Asiatische Tigermücke

Asiatische Tigermücke

Asiatische tigermücke

Reich
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Aedes albopictus

Die Asiatische Tigermücke, gelegentlich auch „Tigermoskito“ (Aedes albopictus, Synonym: nach bis heute umstrittenem Vorschlag aus dem Jahr 2004 Stegomyia albopicta), ist eine ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen beheimatete Stechmückenart. Sie ist als Überträger von Krankheitserregern wie beispielsweise dem Zika-Virus, dem Chikungunya-Virus und dem Dengue-Virus bedeutsam. In den letzten Jahrzehnten wurde die Asiatische Tigermücke durch Warentransporte und Reisetätigkeiten weltweit verschleppt. Seit den 1990er Jahren verbreitet sie sich auch in Europa. Unterstützt wird die Ausbreitung durch ihre enge Vergesellschaftung mit dem Menschen und große Anpassungsfähigkeit. Auch die globale Erwärmung erschließt der Asiatischen Tigermücke weitere Siedlungsgebiete.

Aussehen

Die Asiatische Tigermücke ist eine zwischen zwei und zehn Millimeter große, auffällig schwarz-weiß gemusterte Stechmücke. Die Schwankung in der Körpergröße der erwachsenen Tiere wird durch Unterschiede in der Dichte der Larven und dem Nahrungsangebot in den Larvalgewässern hervorgerufen. Da diese Umstände selten optimal sind, ist die Körpergröße meistens deutlich kleiner als zehn Millimeter. So wurden bei einer Untersuchung von je zehn männlichen und weiblichen Imagines 1962 die Durchschnittslänge des Hinterleibes (Abdomen) auf 2,63 Millimeter, die der Flügel auf 2,7 Millimeter und die mittlere Länge des Stechrüssels auf 1,88 Millimeter beziffert.

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Die Männchen sind rund 20 Prozent kleiner als die Weibchen, ihnen aber morphologisch sehr ähnlich. Allerdings sind, wie allgemein bei Stechmücken, die Fühler der Männchen im Vergleich zu denen der weiblichen Tiere auffällig buschiger. Auch sind die Palpen länger als der Stechrüssel, während sie bei den Weibchen deutlich kürzer sind (typisch für Vertreter dieser Unterfamilie). Außerdem sind die Füße (Tarsen) der Hinterbeine silbriger gefärbt: das vierte Segment ist etwa zu drei Vierteln silbrig schimmernd, das der Weibchen hingegen nur etwa zu 60 Prozent.

Die übrigen Merkmale unterscheiden sich bei den beiden Geschlechtern nicht. Am Kopf verläuft mittig eine silbrige Linie aus eng aneinander liegenden Schuppen, die sich am oberen Brustteil (Thorax) fortsetzt. Diese Zeichnung ist das sicherste Merkmal zur Identifikation der Asiatischen Tigermücke.

Der Stechrüssel (Proboscis) ist dunkel gefärbt, das Spitzensegment der Palpen an der vorderen Hälfte silbrig beschuppt, das Labium besitzt auf der Unterseite keine helle Linie. Die Facettenaugen sind deutlich voneinander getrennt. Der Halsschild (Scutum), der vordere Teil des Mesonotums des Thorax, ist neben der charakteristischen weißen Mittellinie schwarz. An den Seiten des Thorax, dem Schildchen (Scutellum) sowie am Hinterleib befinden sich zahlreiche Flecken mit silbrig-weißen Schuppen.

Auch auf den Fußgliedern (Tarsen) befinden sich solche Schuppen; vor allem die oft in der Luft geschwenkten Hinterbeine, deren Tarsenglieder 1 bis 4 an der Basis weiß beschuppt sind, wirken dadurch schwarz-weiß geringelt. Bei den Tarsen der vorderen und mittleren Beine sind nur die ersten drei Segmente gezeichnet, während das letzte, fünfte Glied der Hinterbeine komplett weiß ist. Die Femora sind ebenfalls schwarz und haben weiße Schuppen am Ende der „Knie“, die der mittleren Beine besitzen keine silbrige Linie auf der Oberseite. Die Femora der Hinterbeine haben kurze weiße Linien an der Basis der Oberseiten. Die Tibien sind an der Basis schwarz und tragen keine weißen Schuppen.

Die Tergite auf den Segmenten zwei bis sechs des Hinterleibes sind dunkel und an der Basis mit einer annähernd dreieckigen, silbrig-weißen Markierung versehen, die nicht mit den silbrigen Bändern auf der Bauchseite des Hinterleibs (Abdomen) verbunden sind. Dies ist lediglich am siebten Hinterleibssegment der Fall. Die transparenten Flügel tragen an der Basis der Costalader einen weißen Punkt.

Bei älteren Exemplaren können die Schuppen teilweise abgetragen sein, so dass die genannten Merkmale nicht immer hervorstechen.

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Verteilung

Erdkunde

Kontinente
Biogeografische Bereiche

Asiatische Tigermücken kommen in städtischen, vorstädtischen und ländlichen Gebieten vor. In Wäldern können sie ebenfalls vertreten sein, dann allerdings vor allem in den Randzonen nahe menschlicher Siedlungen und im Sekundärwald. In vegetationsarmen Biotopen werden sie selten oder nie gefunden.

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Ursprünglich war die Asiatische Tigermücke in Südostasien beheimatet; die Erstbeschreibung erfolgte mit Exemplaren aus Bengalen. Für 1967 wurden weite Teile Asiens und der Inselwelt des Indischen und Pazifischen Ozeans als ihr Verbreitungsgebiet angegeben. Inzwischen ist sie von Portugal bis zur Türkei auch bei den nördlichen Mittelmeer-Anrainern nachweisbar.

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Asiatische Tigermücke Lebensraum-Karte
Asiatische Tigermücke Lebensraum-Karte

Gewohnheiten und Lebensstil

Obwohl die Asiatische Tigermücke in tropischen und subtropischen Regionen beheimatet ist, passt sie sich erfolgreich kühleren Regionen an. Sie ist in den feuchtwarmen Tropen ganzjährig aktiv, überwintert aber in gemäßigten Klimaregionen meist im Eistadium. Eier von Stämmen, die gemäßigte Zonen besiedeln, sind zudem kältetoleranter als die aus wärmeren Regionen. Dabei können im Feld selbst Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Schnee toleriert werden. Zusätzlich können erwachsene Tigermücken in passenden Mikrohabitaten den Winter überstehen.

Saisonales Verhalten

Fressverhalten und Ernährung

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Männliche Tigermücken halten sich häufig in der Nähe potentieller Wirte der Weibchen auf und versuchen, die sich nähernden Geschlechtspartnerinnen zu begatten. Paarungsschwärme über unbeweglichen Landmarken wurden ebenfalls beobachtet. Wie bei anderen Stechmücken ist das Summen der Weibchen für die Männchen attraktiv, die Artgenossen erkennen sich durch Kontaktchemorezeption. Die Paarung erfolgt im Flug, mit dem Männchen unterhalb des Weibchens und mit dem Rücken nach unten. Eine Kopulation dauert normalerweise nicht länger als zehn Sekunden.

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Das Weibchen produziert normalerweise pro Eiablagezyklus zwischen 40 und 90 Eiern, während des gesamten Lebens durchschnittlich mehr als 300 Eier. Die 0,5 Millimeter langen, schwarzen, gegen Austrocknung resistenten Eier werden einzeln und dicht oberhalb kleiner Wasseransammlungen abgelegt. In einem Zyklus können daher an mehreren Orten Eier deponiert werden. Eiablagebiotope sind beispielsweise Astlöcher, Blattachseln von Pflanzen, Bambusstumpfen, Kokosnussschalen, in städtischer Umgebung meist verstopfte Regenrinnen, Gullis oder mit Wasser gefüllte Behälter wie Regentonnen, Blumenvasen, Pflanzenuntersetzer, Eimer, Dosen, Flaschen oder Gläser. Besonders attraktiv sind im Freien gelagerte Autoreifen.

Die Eier der Tigermücke sind monatelang trockenheitsresistent, weswegen sie auch in austrocknenden Behältern nicht geschädigt werden. Regen, der den Wasserspiegel steigen lässt, löst das Schlüpfen der Mückenlarven aus. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Larve genügend Zeit hat, sich zu entwickeln, bevor das Wasser verdunstet. Die Ruhedauer zwischen Ablage und dem Schlüpfen des ersten Larvenstadiums (in der die Embryonalentwicklung stattfindet) kann zwischen wenigen Tagen und zwei Wochen liegen.

Welche Reize das Schlüpfen aus den Eiern auslösen, ist nicht vollständig geklärt. Eier können wochenlang im Wasser liegen oder auch mehrmals austrocknen, bevor die Larven schlüpfen. Bei ausgetrockneten Eiern führt eine geringere Sauerstoffkonzentration zu höheren Schlupfraten, während sich bei jüngeren Eiern die Schlupfrate mit steigender Sauerstoffkonzentration erhöht.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Die meisten Fraßfeinde der Asiatischen Tigermücke fressen diese im wasserlebenden Larvenstadium. Da die Eiablage oberhalb des Wasserspiegels erfolgt, können die Eier jedoch auch von landlebenden Insekten erbeutet werden. Dazu zählen die Ameisenart Solenopsis invicta und die Larve des Marienkäfers Curinus coeruleus. Diese kann bei entsprechendem Angebot in drei Tagen mehr als 100 Eier vernichten. Larven der nicht blutsaugenden Stechmückengattung Toxorhynchites fressen Mückenlarven und werden oft gemeinsam mit Tigermückenlarven gefunden. Auch Plattwürmer und kleine Schwimmkäfer wurden als Fressfeinde beobachtet.

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Als Parasiten können vor allem Pilze, Wimpertierchen und andere Einzeller auftreten. Angehörige von Wasserschimmelpilzen der Gattung Coelomomyces (Abteilung Töpfchenpilze (Chytridiomycetes), Ordnung Blastocladiales) entwickeln sich in der Körperhöhle (dem Haemocoel) von Mückenlarven. Die Art Coelomomyces stegomyiae wurde als erste bei der Asiatischen Tigermücke gefunden. Zu den Wimperntierchen, die Larven der Asiatischen Tigermücke befallen können, gehört die ebenfalls zuerst in ihnen nachgewiesene Lambornella stegomyiae (Hymenostomatida: Tetrahymenidae). Über Virulenz, Todesrate und die sich daraus ergebende Möglichkeit, Lambornella als biologisches Bekämpfungsmittel einzusetzen, herrschen allerdings widersprüchliche Einschätzungen. Parasiten aus dem Taxon der Apicomplexa können die Larvenstadien von Stechmücken infizieren; die Art Ascogregarina taiwanensis wurde in Asiatischen Tigermücken beschrieben. Die erwachsenen Mücken geben beim Schlüpfen aus der Puppe infektiöse Zwischenstadien des Parasiten an das Wasser ab und schließen so den Infektionszyklus. Infizierte sind häufig kleiner als nichtinfizierte Tiere und haben eine geringfügig erhöhte Sterberate; dabei spielen anscheinend zusätzlich auch Nahrungsversorgung und Dichte des Larvenbesatzes eine Rolle. Eine Infektion mit Ascogregarina kann also in Konkurrenzsituationen zu anderen, nichtinfizierten Mücken die biologische Fitness verringern. Da es für die Weitergabe des Parasiten allerdings notwendig ist, dass der Wirt das Erwachsenenstadium erreicht, ist seine Verwendung als nachhaltiges biologisches Bekämpfungsmittel unwahrscheinlich.

Räuberische Ruderfußkrebse der Familie der Cyclopidae scheinen zwar in den natürlichen Lebensräumen von Asiatischen Tigermückenlarven nicht verbreitet vorzukommen, fressen sie bei Gelegenheit aber bereitwillig. Bei der Bekämpfung von Tigermücken könnten deshalb Angehörige verschiedener Gattungen (besonders Mesocyclops) eine interessante Möglichkeit darstellen.

Als Räuber adulter Asiatischer Tigermücken wurden in Malaysia verschiedene Webspinnenarten nachgewiesen. Bei bis zu 90 % der auf Gummiplantagen und einem Friedhof gesammelten Spinnen konnten sie als Beute nachgewiesen werden. Ob die Spinnen allerdings einen Einfluss auf die Mückenpopulation haben, blieb ungeklärt; Tigermücken waren trotz Anwesenheit der Spinnen in Fülle vorhanden.

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Referenzen

1. Asiatische Tigermücke artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Asiatische_Tigerm%C3%BCcke

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