Gemeine grundhai, Stierhai, Sambesihai
Der Bullenhai oder Gemeine Grundhai – manchmal auch Stierhai oder Sambesihai genannt (Carcharhinus leucas) – ist ein Hai aus der Familie der Requiemhaie (Carcharhinidae).
Der Bullenhai verdankt seinen Namen seinem Körperbau, wie auch seinem ihm oft zugeschriebenen aggressiven und unberechenbaren Verhalten. Die Weibchen sind größer als die Männchen. Weibchen werden somit bis zu 2,4 m lang und rund 130 kg schwer, während die Männchen bis zu 2,2 m und rund 95 kg schwer werden. Die größten bisher entdeckten Exemplare wurden 3,5 bis 4 m lang und rund 315 kg schwer. Bullenhaie sind grau-grünlich gefärbt mit einer weißen Bauchunterseite. Aufgrund seines Körpergewichts wirkt der Bullenhai in seiner Länge oft gestaucht. Seine zusätzlich mehr breite als lange Schnauze verstärkt den bullenhaften Eindruck.
Leicht von anderen Haien zu unterscheiden ist der Bullenhai durch seine fast rechtwinklige Rückenflosse und das Fehlen des Interdorsalkamms zwischen der vorderen und hinteren Rückenflosse.
Er hält sich sowohl in Süß- als auch in Salzwasser auf. Hierbei bevorzugt er flaches Wasser in Ufernähe und im Mündungsgebiet der Flüsse und nutzt damit die schlechte Unterwassersicht aus, die bereits bei geringstem Seegang und durch die Vermischung des Süß- und Salzwassers entsteht. Sein Lebensraum ist in allen wärmeren Küstengebieten von
wo er sich in den Flüssen tief ins Landesinnere vorwagt und auch in Seen anzutreffen ist. So ist er über den Río San Juan in den mittelamerikanischen Nicaraguasee gelangt, wo sich mit der Zeit größere Populationen gebildet haben.
Es wurde sogar schon beobachtet, wie Bullenhaie vom Meer aus 1100 km den Mississippi River hinaufgeschwommen sind.
Physiologisch ist es dem Bullenhai im Gegensatz zu vielen anderen Haien möglich, über die Nieren eine angepasste Osmoregulation zu betreiben. Wenn der Hai vom Meerwasser in das Süßwasser eines Flusses schwimmt, passt sich der Stoffwechsel der Nieren kontinuierlich soweit an, dass weniger Salze und im Gegenzug vermehrt Harnstoff aus dem Blut filtriert werden. Diese Umkehr der für den Hai normalen Osmoregulation ermöglicht ihm das Überleben im Süßwasser auch für längere Zeit.
Im Jahr 1990 wurden einige Bullenhaie nach einer Flut in einem See im Golf-Club in Carbrook, Logan City in Australien, eingeschlossen. Seitdem leben die Haie in diesem See und werden dort als eine Attraktion bestaunt. Monatlich findet sogar ein Turnier namens Shark Lake Challenge statt.
Er ernährt sich von Knochenfischen, anderen Haien, aber auch von Krebsen, Rochen und Weichtieren. Bullenhaie jagen in trübem Gewässer, da ihre Beutetiere so einer schlechten Sicht im Wasser ausgesetzt sind. Bullenhaie sind Einzelgänger und jagen ihre Beute durch Anstoßen und sogenanntes „Test-Beißen“, wie es auch Weiße Haie vorzeigen.
Die Paarungszeit der Bullenhaie findet im Spätsommer und Herbst statt. Oft wird beobachtet, wie das Männchen sich in die Flossen des Weibchens verbeißt, um sich dann mit ihm zu paaren. Männchen werden mit ca. 10 Jahren geschlechtsreif, Weibchen mit ungefähr 12 Jahren.
Die Wurfgröße beträgt 1 bis 13 lebendgeborene Jungtiere, die Tragzeit 10 bis 12 Monate. Bullenhaie sind vivipar. Die Jungtiere sind bei ihrer Geburt rund 80 cm lang.
Weibchen gebären ihre Jungen in Lagunen und Flussmündungen, wo die Jungen geschützt heranwachsen können. Die evolutionär geprägte Bedingung, dass Bullenhaie auch in Süßwasser überleben können, kommt den Jungtieren sehr zum Vorteil. In Flüssen leben keine anderen Haie, die den Junghaien gefährlich werden könnten.
Bullenhaie werden im Durchschnitt 17 bis 18 Jahre alt. Es gibt aber auch belegte Fälle in Gefangenschaft, die bis zu 30 Jahre alt wurden.