den Alpen kommt er bis in Höhen von 1800 und in der Türkei von 2350 Meter vor. Eine Unterart, die jetzt zum Himalaya-Waldkauz gezählt wird, brütet In Myanmar noch in Höhenlagen von 2800 Metern über NN.

Waldkäuze sind ausgeprägte Standvögel, die ihr Revier auch im Winter nicht verlassen. Lediglich die Jungtiere wandern in verschiedenen Richtungen ab, sobald sie flügge sind. Die Dispersionszeit der Jungvögel fällt mit der Herbstbalz der Waldkäuze zusammen. Die Elternvögel vertreiben in dieser Zeit den Nachwuchs aus ihrem Revier. Die meisten jungen Waldkäuze siedeln sich meist unweit des Reviers der Elternvögel an. Die Dispersiondistanzen unterscheiden sich je nach geographischer Lage. Während juvenile Waldkäuze in der Schweiz oder Deutschland im Median 6 km dispersieren, so legen juvenile finnische Waldkäuze im Median 17 km bis zu ihrem Brutgebiet zurück.

Obwohl der Waldkauz alte Laub- und Mischwälder bevorzugt, ist er auch häufig in Nadelwäldern und in der Kulturlandschaft anzutreffen. Der Waldkauz ist grundsätzlich sehr anpassungsfähig und brütet beispielsweise in der baumarmen Dünenlandschaft der Niederlande auch in Kaninchenhöhlen. Er besiedelt auch urbane Lebensräume. Waldkäuze brüten auch in Parkanlagen, auf Friedhöfen und in Alleen sowie Gärten mit altem Baumbestand. Bleibt er ungestört, brütet er auch in direkter Nähe zum Menschen. Daher kommt es verhältnismäßig häufig zu Bruten in Scheunen oder in den Schornsteinen alter Häuser.

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Waldkauz Lebensraum-Karte

Klimazonen

Waldkauz Lebensraum-Karte
Waldkauz
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Gewohnheiten und Lebensstil

Waldkäuze sind nicht wandernde und allgemein solitäre Vögel. Sie sind in der Regel recht nachtaktiv, werden aber manchmal auch tagsüber kurz aktiv. Tagsüber nisten Waldkäuze inmitten von dichtem Laub, oft auf einem Ast in der Nähe des Stammes, in einem natürlichen Loch in einem Baum oder einer Felsformation, in einem Loch oder einer Mauerspalte. Es handelt sich um sehr territoriale Eulen, die ihr Revier nur selten verlassen und ihr Revier zu jeder Jahreszeit verteidigen. Sowohl die Männchen als auch die Weibchen verteidigen ihr Revier durch ihre Rufe. Waldkäuze sind opportunistische und generalisierte Prädatoren. Sie jagen bevorzugt zwischen der Abenddämmerung und Mitternacht und folgen oft einem unregelmäßigen Jagdmuster, vielleicht an Orten, an denen frühere Jagden erfolgreich waren. Normalerweise jagen diese Eulen von einer Sitzstange aus, können aber auch im Flug jagen. Dies geschieht in einer Höhe von 2 bis 3 m (6,6 bis 9,8 Fuß) über dem Boden, oft über offenen Lebensräumen wie Büschen, Sumpf oder Grasland, wobei sie ein Viertel- oder Zickzackmuster über der Öffnung bilden. Während dieser Flüge legen sie etwa 30 bis 50 m zurück, bevor sie die Richtung ändern. Waldkäuze können eine weitere Jagdtechnik anwenden - sie jagen vom Boden aus, wo sie oft Käfer oder andere Insekten erbeuten. Sie können auch von einem Aussichtspunkt am Boden aus "springen", um eine Wühlmaus zu erbeuten, ähnlich wie Füchse es oft tun. Waldkäuze kommunizieren mit Hilfe verschiedener Rufe. Der Revierruf der Männchen ist ein zittriger Gesang 'hoo...ho, ho, hoo-hoo-hoo-hoo' oder 'whooooh uk whooooook'. Der Revier-Ruf der Weibchen ähnelt dem der Männchen, ist aber heiserer, weniger deutlich und etwas höher in der Tonlage und wird als 'cher oooOOooo' gefolgt von 'chro cher-oooOOooo cooEEooooo' wiedergegeben. Abgesehen von den Rufen aus dem Revier werden von Waldkäuzen auch durchdringende 'coo-wik'- oder 'cu-weeehl'-Rufe ausgestoßen, die offenbar Aggressionen ausdrücken. Wenn sie im Nest gestört werden, können diese Eulen eine Reihe von kläffenden 'uett-uett-uett...'-Tönen von sich geben. Die Männchen stoßen bei der Balz manchmal ein schweineähnliches Grunzen aus. Zu den geheimnisvollen Rufen, die bei Waldkäuzen aufgezeichnet wurden, gehören das Rufen, Zwitschern, Krähen, Kreischen oder Miauen sowie das leise, klagende Quietschen der Weibchen.

Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Der Waldkauz ist vorwiegend nachtaktiv. Den Tag verbringt er meist in schützender Deckung, die er nur bei Störung oder extremer Kälte verlässt. Seine Aktivitätsphase beginnt etwa zu dem Zeitpunkt der Dämmerung, in dem für die meisten Menschen das Farbsehen in freier Natur endet. Das Brutgebiet ist gewöhnlich im Jagdgebiet integriert. Die Größe des Jagdgebietes schwankt in Abhängigkeit davon, wie strukturreich das Gebiet ist, wie zahlreich Beutetiere vorkommen und ob eine entsprechende Anzahl von Ansitzwarten zur Verfügung steht. Die Reviere können daher nur acht bis zwölf Hektar groß sein, aber auch ein Gebiet von 65 bis 75 Hektar umfassen. Ein Waldkauz nutzt ein einmal erobertes Revier gewöhnlich für den Rest seines Lebens. Die Vertrautheit mit dem Revier ist eine wesentliche Voraussetzung, um auch bei Bestandsschwankungen der jeweils wichtigsten Beutetiere zu überleben.

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Die Jagd erfolgt meist im nahezu lautlosen Suchflug entlang von Waldrändern oder Wegen sowie waldnahen Wiesen und Feldern. Vernimmt er die leisen Pfiffe der Mäuse, reagiert er darauf meist mit einem abrupten Richtungswechsel und fliegt in Richtung der Lautquelle. Bleibt die Flugjagd erfolglos, fliegt er meist Ansitzwarten an, die ihm einen Überblick über beutereiche Stellen seines Reviers ermöglichen. Diese Ansitzwarten befinden sich häufig nur fünfzig bis siebzig Zentimeter über dem Erdboden. Auf diesen Ansitzwarten verharrt er bis zu einer Stunde. Das unregelmäßig geformte Gewölle wird häufig an Schlaf- oder Rastplatz sowie von Jagdansitzen aus hochgewürgt. Ein Waldkauzgewölle ist häufig an einem Ende zugespitzt und hat eine Länge von 2 bis 5 cm, bei einer Breite von ein bis 2,5 Zentimetern. Meist hat das Gewölle eine hellgraue Färbung, weil der Waldkauz vor allem Mäuse frisst, deren Fell für ihn unverdaulich ist.

Ansitz- und Flugjagd wechseln sich meist mehrfach in der Nacht ab. Der Nahrungsbedarf eines Waldkauzes beträgt etwa 60 bis 70 Gramm täglich. Das entspricht etwa vier Feldmäusen. Die Jagdzeit endet mit der Morgendämmerung.

Das Nahrungsspektrum des Waldkauzes ist sehr breit. Die Zusammensetzung ist vom jeweiligen Angebot an Beutetieren abhängig. In guten Mäusejahren besteht die Nahrung zu einem großen Teil aus Wühlmäusen und Echten Mäusen. Sie können bis zu 75 Prozent des Beutespektrums ausmachen. Der Waldkauz kann Beutetiere schlagen, die seinem Körpergewicht entsprechen. Er schlägt daher auch Kaninchen und Eichhörnchen. In einer britischen Studie zeigte sich, dass in den Sommermonaten Wanderratten eine große Rolle in der Ernährung der Waldkäuze spielen. Vögel machen durchschnittlich etwa 15 Prozent seines Beutespektrums aus. Bei Waldkäuzen, die in urbanen Lebensräumen leben, ist der Anteil an Vögeln in der Nahrung grundsätzlich höher. Untersuchungen haben ergeben, dass im Stadtgebiet von Berlin lebende Waldkauzpopulationen sich zu 70,7 % von Vögeln und zu 29,3 % von Kleinsäugern und Fröschen ernähren. In Ausnahmefällen leben Waldkäuze nahezu ausschließlich von der Vogeljagd. Während der Flugjagd suchen Waldkäuze gezielt die Massenschlafplätze von Kleinvögeln auf und bringen sie durch plötzliches Flügelklatschen zum Auffliegen. Höhlenbrütende Vögel greift er mit Hilfe seiner langen Beine aus der Bruthöhle. In Mitteleuropa hat man bis zu 100 Vogelarten gezählt, die vom Waldkauz geschlagen werden. Dazu zählen Sperlinge und Finken, aber auch Häher, Tauben und Elstern. Daneben werden jedoch praktisch alle im jeweiligen Lebensraum vorhandenen Tiere geeigneter Größe gefressen, also auch Spitzmäuse, Frösche, Fische, Käfer oder Regenwürmer. Regenwürmer ortet der Waldkauz überwiegend akustisch, indem er bis zu zehn Minuten reglos an einer Stelle verharrt. Verlassen die Würmer ihre Gänge, greift er sie mit dem Schnabel und zieht sie vollständig aus ihren Gängen.

Hat der Waldkauz eine Maus erbeutet, knetet er diese zwischen den Fängen zunächst durch und verschlingt sie dann im Ganzen mit dem Kopf voran. Größere Beute sowie das Futter für die Nestlinge werden zerkleinert. Verklemmt sich beim Herunterschlingen die Nahrung im Schlund, wird sie mit einem der Fänge wieder herausgeholt.

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Ernährung Fleischfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Waldkäuze sind gewöhnlich in der dem Schlupf folgenden Fortpflanzungsperiode geschlechtsreif. Sie verpaaren sich auf Lebenszeit und sind grundsätzlich monogame Vögel. Bei Verlust eines Partners bleibt der überlebende Vogel unabhängig vom Geschlecht im Brutrevier und verpaart sich mit einem der richtungslos herumstreichenden Waldkäuze neu. Das Revier eines Paares wird ganzjährig vom Paar verteidigt. Seine Grenzen verändern sich im Verlaufe der Jahre kaum.

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Die Paarbindung lockert sich nach der Aufzucht der Jungen, und von Juni bis Oktober verbringen die Waldkäuze den Tag an unterschiedlichen Ruheplätzen. Die erste Balzphase im Oktober und November, die häufig als Schein- oder Herbstbalz bezeichnet wird, dient dem Zueinanderfinden der Partner eines bereits bestehenden Paares beziehungsweise dem Finden eines neuen Partners, wenn ein Vogel des Paares verstorben ist. Der Beginn dieser Balzphase ist an den zunehmenden Rufen der Waldkäuze zu erkennen. Mit zunehmender Paarbindung suchen die Waldkäuze näher beieinander liegende Tageseinstände auf und ruhen gelegentlich schon am selben Tagesplatz.

Im Dezember lassen die Rufe nach und nehmen ab Januar wieder zu. Im März erreicht die Balz ihren zweiten Höhepunkt, bei dem das Singen der Waldkäuze fast allabendlich zu hören ist. Dabei rufen die Käuze meist im Wechsel. Die Rufe enden, wenn die Partner sich an einem gemeinsamen Treffpunkt finden. In den ersten Tagen meiden die Käuze noch eine gegenseitige Berührung und wehren den Partner mit kreischenden Lauten und Fauchen ab. Zunehmend dulden sie die Nähe zueinander und kraulen gelegentlich einander das Kopf- und Halsgefieder. Die Rufduelle enden, wenn das Männchen beginnt, dem Weibchen Beute zuzutragen.

Die Nistplatzwahl beginnt in der Zeit der Hochbalz und wird bis in die Zeit der Kopulation fortgesetzt. Nach Beobachtungen des Ornithologen Manfred Melde wählt das Männchen geeignete Nisthöhlen und ruft, an den Rand der Nisthöhle geklammert, flügelschlagend nach dem Weibchen. Die endgültige Wahl der Nisthöhle trifft das Weibchen.

Beim Nistplatz handelt es sich meist um Baumhöhlen, bisweilen auch Felsnischen sowie alte Krähen- und Greifvogelnester. Geeignete Brutplätze in Gebäuden oder künstliche Nisthöhlen werden ebenfalls angenommen. Sobald sich das Weibchen für eine Bruthöhle entschieden hat, beginnt es diese zu reinigen und das eventuell von Staren oder Eichhörnchen eingetragene Nistmaterial zu entfernen. Waldkäuze legen ihre Eier direkt auf den Boden der Bruthöhle. Bereits vor der Eiablage jagt das Weibchen nicht mehr. Es wird durch das Männchen mit Futter versorgt. Das Männchen kündigt sich durch Rufe an, worauf das Weibchen ihm entgegenfliegt und die Beute übernimmt.

Im südlichen Verbreitungsgebiet beginnen Waldkäuze ab Februar zu brüten. In Mitteleuropa brüten sie gewöhnlich ab März. Im Stadtbereich brütende Waldkäuze beginnen ihr Brutgeschäft aber bis zu einem Monat früher; auch vereinzelte „Winterbruten“ zwischen November und Januar, also direkt im Anschluss an die Herbstbalz, sind belegt. Das Gelege besteht in der Regel aus zwei bis vier Eiern. Gelege können aber auch nur ein Ei oder bis zu sieben Eier aufweisen. Die Eier sind elliptisch bis spindelförmig und messen im Durchschnitt 46,7 mal 39,1 Millimeter. Ihre Schale ist glatt und glänzt leicht. Gelegentlich weist die Schale kleine Knötchen oder Längsrillen auf. Die Eiablage erfolgt meist nachts. Der Legeabstand beträgt zwischen zwei und vier Tagen. Waldkäuze ziehen nur eine Jahresbrut groß. Bei Gelegeverlust kommt es aber zu Nachgelegen.

Die durchschnittliche Brutdauer beträgt 28 bis 30 Tage. Es brütet allein das Weibchen. Die Jungen schlüpfen in den Intervallen, in denen das Ei gelegt wurde. Der Schlüpfvorgang dauert meist einen, seltener zwei Tage. Frisch geschlüpfte Waldkauzjunge wiegen durchschnittlich circa 28 Gramm und sind während der ersten neun Lebenstage noch völlig blind. Der weibliche Elternvogel hudert die Jungen während der ersten zehn Tage und füttert die Jungen mit kleinen Teilen der Beutetiere. Die Fütterungsweise unterscheidet sich deutlich von der der Greifvögel. Die Jungvögel werden in ihren ersten Lebenstagen gefüttert, während sie unter dem Bauch des weiblichen Elternvogels sitzen. Das Weibchen senkt dabei den Kopf tief herab, bleibt aber auf den Jungen sitzen.

Die Männchen und ab dem zehnten Lebenstag auch die Weibchen tragen während der Nestlingstage sehr große Futtermengen heran. Diese werden rund um die Nestmulde abgelegt. Insbesondere in den ersten Nestlingstagen, wenn die Jungvögel noch nicht sehr viel fressen, kann die Futtermenge den Bedarf weit übersteigen. Es ist ein Fall bekannt, bei dem vier Jungkäuze in einem mäusereichen Jahr in ihrer Nesthöhle auf einer Schicht von 38 Feldmäusen und einer Kohlmeise saßen.

Die Jungvögel verlassen in einem Alter von 29 bis 35 Tagen die Bruthöhle. Beim Sprung aus der Höhle fallen viele Waldkauzjungen auf den Erdboden. Sie versuchen dann, laufend zu einem Gestrüpp oder einem dickborkigen Baum zu kommen, an dem sie hochklettern können. Als sogenannte Ästlinge werden sie dort von den Elternvögeln versorgt. In einem Alter von etwa 50 Tagen sind sie in der Lage, dem weiblichen Elternvogel bereits 40 bis 50 Meter fliegend zu folgen. Ab etwa 70 Tagen fliegen sie in einem Umkreis von 200 Metern um die Nisthöhle umher. Bis etwa zu ihrem 100. Lebenstag werden sie von den Altkäuzen versorgt. Im vierten Lebensmonat nimmt die Entfernung zu, in der sie sich vom Brutort aufhalten. Ihre Wanderbewegungen sind ungerichtet. Die meisten in den ersten Lebensmonaten beringten Waldkäuze werden in einer Entfernung von 20 Kilometern wieder aufgefunden.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Zu den Beutegreifern des Waldkauzes zählen andere Eulenarten wie Habichtskauz und Uhu sowie Greifvögel wie Habicht und Mäusebussard. Baummarder plündern gelegentlich Nester, und es wurden einige Fälle beschrieben, bei denen Dohlen ihr Nest auf einem brütenden Waldkauzweibchen bauten und dies zu ihrem Tod und dem der Jungen führte. Nach den Ergebnissen einer dänischen Studie ist auch der Rotfuchs ein wesentlicher Beutegreifer des Waldkauzes, dem vor allem Ästlinge zum Opfer fallen. 36 Prozent der Ästlinge sterben, bevor sie flugfähig sind. Dabei unterliegt die Sterblichkeitsrate saisonalen Schwankungen: Von 100 jungen Waldkäuzen, die im April ihre Bruthöhle verlassen, überleben 86 die Phase bis zu ihrer Selbständigkeit. Dagegen überleben von 100 Waldkäuzen, die im Juni ihre Bruthöhle verlassen, nur 42 diese Entwicklungsphase. Altvögel zeigen eine erhöhte Sterblichkeitsrate im April und Mai, was vermutlich mit den vermehrten Aktivitäten und der stark belastenden Nahrungssuche für die heranwachsenden Jungen zusammenhängt. Von 100 zweijährigen Käuzen erreichen nur 55 das nächste Lebensjahr. Das höchste Alter, das bislang für einen freilebenden und als Ästling beringten Waldkauz festgestellt wurde, betrug 18 Jahre und acht Monate. Der älteste wildlebende Waldkauz in der Schweiz wurde, durch Ringfund belegt, sogar 21 Jahre und 11 Monate, sicherlich eine Ausnahme. Ein in Gefangenschaft gehaltener Waldkauz erreichte ein Lebensalter von 22 Jahren.

Populationszahl

Das Verbreitungsgebiet des Waldkauzes umfasst mindestens 10 Millionen Quadratkilometer. Großflächige Erfassungen dieser Art sind methodisch schwierig; für die Bestände größerer Areale gibt es nur grobe Schätzungen. Der europäische Bestand umfasste 2006 laut IUCN etwa 500.000 bis 1.000.000 Brutpaare. Der Waldkauz ist in seinem Bestand nicht gefährdet. Es wird auch unterstellt, dass die Bestände in den letzten drei Jahrzehnten stabil geblieben sind. Große Populationen finden sich in Frankreich (100.000 Brutpaare), Spanien (53.000 Brutpaare), Russland (100.000 Brutpaare) und Polen (70.000 Brutpaare). Der Bestand in Deutschland wird auf etwa 64.000 Brutpaare geschätzt. In Belgien, den Niederlanden, Norwegen und der Ukraine hat der Waldkauz sein Verbreitungsgebiet ausgedehnt. Bestandsrückgänge hat man in Finnland, Estland, Italien und Albanien festgestellt.

Ökologische Nische

Waldkäuze spielen eine wichtige Rolle in ihrem Ökosystem. Sie kontrollieren die Populationen verschiedener Säugetiere und insbesondere von Nagetieren, die einen großen Teil ihrer Ernährung ausmachen.

Lustige Fakten für Kinder

  • Obwohl viele Menschen glauben, dass der Waldkauz über ein außergewöhnliches Nachtsichtvermögen verfügt, ist seine Netzhaut nicht empfindlicher als die des Menschen. Der Schlüssel zu seiner erfolgreichen Jagd sind die asymmetrisch angeordneten Ohren, die der Eule ein ausgezeichnetes Richtungshören verleihen.
  • Der Gehörsinn des Waldkauzes ist möglicherweise zehnmal besser als der des Menschen, und er kann in der Dunkelheit des Waldes in einer bedeckten Nacht allein mit diesem Sinn jagen. Das Muster der Regentropfen kann es diesen Eulen jedoch erschweren, schwache Geräusche wahrzunehmen, und lang anhaltendes nasses Wetter, insbesondere das Getöse von starkem Regen, kann zum Verhungern führen, wenn die Eule nicht effektiv jagen kann.
  • Waldkäuze fliegen oft mit langen Gleitflügen auf abgerundeten Flügeln und typischerweise in größerer Höhe. Sie können als schwere Flieger erscheinen, sind aber zu einer überraschenden Wendigkeit im Wald fähig und fliegen völlig geräuschlos.
  • Wie bei den meisten Eulen ist der Flug dieser Eulen aufgrund der sehr weichen und pelzigen Oberseiten ihrer Federn geräuschlos.
  • Nachdem sie das Nest verlassen haben und zu "Ablegern" geworden sind, klettern die jungen Waldkäuze oft herum, indem sie sowohl ihre Füße als auch ihren Schnabel benutzen; sie landen oft auf dem Waldboden, von wo aus sie dazu neigen, zu flattern und in Büsche zu klettern und zu versuchen, höhere Teile der Bäume zu erreichen. Wenn sie auf dem Boden liegen, sollten sie nicht angefasst werden.
  • Der doppelte Ruf, den viele Menschen für den prototypischen Ruf des Waldkauzes halten, ist in Wirklichkeit ein Ruf und eine Antwort zwischen einem Männchen und einem Weibchen.
  • Der Waldkauz wurde aufgrund seiner nachtaktiven Gewohnheiten und seines unheimlichen, leicht zu imitierenden Rufs oft als Unglücksbringer angesehen.

Coloring Pages

Referenzen

1. Waldkauz artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Waldkauz
2. Waldkauz auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22725469/86871093
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/707102

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