Der Raufußbussard (Buteo lagopus) ist ein Vertreter der Echten Bussarde (Gattung Buteo) aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Die hochnordische Art ist fast zirkumpolar vertreten; sie fehlt nur auf Grönland, Island und Spitzbergen.
Meist werden vier Unterarten unterschieden, die nur geringfügige Abweichungen voneinander aufweisen. Generell werden die eurasischen Vögel nach Osten hin in der Gefiederfärbung etwas heller und nehmen an Größe zu; die nearktische Rasse B. l. sanctijohannis ist die kleinste und dunkelste.
Der Wortteil „Rau“ im Artnamen ist etwas unverständlich geworden, er hat nichts mehr mit der heutigen Bedeutung des Adjektivs „rau“ zu tun, das ursprünglich „haarig“, „befiedert“, pelzig bedeutete. Im Märchen Allerleirauh trägt das Mädchen ein Gewand aus verschiedenartigen Pelzen. Nur im Ausdruck Rauchwerk für Pelzwaren und in der jagdlichen Wendung rauen für mausern haben sich Reste der Urbedeutung erhalten. In der Vogelkunde wird diese Bezeichnung noch immer für Arten verwendet, deren Läufe bis zu den Zehen befiedert sind: Raufußkauz, Raufußhühner.
Der wissenschaftliche Gattungsname buteo bezeichnet bei Plinius einen Greifvogel, wahrscheinlich den Mäusebussard. Lagopus setzt sich aus griechisch λαγῶς lagōs „Hase“ und πούς pus „Fuß“, also „Hasenfuß“, zusammen und spielt ebenfalls auf die bis zu den Zehen befiederten Füße an.
Einige mitteleuropäische Staaten führen die Art als ehemaligen Brutvogel; heute wird jedoch allgemein angenommen, dass die Art in den letzten Jahrhunderten nicht in Mitteleuropa gebrütet hat, so dass diesen Angaben also höchstwahrscheinlich Fehlbestimmungen zugrunde liegen.
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TagaktivTagaktive Tiere sind tagsüber aktiv, während sie nachts schlafen oder auf andere Weise inaktiv sind. Der Zeitpunkt der Aktivität eines Tieres hängt...
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FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
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TierwanderungDie Tierwanderung ist die relativ weiträumige Bewegung einzelner Tiere, meist auf saisonaler Basis. Sie ist die häufigste Form der Migration in der...
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beginnt mitDie Größe (gemessen von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze) liegt zwischen 53 und 63 Zentimetern, wovon etwa 22 Zentimeter auf den Schwanz entfallen. Bei einer Flügellänge bis zu 48 Zentimetern kann die Spannweite der größten Vögel über 1,5 Meter liegen.
Das Gewicht eines gut ernährten Männchens liegt im Durchschnitt bei etwa 1,2 kg, Weibchen sind bis zu 20 % schwerer.
Der Raufußbussard ist ein hochnordischer Bewohner der meist baum- und strauchlosen Tundra. In Fennoskandien besiedelt er die baumlosen Fjällgebiete ebenso wie lockere Birkenbestände in der subalpinen Zone. Regelmäßig, aber in geringer Anzahl, brütet er in der Baumtundra. In sehr guten Lemmingjahren werden auch die nördlichsten Ausläufer der Taiga besiedelt. Hier liegen seine Brutplätze meist an Waldrändern, gerne in der Nähe von Gewässern, oder am Rande sehr großer Lichtungen. Der Raufußbussard ist im Allgemeinen ein Bewohner der Niederungen; in Skandinavien und Alaska brütet er jedoch vereinzelt in Höhen von bis zu 1400 Metern. Gerne hält er sich in der Nähe von Gewässern, an der Küste oder entlang von Flusstälern auf.
Die Winterhabitate sind vielfältiger, doch auch in den Winterquartieren zeigt sich seine Vorliebe für offene Gegenden mit guter Rundumsicht. Häufig ist er in Küstengebieten, Marschlandschaften, in ausgedehnten Grünlandgebieten und Mooren zu finden, in Ost- und Südosteuropa und Asien auch in Steppen. In Nordamerika hält er sich im Winter häufig in Prärien auf.
Der Raufußbussard brütet zirkumpolar in weiten Bereichen der Holarktis, nahe am und nördlich des nördlichen Polarkreises. In Europa beginnen seine Brutgebiete in Südnorwegen und ziehen sich in einem relativ schmalen Streifen über Mittel- und Nordschweden und den nördlichen Teil Finnlands entlang der Eismeerküste bis nach Ostsibirien, Kamtschatka und zu den nördlichen Kurilen. Ein schmaler Verbreitungsfinger verläuft entlang der Küste des Ochotskischen Meeres nach Süden etwa bis auf 55° nördliche Breite. Die nördliche Verbreitungsgrenze wird durch die Eismeerküste gebildet; nur wenige küstennahe Inseln wurden besiedelt. Die Südgrenze der Brutverbreitung liegt in der Übergangszone von der Strauchtundra zur Baumtundra. Nur bei sehr gutem Nahrungsangebot und nur temporär brütet die Art auch in südlich davon gelegenen Gebieten.
Die Brutgebiete in der Nearktis beginnen im Osten in Neufundland, umfassen nord- und nordwestwärts die Gebiete um die Hudson Bay, den festlandnahen südlichen Teil der Baffininsel, den nördlichen Bereich der Nordwest-Territorien mit den meisten der vorgelagerten Inseln, insbesondere der Victoria-Insel, und reichen über Nord- und Westalaska bis zu den Aleuten.
Die Winterquartiere liegen südlich der Brutgebiete und überlappen sich mit diesen kaum. Ihre Nordgrenze wird von der Südgrenze des borealen Nadelwaldgürtels gebildet. In Eurasien liegen sie hauptsächlich zwischen 58° und 45° nördlicher Breite, reichen aber in manchen Regionen, so in Südosteuropa, Zentralasien und Ostasien, bedeutend weiter nach Süden.
Im Mitteleuropa ist der Raufußbussard nur im Winterhalbjahr zu sehen; die Gesamtzahl der Überwinterer schwankt von Jahr zu Jahr beträchtlich. Nach Massenvermehrungen seiner nordischen Beutetiere bei gleichzeitig klimatisch günstigen Brutbedingungen sind in Mitteleuropa besonders starke Einflüge zu verzeichnen. Vereinzelt übersommern einzelne Vögel in Norddeutschland, Nordpolen und dem Baltikum. 1988 wurde in Niedersachsen erstmals eine erfolgreiche Brut festgestellt.
In den Brutrevieren wird der weitere Nestbereich gegen Artgenossen und Räuber energisch verteidigt. Während es zwischen Artgenossen selten zu körperlichen Auseinandersetzungen kommt, werden potenzielle Nesträuber direkt angegriffen. Besonders Raubmöwen (Stercorarius sp.) und Schneeeulen (Bubo scandiacus) sowie größere Landraubtiere wie Polarfüchse (Alopex lagopus), Wölfe (Canis lupus) und Vielfraße (Gulo gulo) werden schon in weiter Entfernung vom Nest direkt attackiert und oftmals erfolgreich vertrieben.
Die Hauptnahrung des Raufußbussard besteht vor allem aus kleinen Säugetieren, insbesondere aus Wühlmäusen der Gattungen Microtus und Clethrionomys sowie aus verschiedenen Lemmingarten (Lemmus sp.). Diese Tiergruppen bilden bei ausreichender Verfügbarkeit zwischen 60 und 90 % des gesamten Nahrungsvolumens. Sind Wühlmäuse aber knapp, können mittelgroße Vögel, vor allem Moorschneehühner (Lagopus lagopus) zur Hauptbeute werden. Im Winter und dort, wo diese Arten in seine Brutgebiete vorgedrungen sind, auch im Sommer, jagt der Raufußbussard Rebhühner (Perdix perdix ssp.) und Präriehühner (Tympanuchus sp.). In kleinerer Zahl werden Reptilien, Amphibien und Fische erbeutet. Insekten (vornehmlich Grillen und Heuschrecken) und das Aas unterschiedlich großer Tiere spielt in der Ernährung der Art ebenfalls eine, wenn auch untergeordnete, Rolle. Seltener, jedoch regelmäßig erbeutet der Raufußbussard auch größere Säugetiere wie Schneehasen (Lepus timidus), Polarhasen (L. arcticus) und Alaskahasen (L. othus).
Unter den Microtus-Arten überwiegen Erdmaus (Microtus agrestis) und Nordische Wühlmaus (M. oeconomus), in den Winterquartieren die Feldmaus (M. arvalis). Bei den Lemmingen stehen Arten der Gattung Lemmus im Vordergrund, vor allem der Berglemming (L. lemmus), der Sibirische Lemming (L. sibiricus) und in Nordamerika der Braune Lemming (L. trimucronatus). Bei einem massierten Auftreten werden auch Rötelmäuse, wie die hochnordische Polarrötelmaus (Myodes rutilus), und Halsbandlemminge (Dicrostonyx sp.) zu wichtigen Beutetieren.
Wenn sie verfügbar ist, gleicht die Winternahrung der des Sommers; andernfalls werden häufiger Spitzmäuse und Vögel erbeutet, auch wird in größeren Maßen Aas aufgenommen.
Die Jagdmethoden der Art sind vielfältig, doch überwiegt dort, wo sie möglich ist, die Ansitzjagd. Wird ein Beutetier erspäht, folgt ein meist kurzer bodennaher Jagdflug, dessen letzte Phase in der Regel ein Gleitflug ist. Die Tiere werden immer am Boden geschlagen und mit den Krallen, zuweilen auch mit dem Schnabel, getötet. Sehr selten wurde ein erfolgreiches Schlagen von Beutetieren im Fluge beobachtet. Kann das Beutetier nicht überrascht werden, wird es nur ganz kurz verfolgt.
Bei günstigen, vor allem windigen Witterungsbedingungen sowie dort, wo ihm keine Ansitze zur Verfügung stehen, jagen Raufußbussarde auch rüttelnd in etwa 20 bis 50 Metern Höhe. Ähnlich wie beim Turmfalken (Falco tinnunculus) sind die im Durchschnitt etwa 10 Sekunden währenden Rüttelphasen von kurzen Gleitfügen unterbrochen. Weiters werden regelmäßig etwas an Weihen erinnernde langsame Suchflüge sowie Jagden über Wasser nach Art eines Fischadlers (Pandion haliaetus) beobachtet.
Über den Zeitpunkt der Geschlechtsreife liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor, insbesondere ist unbekannt, ob – wie beim Mäusebussard – schon Jährlinge zur Brut schreiten können. Wahrscheinlich beginnen Raufußbussarde aber erst im zweiten, einige sogar erst im dritten Lebensjahr zu brüten.
Die sexuelle Aktivität ist vom Nahrungsangebot in den Brutgebieten abhängig. Nur bei guter bis sehr guter Verfügbarkeit an Nahrungstieren wird die Paarbindung intensiviert, und es kommt zu Nestbau, Eiablage und Brut. Auf schlechte Nahrungsverhältnisse wird je nach Grad des Mangels sehr differenziert reagiert, im Extremfall unterbleiben Balz- und Nestbauaktivitäten gänzlich oder es kommt zu Abwanderungen in besser versorgte Gebiete. Verbleibende Raufußbussarde sitzen auf nur kleinen Gelegen, die oft schon während der Brut aufgegeben werden.
Für einen Teil der Bussarde beginnt die Paarbildung bereits im späten Winter; diese kehren schon lose verpaart in die Brutgebiete zurück. Andere beginnen erst dort mit der Balz. Dabei zeigen sie eindrucksvolle Flüge mit weit ausgebreiteten Schwingen und gespreiztem Schwanz, begleitet von charakteristischen Rufen. Das Männchen führt dabei auch verschiedene Flugkapriolen aus.
Verpaarte Bussarde führen eine monogame Brutsaisonehe. Es bestehen jedoch Hinweise, dass zumindest bei einigen die Bindung in den Wintermonaten nicht erlischt, ja auch über mehrere Jahre anhalten kann.
Entsprechend den unterschiedlichen Lebensräumen, die Raufußbussarde bewohnen, sind auch die Neststandorte vielfältig. Dort, wo sie die Gelegenheit dazu hat, nistet die Art bevorzugt auf Felssimsen, kleinen Felsinseln, an ebenen Stellen auf Böschungen oder entlang tief eingeschnittener Flusstäler, entlang der Küste auch auf Klippen. In der Baumtundra baut er Baumnester, meist im obersten Baumabschnitt. Die Seltenheit dieser Nistmöglichkeiten in seinem Lebensraum zwingt ihn jedoch häufig zur Errichtung von Bodennestern in völlig offener Tundra. Bodennester liegen mehrheitlich an trockenen, etwas erhöhten Stellen, die eine gute Rundumsicht ermöglichen.
Das Nest selbst ist ein recht voluminöser Bau, bestehend aus Ästchen und Zweigen, gut ausgepolstert mit Gras, verschiedenen Moosen, Tierhaaren und Federn. Diese Isolierung ist bei Bodennestern besonders dick. Neu angelegte Nester haben einen Durchmesser von etwa 80 Zentimetern, wachsen aber bei längerer Benützung zu voluminösen Gebilden von bis zu 150 Zentimetern Durchmesser an. Das Nistmaterial wird allein vom Männchen herangeschafft und von beiden Vögeln verbaut. Der Nestbau hält auch noch während der Brutperiode an. Zuweilen werden auch bestehende Nester anderer nordischer Greifvögel benutzt.
Die Eier werden fast ausschließlich vom Weibchen bebrütet, das in dieser Zeit vom Männchen mit Nahrung versorgt wird. Die Brutdauer beträgt abhängig von der Witterung 31 bis 37 Tage. Das Weibchen brütet ab dem ersten Ei, sodass bei einem Legeabstand von einem Tag und länger der Entwicklungsstand der Küken sehr unterschiedlich ist. Der Brutbeginn liegt nicht vor Mitte Mai.
Anfangs schafft allein das Männchen die Nahrung für das Weibchen und die Jungen heran; das Weibchen zerteilt die Beute und füttert. Später jagen und füttern beide Elternteile.
Die Dunenjungen sind in den ersten Tagen bis auf die Futteraufnahme weitgehend inaktiv. Sie bekommen mit zwölf Tagen ihre ersten Federn. Mit etwa vier Wochen können sie die Beute selbst zerteilen und aufrecht im Nest stehen. Die ersten Flugversuche beginnen im Alter von etwas über 30 Tagen, doch richtig flügge sind die wenigsten Jungvögel vor ihrem 40. Lebenstag, die Männchen offenbar etwas früher als die Weibchen. Die Jungen sind danach noch drei bis vier Wochen weitgehend von den Eltern abhängig, bevor sie dismigrieren. Bei Spätbruten mündet die Führungszeit direkt in den Herbstzug.
Es liegen nur ganz grobe Bestandseinschätzungen vor, die Höchstschätzung liegt bei weltweit 500.000 Brutpaaren. Die Art zeigt eine stark fluktuierende Bestandsentwicklung; länger andauernde Rückgänge werden aber nicht festgestellt. Deshalb ist die Art nach IUCN mit LC = least concern gelistet.
In Europa schätzt man die Anzahl der Brutpaare auf etwa 75.000 Paare; die Bestände blieben in den letzten Jahren stabil, nur in Schweden ist ein leichter Rückgang zu beobachten. Deshalb wird der europäische Bestand mit S = secure bewertet.