Vierfleck
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Libellula quadrimaculata

Der Vierfleck (Libellula quadrimaculata) zählt zu den Großlibellen und erreicht eine Körperlänge von 4 bis 4,5 Zentimetern bei Flügelspannweiten zwischen 7 und 8,5 Zentimetern. Jeder der vier Flügel hat einen auffälligen dunklen Fleck im Bereich der markanten Querader (Nodus), wonach die Art sowohl ihren wissenschaftlichen als auch ihren Trivialnamen erhielt. Bekannt ist diese Libelle auch für ihre Massenwanderungen in Schwärmen von beeindruckenden Ausmaßen. Der Gesamtbestand gilt als nicht bedroht.

Herkunft der Tiernamen

Die erste wissenschaftliche Beschreibung der Art lieferte Linnaeus unter dem noch heute gebräuchlichen Namen Libellula quadrimaculata, den er als 4-maculata schrieb. Neben den bei allen Libellen vorkommenden Flügelmalen, den Pterostigmata, hat der Vierfleck vier weitere distinkte Male auf den Flügeln, daher der Name. Die wissenschaftliche Bezeichnung leitet sich von den lateinischen Wörtern quattuor und maculatus ab. Quattuor ist ein Präfix und bedeutet vier, maculatus kann mit gefleckt übersetzt werden. Die eigentliche Beschreibung der Art fällt extrem kurz aus und lautet:

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Der der Beschreibung zu Grunde liegende Holotyp war ein Männchen, stammte aus Schweden und befindet sich heute im Natural History Museum.1781 ist es Fabricius, der eine Beschreibung unter der Bezeichnung Libellula quadripunctata abliefert. Moses Harris bezeichnet das Tier 1782 als Libellula maculata. Edward Newman (Entomologe) hingegen nennt die Libelle 1833 Libellula praenubila. Newman erhob in der gleichen Veröffentlichung ein weiteres Exemplar zum Generotyp für die später mit Libellula synonymisierte Gattung Leptetrum.1839 beschreibt Thomas Say ein Weibchen und ein Männchen, die er von Harris erhielt, unter dem Namen Libellula tenaria; allerdings stellte er bereits in seiner Schlussbemerkung zur Art Überlegungen bezüglich der Ähnlichkeiten zu Libellula quadrimaculata an:

In seiner „Synopsis of the Neuroptera of North America“ stellt Hermann August Hagen 1861 fest, dass das Männchen eine L. quadrimaculata sei, das Weibchen hingegen eine Libellula semifasciata.Über den Verbleib der den Arbeiten von Fabricius, Harris, Newman und Say zu Grunde liegenden Tiere ist nichts bekannt.Robert McLachlan benutzte 1894 den Namen Libellula (Orthetrum) basilinea für ein Männchen aus China. Das Exemplar befindet sich heute im Natural History Museum.1957 stufte Erich Schmidt L. quadrimaculata zur Unterart L. quadrimaculata quadrimaculata herab und führte anhand eines Männchens aus Japan die weitere Unterart L. quadrimaculata asahinai ein. Vier Jahre später ergänzte Schmidt auf Grundlage eines Männchens aus Afghanistan die Unterart L. quadrimaculata grigorievi. Beide Exemplare befinden sich in der Schmidtschen Sammlung.

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Verteilung

Erdkunde

Der Vierfleck ist eine weit verbreitete Libellenart; sein Verbreitungsgebiet liegt im Bereich der Holarktis. Er tritt entsprechend sowohl in Mittel-, Nordeuropa und Asien als auch in Kanada und Alaska auf. Im Norden überschreitet die Art den Polarkreis und kann im Sørfjord in Troms auf bis zu 69°30' nördlicher Breite gefunden werden.

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Der Vierfleck ist charakteristisch für pflanzenreiche Weiher. Er tritt oft in hoher Dichte (Abundanz) am Rand von verlandenden Gewässern, in Sümpfen und an Moorgewässern auf. In sauren Zwischenmooren, wie beispielsweise vermoorten Dünentälern, trifft man die Art stetig an. Wiedervernässte Hochmoore werden oft massenhaft besiedelt. An langsam fließenden Gewässern bewohnt sie Altarme und Seitenbuchten sowie Auwald­tümpel mit starkem Pflanzenbewuchs.

Der Vierfleck fliegt häufig zusammen mit der Großen Pechlibelle, der Gemeinen Binsenjungfer, der Schwarzen Heidelibelle sowie der Herbst- und der Blaugrünen Mosaikjungfer; in Sumpf- und Moorgebieten sind es stattdessen die Torf-Mosaikjungfer und die Kleine Mosaikjungfer.

Die Habitate des Vierflecks unterscheiden sich je nach Entwicklungsstufe.

Sind die Imagines geschlüpft, halten sich diese sogenannten Jugendmorphen in Wiesen, Feldern, Heiden, Weinbergen, Hecken und Waldrändern sowie in Mooren auf.

Die geschlechtsreifen Imagines ziehen sich zur Ruhe bis zu 200 Meter vom Wasser entfernt zurück und suchen Sitzplätze in der Vegetation in etwa einem halben Meter Höhe auf. Bei der Fortpflanzung bevorzugen sie von Bäumen und Wald umgebene Gewässer, die zum einen im Zentrum frei – also nicht bewachsen – sind, zum anderen zum Ufer hin artenreichen Bewuchs besitzen. Die Vegetation üblicher Habitate besteht dabei meist aus Binsen, Teich- und Sumpfbinsen, Seggen, Teich-Schachtelhalm, Schilfrohr und Rohrkolben. Gewässer, die durch die umstehenden Bäume beschattet werden, meidet der Vierfleck. Ausnahmen bilden größere Gewässer, die dem Tier trotzdem noch einen genügend sonnenexponierten Teilbereich bieten. Die Tiefe der besiedelten Gewässer beträgt üblicherweise zwischen zehn Zentimetern und zwei Metern. Die Wasserfläche liegt im Bereich zwischen einigen Ar und einigen Hektar, allerdings kann diese Libelle auch kleinere Gewässer wie Gartenteiche besiedeln. Die Fließgeschwindigkeit der Gewässer beträgt weniger als zehn Zentimeter pro Sekunde.

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Gewohnheiten und Lebensstil

Die ersten Tiere schlüpfen im Mai, wobei in warmen Jahren der Vierfleck auch bereits Ende April fliegt. Je nach Klima reicht die Schlüpfzeit bis in den beginnenden Juni, bei warmer Witterung kann sie sich bis in den Juli ausdehnen. Die Flugzeit endet Mitte bis Ende August. Über den Tag beginnt der Vierfleck seinen Flug unabhängig von den Lichtverhältnissen, sobald es warm genug ist.

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Der Vierfleck ist dafür bekannt, in Schwärmen zu wandern. Diese Schwärme können gigantische Ausmaße annehmen. Beispielsweise setzte sich der größte über Deutschland beobachtete Schwarm am 19. Mai 1862 aus schätzungsweise 2,4 Milliarden Tieren zusammen (Moore 1960, zit. in ). Die Züge erreichen bei ihren Wanderungen auch beachtliche Flächenausbreitungen. So gibt es Berichte, die 330 Quadratkilometer erwähnen, womit der Vierfleck auch die Wanderlibelle deutlich übertrifft. Die Schwärme bilden sich meist, wenn die Temperatur nach einem kühlen Frühjahr plötzlich steigt, und sie vergrößern sich danach sukzessive, indem sich Individuen von anderen Gewässern beim Überflug in einer Art Herdentrieb anschließen. Die Tiere stammen also nach heutigem Forschungsstand nicht von einem einzigen Gewässer, wie es früher angenommen wurde. Ein weiterer Auslöser für eine Migration ist unter Umständen ein parasitärer Befall mit den Saugwürmern der Gattung Prosthogonimus, der die Libelle „umprogrammiert“. Die sich so ergebenden Schwärme sind nicht artenrein, sondern weisen meist auch Vertreter anderer Arten – zum Beispiel den Plattbauch – auf. Zahlenmäßig sind diese Beimischungen aber vernachlässigbar. Die sich bildenden Schwärme steigen in eine Höhe von weniger als 20 Metern auf, können aber in der Ausdehnung bis zu 30 Meter Höhe erreichen. Die Migration kann bis zu sieben Tage dauern, wobei sie während der Nachtstunden unterbrochen wird. Zur Orientierung bevorzugen die Libellen wohl geradlinige Strukturen, wie Eisenbahnen, Kanäle und Küstenlinien.

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Fressverhalten und Ernährung

Die Larven ernähren sich vornehmlich von auf dem Gewässergrund lebenden Kleintieren, aber auch von kleinen Fischen und Kaulquappen. Bei Nahrungsknappheit kann es auch zu Kannibalismus kommen. Die Imagines hingegen ernähren sich insbesondere von Mücken, es werden aber auch andere Fluginsekten erbeutet.

Paarungsgewohnheiten

Die Paarung dauert üblicherweise zwischen drei und 30 Sekunden und findet im Rüttelflug statt. Danach legt das Weibchen 2500 bis 3500 Eier in einem wippenden Flug ab, indem sie mit dem Hinterleib immer wieder die Wasseroberfläche berührt. Die Eier werden durch eine durchsichtige Gallerthülle geschützt und sinken auf den Boden des Gewässers oder bleiben an der Unterwasservegetation kleben, die sie zufällig treffen. Ein weiterer Vorteil der Gallerthülle ist, dass sie der ideale Nährboden für kleine Algen ist, die die Eier tarnen. Sie sind annähernd kugelförmig, ungefähr 0,5 Millimeter lang und 0,43 Millimeter breit. Ihre Farbe ist gelblich bis weiß. Mit zunehmender Entwicklung verfärben sie sich gelb- beziehungsweise orangebraun. Wie beim Plattbauch bewacht das Männchen das Weibchen so lange, bis es die Eiablage beendet hat.

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Die Entwicklung der Embryonen vollzieht sich abhängig von der Temperatur in zwei bis sieben Wochen. Das anschließende Larvenstadium gliedert sich in zwölf oder mehr Stadien, wobei das Prolarvenstadium nicht mitgezählt wird. Der Zeitraum zwischen zwei Häutungen ist variabel und verlängert sich von Häutung zu Häutung. So benötigt die Larve bis zur ersten Häutung nur ein bis zwei Wochen, bei den späteren Häutungen beträgt der Abstand aber bereits bis zu 72 Tage. Vor der Metamorphose kann die Larve auch in einer Diapause überwintern. Die Entwicklungszeit der Libelle liegt damit zwischen zwei und drei Jahren.

Nach dem Schlüpfen fliegen die Libellen zwischen zwei und 75 Meter zu einer Stelle, wo ihre Chitinhülle dann circa einen Tag weiter aushärtet. Die anschließende Reifezeit beträgt zwölf bis 18 Tage. Danach kehren die Männchen an das Gewässer zurück; die Weibchen folgen einige Tage später. Das maximale Alter der Imagines beträgt etwa 48 Tage.

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POPULATION

Referenzen

1. Vierfleck artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Vierfleck
2. Vierfleck auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/165469/65834060

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