Sakerfalke
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Falco cherrug
Populationsgrösse
12-30 Thou
Lebensdauer
10-25 years
Höchstgeschwindigkeit
322
200
km/hmph
km/h mph 
Gewicht
730-1300
25.8-45.9
goz
g oz 
Länge
47-55
18.5-21.7
cminch
cm inch 
Spannweite
105-129
41.3-50.8
cminch
cm inch 

Der Sakerfalke (Falco cherrug), auch Saker oder Würgfalke ist ein großer Falke der Steppen und Waldsteppengebiete Osteuropas und Zentralasiens. Seine westlichsten Vorkommen liegen in Österreich und in Ungarn, nach Osten hin erstreckt sich das große Verbreitungsgebiet dieser Art bis in den Osten der Mongolei. Gelegentlich brütet die Art auch in Deutschland. In der Jägersprache werden die Männchen Sakret genannt.

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Der Würgfalke zählt zu den größten und schwersten Arten innerhalb der Unterfamilie der Eigentlichen Falken. Die Art bevorzugt als Brutgebiet offene Steppenlandschaften, wo sie in verlassenen Nestern von Greifvögeln oder von Raben und Krähen, bzw. am Boden oder auf Felsvorsprüngen nistet. Würgfalken sind opportuniste Jäger. Sie erbeuten vor allem unterschiedliche Nagetiere und Vögel ab Drosselgröße. Die oft postulierte Abhängigkeit der Art vom Vorkommen unterschiedlicher Zieselarten besteht nicht. Die meisten Populationen dieser Falkenart sind Zugvögel. Nur die Brutvögel im äußersten Süden des Verbreitungsgebietes und Einzelvögel aus den westlichsten Brutarealen sind Standvögel.

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit, als diese Art zeitweise regelmäßig in Deutschland brütete, wurde er Saker oder Blaufuß genannt, da die Füße der Jungvögel bis zum ersten Lebensjahr einen bläulichen Schimmer aufweisen. Die heute als deutscher Name gültige Bezeichnung Würgfalke geht auf Johann Andreas Naumann zurück, der das damals gültige Artepitheton lanarius in Anlehnung an Lanius = Würger mit würgen übersetzte. Das Wort Saker hat arabische Wurzeln: çaqr bezeichnet aber den Sperber.

Die systematische Stellung dieser Art ist kompliziert. Offenbar stammen alle vier Großfalken – Lannerfalke, Gerfalke, Laggarfalke und Würgfalke – von einer gemeinsamen Art ab, die in Afrika heimisch war. Von dort aus erfolgte die adaptive Radiation. Sie begann evolutionsgeschichtlich sehr spät und erfolgte in mehreren Wellen. Dadurch ist die sehr große genetische Nähe erklärt, die zwischen diesen Falkenarten besteht. Gemeinsam bilden sie die Superspezies Hierofalco. Vom Würgfalken werden bis zu vier Unterarten beschrieben. Weitgehend anerkannt ist jedoch neben der Nominatform nur Falco cherrug milvipes aus dem östlichsten Teil des Verbreitungsgebietes.

Laut IUCN beträgt der Gesamtbestand maximal knapp 30.000 erwachsene Individuen und die Art wird mit endangered eingestuft. Vor allem in den letzten 4–5 Artgenerationen (= je 6,4 Jahre) hat in den Kerngebieten des Vorkommens in Innerasien, insbesondere in Kasachstan und der Mongolei ein dramatischer Bestandsrückgang eingesetzt, der die Bestände um über 50 % reduzierte. Während diese Bestandsverluste in Innerasien sich weiter fortsetzen, verzeichnet die Art in den westlichsten Brutgebieten leichte Bestandszunahmen, die aber für die kritische globale Bestandssituation nicht ins Gewicht fallen. Neben Lebensraumzerstörung durch Umwandlung von Steppengebieten in agrarische Nutzflächen und damit einhergehender Nahrungsknappheit stellt der Fang von Wildvögeln bzw. die illegale Entnahme von Eiern und Nestlingen aus Würgfalkengelegen noch immer eine wesentliche Gefährdungsquelle dar. Gemeinsam mit dem Gerfalken zählt der Sakerfalke zu den beliebtesten Jagdfalken im Nahen Osten. Die in Falknerkreisen weit verbreiteten Hybridzuchten bergen ein weiteres, erhebliches Gefährdungspotential.

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Aussehen

Der Sakerfalke ist etwa 46 bis 58 Zentimeter groß, kompakt, kräftig gebaut und hat eine Spannweite von etwa 104 bis 129 Zentimeter. Die Flügel sind lang, breit und spitz, oberseits dunkelbraun, hell gefleckt und gebändert. Die Schwanzoberseite ist hellbraun. Charakteristisch ist der cremefarbige helle Kopf, der sich von der dunklen Oberseite absetzt. Die Unterseite ist cremefarbig, beim Weibchen mehr und beim Männchen weniger dunkelbraun gefleckt und gebändert. Die Weibchen sind beträchtlich größer und schwerer als die Männchen.In Mitteleuropa ist die Art feldornithologisch gut bestimmbar, in Gegenden, in denen auch der Lannerfalke (Falco biarmicus feldeggi) vorkommt, zum Beispiel auf dem südöstlichen Balkan, besteht jedoch erhebliche Verwechslungsgefahr.

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Die Zugstrategien des Sakerfalken sind in seinem gesamten Verbreitungsgebiet sehr unterschiedlich. Die europäischen Populationen bleiben bei günstigen Nahrungsverhältnissen im Brutgebiet, ansonsten verstreichen sie ins östliche Mittelmeergebiet oder weiter nach Süden bis Ostafrika.

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Verteilung

Erdkunde

Das Verbreitungsgebiet des Sakerfalkens sind die Waldsteppen- und Steppenzonen vom Südosten Mitteleuropas bis in den Nordwesten Chinas. Die südliche Verbreitungsgrenze verläuft durch die Türkei und den Iran bis zum Himalaya. Die nördliche Verbreitungsgrenze ist etwa der 56. nördliche Breitengrad.

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In Russland sowie der Ukraine ist die Art ein Langstreckenzieher. An der Westgrenze seines Areals hält sich der Sakerfalke auch in den Wintermonaten in der Nähe seiner Brutplätze auf.

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Sakerfalke Lebensraum-Karte
Sakerfalke Lebensraum-Karte
Sakerfalke
Attribution-ShareAlike License

Gewohnheiten und Lebensstil

Sakerfalken sind tagsüber aktiv und verbringen den größten Teil ihrer Zeit mit der Jagd. Sie jagen oft durch horizontale Verfolgung und meist in Bodennähe. Sie sind sehr geduldige Jäger, die stundenlang in der Luft schweben oder auf der Stange sitzen und nach Beute Ausschau halten; wenn die Beute gesichtet wird, stürzen sie sich plötzlich auf die Beute. Sakerfalken sind keine sehr sozialen Vögel und werden in der Regel allein oder paarweise beobachtet. Brutpaare nisten lieber solitär, aber in Gebieten mit reichlich Nahrung können Sakerfalken auch näher beieinander nisten. Sakerfalken kommunizieren lautstark und ihr Ruf ist ein scharfes 'kiy-ee' oder ein wiederholtes 'kyak-kyak-kyak'.

Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Die Nahrung des Sakerfalken besteht während der Brutphase hauptsächlich aus Kleinsäugern wie Zieseln sowie während des Zuges und im Überwinterungsgebiet aus Vögeln bis zur Entengröße.

Ernährung Fleischfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Sakerfalken bauen wie alle Falken keine Nester. Zur Eiablage nutzen Sakerfalken je nach Lebensraum große Zweignester anderer Vogelarten auf Bäumen oder in Felswänden sowie Felsnischen, auch Bodenbruten kommen vor. Die Art nimmt auch gerne Kunstnester an. Vermehrt werden neuerdings Nester auf Freileitungsmasten zur Brut genutzt. Am Brutplatz ist der Sakerfalke sehr ruffreudig. Das Gelege umfasst zwei bis sechs Eier, die überwiegend vom Weibchen rund 30 Tage lang bebrütet werden. In den ersten etwa 18 Tagen werden die Jungen ausschließlich vom Weibchen gefüttert, das Männchen trägt die Beute heran. Die Nestlingszeit dauert etwa 50 Tage, 30 bis 45 Tage nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel selbständig.

POPULATION

Populationsgefährdung

Der Sakerfalke ist vom Aussterben bedroht, da seine Population vor allem in den zentralasiatischen Brutgebieten rapide abnimmt. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind die Vereinigten Arabischen Emirate das Hauptziel für Tausende von Falken, die gefangen und illegal für hohe Summen auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Diese Vögel leiden auch unter dem Verlust und der Zerstörung ihres Lebensraums, der Prädation durch größere Raubvögel, der Verfolgung durch den Menschen, Stromschlägen, Wilderei und versehentlichen Vergiftungen durch Pestizide.

Populationszahl

Der Sakerfalke gehört weltweit zu den gefährdetsten Falkenarten. Vor allem scheinen jetzt auch die innerasiatischen Bestände zusammenzubrechen, während sich die europäischen Populationen leicht erholen und sogar eine leichte Arealausweitung feststellbar ist. Trotzdem wird es in Europa kaum mehr als 700 Brutpaare des Sakerfalken geben – das bedeutet im Vergleich zum 19. Jahrhundert einen Rückgang um über 90 %. Weltweit wird der Bestand des Sakerfalken von der IUCN nach Daten von 2003 auf 3.600 bis 4.400 Brutpaare geschätzt. Die Art wird als „stark gefährdet“ eingestuft.

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Gute und teilweise expandierende Vorkommen sind besonders in Ungarn mit etwa 120 Paaren und in der Ukraine mit rund 100 Paaren zu verzeichnen. Die positive Entwicklung der Bestände in Ungarn ist vor allem auf intensive Schutzmaßnahmen zurückzuführen. So wachsen mehr als 30 % der Jungvögel in Kunstnestern heran und die Horste werden überwacht. Zudem scheint sich die Art nach dem weitgehenden Verschwinden des Ziesels in Mitteleuropa erfolgreich auf die Haustaube als Ersatznahrung umgestellt zu haben.

Im deutschen Teil des Elbsandsteingebirges brütete in den Jahren 1997 und 1998 ein Sakerfalkenpaar, es kam allerdings nicht zu dauerhaften Bruterfolgen.

Mit legalen Cites-Papieren wurden von 1975 bis 2015 27.185 Sakerfalken in andere Länder exportiert. Österreich exportierte 1.014 und Deutschland 2.698 Falken. Andere Länder mit bedeutenden Exporten lebender Saker waren Kasachstan mit 1.180, Kuwait mit 1.334, Mongolei mit 3.501, Pakistan mit 4.369, Russland mit 2.790, Saudi-Arabien mit 3.245 und Vereinigte Arabische Emirate mit 1.983. Trotz nach neueren Schätzungen 28.000 Brutpaaren in der Welt geht der Bestand seit 1993 ständig zurück. Es gibt seit 2014 einen Global Action Plan für den Sakerfalken. Im Global Action Plan wurde die Installisation von 1.000 Nestplattformen und der Bau bzw. Umrüstung von 1 Mio. vogelsicherer Strommasten geplant. Aber wegen des ständigen Exportes von Sakern, darunter insbesondere aus Zentralasien viele gefangene Wildvögel, kommt es zum weiteren Bestandsrückgang.

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Lustige Fakten für Kinder

  • Der spezifische Teil des wissenschaftlichen Namens, cherrug, stammt von dem Sindhi-Namen charg für einen weiblichen Saker. Der gebräuchliche Name Saker stammt aus dem (Arabischen: صقر, romanisiert: Ṣaqr) und bedeutet "Falke".
  • Der Sakerfalke ist der Nationalvogel Ungarns und ein ungarischer mythologischer Vogel, der Turul, war wahrscheinlich ein Sakerfalke (kerecsensólyom).
  • Im Jahr 2012 wurde der Sakerfalke zum Nationalvogel der Mongolei gewählt.
  • In Disneys Zeichentrickfilm Mulan besitzt der Hunnenführer Shan Yu einen Sakerfalken namens Hayabusa.
  • Der Sakerfalke wird seit Tausenden von Jahren in der Falknerei eingesetzt und ist wie sein sehr naher Verwandter, der Gerfalke, ein hoch angesehener Falknervogel. Er ist schnell und kraftvoll und eignet sich gut für die Jagd auf mittelgroße und große Wildvogelarten.
  • Falken sind die schnellsten Tiere auf dem Planeten; sie können bei der Verfolgung ihrer Beute eine Geschwindigkeit von 200 mph (322 km/h) erreichen.

Referenzen

1. Sakerfalke artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Sakerfalke
2. Sakerfalke auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22696495/110525916
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/412094

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