Amsel
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Familie
Gattung
SPEZIES
Turdus merula
Populationsgrösse
162-492 Mlnlnn
Lebensdauer
2.4-21 years
Gewicht
80-125
2.8-4.4
goz
g oz 
Länge
23.5-29
9.3-11.4
cminch
cm inch 
Spannweite
34-38
13.4-15
cminch
cm inch 

Die Amsel (Turdus merula) oder Schwarzdrossel ist eine Vogelart aus der Familie der Drosseln (Turdidae). In Europa ist die Amsel der am weitesten verbreitete Vertreter dieser Familie und zugleich einer der bekanntesten Vögel überhaupt. Ihre Körperlänge liegt zwischen 24 und 27 Zentimetern. Die Männchen sind schwarz gefärbt und haben einen gelben Schnabel, das Gefieder der Weibchen ist größtenteils dunkelbraun. Der melodiöse und laut vorgetragene Reviergesang der Männchen ist in Mitteleuropa hauptsächlich zwischen Anfang März und Ende Juli zu hören und kann bereits vor der Morgendämmerung beginnen.

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Das Brutgebiet in Europa weist außer dem hohen Norden und dem äußersten Südosten keine größeren Verbreitungslücken auf. Darüber hinaus kommt die Amsel in Teilen Nordafrikas und Asiens vor. In Australien und Neuseeland wurde die Amsel eingebürgert. In Mitteleuropa verlässt ein Teil der Vögel im Winter das Brutgebiet und zieht nach Südeuropa oder Nordafrika.

Ursprünglich war die Amsel ein Vogel des Waldes, wo sie auch heute noch anzutreffen ist. Im 19. Jahrhundert begann sie über siedlungsnahe Parks und Gärten bis in die Stadtzentren vorzudringen und ist zum Kulturfolger geworden. Ihre Nahrung suchen Amseln vorwiegend am Boden. Sie ernähren sich überwiegend von tierischer Nahrung, meist Regenwürmer oder Käfer. Abhängig von der Verfügbarkeit steigt der Anteil gefressener Beeren und Früchte. Amseln sind Freibrüter und nisten vorwiegend in Bäumen und Sträuchern.

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Aussehen

Adulte Amseln weisen einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf: Das Gefieder der Männchen ist einfarbig schwarz, der Schnabel auffällig hellgelb bis orange. Zudem zeigen Männchen einen deutlichen Ring um die Augen, dessen Farbe der des Schnabels ähnelt, jedoch etwas ins Bräunliche gehen kann. Dieser Augenring kontrastiert stark mit der dunkelbraunen Iris. Weniger deutlich ist dieser Augenring beim Weibchen, auch der Schnabel ist weniger auffällig und hell hornfarben statt gelb. Die Gefiederfärbung des Weibchens ist viel variabler und vorwiegend dunkelbraun, teilweise ins Grau gehend oder rötlichbraun. Bei beiden Geschlechtern sind Lauf und Zehen dunkelbraun. Im Vergleich zum kleineren, ebenfalls dunkel befiederten und sich häufig auf dem Boden aufhaltenden Star hat die Amsel einen deutlich längeren Schwanz.

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Das für Drosseln typische Tropfenmuster ist auch bei der Amsel nachweisbar, bei den Männchen wird es durch intensive Melaninablagerungen in den Federn überdeckt. Somit kann Melanismus als normal für die Art angesehen werden. Nicht der Norm entsprechend ist dagegen die Verringerung von Pigment oder der Pigmentausfall, was in unterschiedlicher Form und Intensität auftreten kann: Durch Albinismus verursacht sind fahle Färbungen (Chlorochroismus, Flavismus). Vollständig albinotische weiße Vögel mit roten Augen dürften wegen ihrer verminderten Sehfähigkeit kaum Überlebenschancen in freier Natur haben. Weiße Tiere mit braunen oder schwarzen Augen sind leuzistisch. Scheckungen sind auf einen abgeschwächten Leuzismus zurückzuführen.

In manchen Jahren treten gescheckte Tiere örtlich gehäuft auf. Die dabei entstehenden symmetrischen oder auch asymmetrischen Muster sind äußerst unterschiedlich. Einerseits kann diese Weißfärbung offenbar eine erblich bedingte oder bleibende Störung während der Anlage oder Entwicklung der Follikel sein. Andererseits wurde experimentell nachgewiesen, dass die weißen Federn im Gefieder von der Zusammensetzung der Nahrung abhängen können, vor allem während der Mauser. Eiweißarme Nahrung scheint Albinismus zu begünstigen.

Aberrante Färbungen werden heute vor allem bei den Vögeln im Siedlungsgebiet beobachtet, waren aber lange bekannt, bevor Amseln in der Nähe des Menschen vorkamen, beispielsweise hat Aristoteles bereits weiße Amseln beschrieben.

Mit einer Körperlänge zwischen 24 und 27 Zentimetern sind Amseln der Nominatform nur unwesentlich kleiner als die größte mitteleuropäische Drosselart, die Misteldrossel. Männchen sind etwas größer als Weibchen. Die Flügellänge des Männchens liegt im Mittel bei 133 mm und beim Weibchen bei 128 mm, das entspricht ungefähr einer Spannweite zwischen 34 und 38,5 Zentimetern. Die Schwanzlänge liegt zwischen 104 und 116 Millimetern.

Die Gewichtsschwankungen im Jahresverlauf sind bei europäischen Amseln beträchtlich. Bei mehrjährigen, in Großbritannien durchgeführten Untersuchungen lag das Gewicht zwischen 71 und 150 Gramm, im Mittel wogen adulte Männchen 102,8 Gramm, adulte Weibchen waren mit 100,3 Gramm etwas leichter. Einjährige Vögel waren durchschnittlich knapp 3 Gramm leichter. Im Jahresverlauf sind die Weibchen nur während der Legezeit etwas schwerer als die Männchen. Das größte Gewicht haben mitteleuropäische Amseln im Januar, das niedrigste im Juli oder August, nach der Brutzeit. Die Gewichtszunahme resultiert aus dem Aufbau von Fettreserven.

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Video

Verteilung

Erdkunde

Während die Amsel Europa nahezu flächendeckend besiedelt, sind die Vorkommen in Nordafrika und Asien vorwiegend inselartig, in Asien reicht das Verbreitungsgebiet bis zum Ostchinesischen Meer. In Australien und Neuseeland wurde die Amsel eingebürgert und besiedelte daraufhin weitere vorgelagerte Inseln ohne menschliches Zutun. In großen Teilen des Verbreitungsgebiets sind Amseln Teilzieher, im hohen Norden sind sie fast ausschließlich Zugvögel; die südlichen Populationen sind dagegen Standvögel. In einigen Gegenden verstreichen die Vögel im Winter in wärmere oder tiefer gelegene Gebiete, allerdings verbleiben in den Alpen und den Karpaten auch einige Amseln in den höchstgelegenen Brutgebieten.

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Die Amsel besiedelt die boreale, gemäßigte sowie mediterrane Zone und die Gebirgsregion der West- und Südpaläarktis sowie angrenzender nordorientalischer Gebiete.

Die am weitesten westlich liegenden Vorkommen gibt es auf den Azoren, außerdem brütet die Art auf den Kanaren und Madeira. In Nordafrika kommt die Amsel von Marokko bis Tunesien zwischen Mittelmeer und Sahara vor, vereinzelt auch weiter südlich in Oasen. In Europa brütet die Amsel fast überall, einschließlich der Britischen Inseln und der Färöer, in Island wurde die erste Brut 1985 nachgewiesen. Die nördlichsten Vorkommen gibt es in Skandinavien bei 70° nördlicher Breite, weiter östlich in Russland liegt die nördliche Verbreitungsgrenze noch beim 60. Breitengrad. Im Osten bildet der Ural die Grenze des Areals. Neben dem äußersten Norden fehlt die Amsel in Europa nur ganz im Südosten, ungefähr südöstlich einer Linie von der Krim zu den Südausläufern des Ural.

Der westliche Teil des asiatischen Verbreitungsgebiets umfasst Kleinasien und den östlichen Mittelmeerraum. Die Nordgrenze dieses Areals läuft von der Krim über die Kuban-Ebene, Stawropol und den Nordkaukasus zum Südufer des Kaspischen Meeres, die Südgrenze liegt östlich des Mittelmeerraumes ungefähr beim 34. Breitengrad. Das Areal setzt sich mit weiteren inselartigen Vorkommen im Zagrosgebirge, Elburs und Kopet Dag fort, weiter östlich kommt die Amsel in den Gebirgswäldern des Alai-Gebirges, des Tianschan, des Hindukusch und des Himalaya vor. Weiter im Osten schließt sich vom Süden Gansus und Westen Sichuans in Zentralchina bis zum Ostchinesischen Meer ein geschlossenes Verbreitungsgebiet an, im Süden reicht es bis etwa zum 22. Breitengrad an der Küste des Südchinesischen Meeres.Die Amseln des Indischen Subkontinents werden teilweise auch als eigenständige Art betrachtet (siehe Systematik). Im Westen, Süden und Osten Indiens kommen sie im bewaldeten Bergland vor, zudem auf Sri Lanka.

Die Amsel, die Drosselart mit dem dunkelsten Gefieder, bewohnte ursprünglich bevorzugt den Innenbereich feuchter, dichter Wälder. Auch heute noch brütet sie an den dunklen Standorten unterholzreicher Wälder und sucht auf vegetationsfreien oder kurzrasigen Böden nach Nahrung. In einem solchen Habitat ist das bei Dämmerlicht für Singvögel außergewöhnlich gute Sehvermögen der Amsel sicher von Vorteil. Am anderen Ende des außerordentlich breiten Habitatsspektrums stehen die belebten Zentren von Großstädten, so dass sich aufgrund dieser Gegensätzlichkeit die Bezeichnungen Wald- und Stadtamsel eingebürgert haben.

Die Amsel kommt in nahezu allen Arten von Kulturlandschaft vor. Ihre Habitate umfassen dabei Vorgärten, Parks und parkähnliche Anlagen, Baum- und Strauchgruppen in Industriegebieten, Streuobstwiesen, buschbestandene Heiden sowie die weitgehend offene Feldflur, sofern diese mit Feldgehölzen oder Sträuchern aufgelockert ist. Neben naturnahen, alten Wäldern werden auch monokulturell bewirtschaftete Forste besiedelt, wobei Laubwälder gegenüber Nadelwäldern bevorzugt werden. Auch in Schilfröhrichten brütet die Amsel. Die am Boden nach Nahrung suchenden Vögel entfernen sich in allen Lebensräumen nicht allzu weit von Deckung bietender Vegetation. Bis auf wenige Ausnahmen liegt die Niederschlagsmenge in den von der Amsel besiedelten Lebensräumen über 300 mm pro Jahr.

Die bei weitem höchste Siedlungsdichte wird innerhalb von Ortschaften erreicht, nicht selten liegt sie bei vier und mehr Brutpaaren pro Hektar. Auf einem Friedhof in Ravensburg wurden in mehreren aufeinander folgenden Jahren zwischen fünf und sieben Brutpaare pro Hektar gezählt. In Wäldern ist die Siedlungsdichte dagegen erheblich geringer, selten brüten mehr als 0,5 Brutpaare pro Hektar. In ländlichen Gebieten und Dörfern liegt die Siedlungsdichte zwischen denen der Städte und der Wälder.

Seit 150 bis 200 Jahren dringt die Amsel ins menschliche Siedlungsgebiet vor. Dabei scheint sie zunächst die am Rande der Ortschaften, oft in Waldnähe gelegenen parkähnlichen Anlagen und Gärten zu besiedeln. Dieser Prozess fand und findet in weiten Teilen des Verbreitungsgebietes statt und verläuft regional unterschiedlich schnell: In Bamberg wurde bereits 1820 von Stadtamseln berichtet, in London ist die Amsel erst in den 1930er Jahren in den großen Parks der Stadt heimisch geworden. Ein hemmender Faktor bei der Verstädterung ist die Bejagung, die noch immer in Teilen des Verbreitungsgebiets stattfindet. Einer der begünstigenden Faktoren ist das mildere Mikroklima. Zudem ermöglicht die künstliche Beleuchtung in Städten die Brutperiode auszudehnen; außerdem besteht ganzjährig ein gutes Nahrungsangebot.

Auch die Gebirgswälder werden von der Amsel besiedelt. In den Alpen kommt sie bis an die Waldgrenze vor, im Hohen Atlas findet man sie bis 2300 Meter Höhe. Noch höher liegt der Lebensraum der Unterart T. m. maximus im Himalaya, diese ist zwischen 3000 und 4500 Metern häufig und kommt sogar bis 5300 Meter vor.

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Amsel Lebensraum-Karte
Amsel Lebensraum-Karte
Amsel
Public Domain Dedication (CC0)

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Aktivitätsbeginn liegt während der meisten Jahreszeiten während der Morgendämmerung, das Aktivitätsende während der Abenddämmerung.Zwischen Februar und Ende Juni ist allerdings von mitteleuropäischen Amseln schon weit vor Beginn der Morgendämmerung ein Zetern zu vernehmen; im Juli und Juni sowie mitten im Winter endet die Aktivität bereits bei oder sogar vor Sonnenuntergang. Witterungsabhängige Helligkeitsunterschiede sowie künstliche Lichtquellen beeinflussen die Aktivitätsdauer.

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Amseln suchen während des gesamten Jahres spezielle Schlafplätze auf, obschon während der Brutzeit neben den brütenden Weibchen auch häufig die Männchen nachts im Revier bleiben. Die Schlafplätze liegen typischerweise in Nadelbäumen sowie dicht belaubten Laubbäumen oder Sträuchern, meist 1 bis 2,5 Meter über dem Boden. Die Übernachtung erfolgt manchmal einzeln, aber auch gesellig: In stadtnahen Wäldern können sich 700 Vögel oder mehr versammeln. Im Siedlungsgebiet werden häufig Friedhöfe oder Parks zur Nächtigung genutzt. Die zum Schlafplatz zurückzulegende Distanz liegt normalerweise unter einem Kilometer, kann aber auch bis zu vier Kilometer betragen, insbesondere im Siedlungsgebiet sind die zurückzulegenden Distanzen oft größer. Dabei verwenden die Vögel häufig dieselben Routen, ein Individuum nutzt aber nicht jeden Tag denselben Schlafplatz.

Vor dem Aufbruch zum Schlafplatz widmen sich Amseln häufig der Gefiederpflege oder nehmen ein Bad. Das Baden ist das ganze Jahr über zu beobachten, vermehrt bei bedecktem Himmel oder Regen, seltener bei Sonnenschein. Zum Komfortverhalten gehört auch das Sonnenbaden. Drosseltypisch legen die Amseln sich flach auf den Boden, spreizen den Schwanz und breiten die Flügel aus. Dies machen sie bevorzugt im Hochsommer und setzen sich dabei nachmittags gelegentlich der Sonne aus, bis sie Anzeichen von Hitzestress zeigen. Der Grund dieses intensiven Sonnenbadens ist unklar. Sonnenbaden und Einemsen sind besonders häufig unmittelbar vor der Mauser, beide Verhaltensweisen werden auch kombiniert, beispielsweise von Amseln, die sich auf dem Nest der Gelben Wiesenameisen niederlassen.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Amseln sind flexible und anpassungsfähige Allesfresser, aber während des ganzen Jahres zumindest auf geringe Mengen tierischer Nahrung angewiesen. Wenn Letztere knapp oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu beschaffen ist, spielen Beeren und Früchte eine größere Rolle.

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Hauptbestandteile der tierischen Nahrung sind Regenwürmer und Käfer bis zur Größe des Maikäfers, regelmäßig werden auch Schnecken, Blutegel, Tausendfüßer, Spinnen sowie verschiedene Insektenstadien verwertet. Neben zahlreichen weiteren Wirbellosen zählen auch kleinere Wirbeltiere zum Nahrungsspektrum, darunter Eidechsen, Schwanz- und Froschlurche, Mäuse und Spitzmäuse sowie in Ausnahmefällen auch Schlangen. Auch fischende Amseln sind schon beobachtet worden. Bei Nahrungsmangel werden als Ersatznahrung auch kleinere Insekten wie beispielsweise Blattläuse verwertet.

Während Amseln sich zu Beginn der Brutzeit fast ausschließlich tierisch ernähren, nimmt in Mitteleuropa ab Mitte Mai der Anteil von Beeren und Früchten an der Nahrung zu. Die Amsel ist dabei der vielseitigste Früchtefresser unter den Drosseln; sie meidet allerdings rigoros die Früchte der Weißbeerigen Mistel mit ihrem zähschleimigen Inhalt. Der Anteil an Beeren und Früchten von Ziergehölzen ist vergleichsweise hoch. Die Früchte werden vorwiegend nach der Reihenfolge des Heranreifens und nach dem Zuckergehalt gewählt. Der Anteil fleischiger Früchte erreicht von Oktober bis November seinen Höhepunkt, in Weinbergen und Obstplantagen kann es während dieser Zeit zu größeren Ansammlungen von Amseln kommen. Im Winter stellen in Europa die Früchte des Efeus meist die einzige noch verbliebene pflanzliche Nahrung dar. Bei Nahrungsmangel nutzen Amseln im Siedlungsgebiet das Angebot der Winterfütterung, auch werden Sämereien in größeren Mengen aufgenommen, aber diese werden wie die Samen aufgenommener Früchte kaum verdaut. Amseln suchen auch in Abfällen nach Nahrung.

Es gibt viele Beobachtungen von ungewöhnlich erscheinenden Ernährungsgewohnheiten bei Amseln. Hierzu zählen das Plündern der Nester anderer Drossel- und Finkenarten sowie der Verzehr aus dem Nest gefallener Sperlinge. Auch Aas wird offensichtlich verwertet, zudem gibt es Berichte über Koprophagie und Kannibalismus.

Charakteristisch für die Nahrungssuche am Boden ist das Hüpfen einer kurzen Strecke und ein anschließendes regungsloses Verharren, wobei die Amsel den Kopf schief hält und eine bestimmte Stelle fixiert, um blitzschnell mit dem Schnabel zuzustoßen. Zu beobachten sind auch Amseln, die dürres Laub mit hastigen Pickbewegungen erfassen, umdrehen und beiseite werfen. Herabgefallene Beeren oder Früchte werden vom Boden aufgenommen, seltener auch von Bäumen oder Sträuchern gepickt, oder manchmal sogar in einem kurzen Rüttelflug abgerissen.

Amseln trinken selten, da die aufgenommene Nahrung meist ausreichend Wasser enthält. Beim Trinken begeben sie sich oft bis zum Bauch in seichtes Wasser und tauchen den Schnabel ein.

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Ernährung Allesfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Im Regelfall werden Amseln im Frühjahr, am Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif. Innerhalb einer Brutsaison führen Amselpaare größtenteils eine monogame Beziehung. Bei Standvögeln, insbesondere auf den Britischen Inseln, scheint der Zusammenhalt der Paare fester und auch mehrere Brutperioden zu überdauern, dennoch sind bei etwa 18 Prozent der Jungen die aufziehenden Amselmännchen nicht die Väter. Bigynie wurde nachgewiesen, ist aber selten.

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Amseln gehören zu den Frühbrütern. In Mitteleuropa gibt es die ersten Bruten Ende Februar oder Anfang März. Zwei bis drei Jahresbruten sind hier die Regel, letzte Bruten sind bis Ende August möglich. In manchen Teilen des Verbreitungsgebiets gibt es nur zwei Jahresbruten. Schachtelbruten sind häufig. In Australien und Neuseeland liegt die Brutzeit hauptsächlich zwischen August und Dezember. Im Siedlungsgebiet gibt es insbesondere in milden Wintern gelegentlich Brutversuche und auch erfolgreiche Bruten.

In Mitteleuropa kann bereits im November die Neuformierung von Revieren durch die im Brutgebiet verbliebenen Männchen beginnen. Zu dieser Zeit gibt es vor allem bei Stadtamseln auch bereits erste Anzeichen der Paarbildung. Vor allem erwachsene Männchen verfolgen bereits im Winter bestimmte Weibchen und versuchen Konkurrenten fernzuhalten. Auch ziehende Vögel können bereits verpaart im Brutgebiet eintreffen. In der Regel erfolgt die Paarbildung aber erst im Spätwinter oder Frühling, indem Weibchen ein Männchen mit geeignetem Revier wählen. Erstbrüter siedeln sich im März und April zwischen bereits besetzten Revieren an oder versuchen fremde Brutreviere zu übernehmen.

Heimkehrende Amseln können bereits verpaart im Brutgebiet eintreffen, aber auch bei diesen beginnt die eigentliche Balz in Mitteleuropa typischerweise im März, bei noch unverpaarten Amseln ist sie Bestandteil der Paarbildung. Beim typischen Balzritual, das häufig nach dem morgendlichen Reviergesang stattfindet, läuft das Männchen im „Imponierschritt“ vor dem Weibchen auf und ab. Dabei stolziert es hoch aufgerichtet mit lang gestrecktem Hals, das Kopfgefieder eng angelegt und das Brust- und Bauchgefieder aufgeplustert. Das Intertarsalgelenk des Standbeins wird weitest möglich durchgedrückt, das Schwungbein hochgezogen. Die leicht hängenden Flügel des Männchens zittern und es gibt „ziep“-Laute, Balztriller oder Balzgesang von sich. Einer sich an die Balz anschließenden Kopulation geht meist eine Paarungsaufforderung des Weibchens voraus; es kommt auch zu Kopulationen ohne vorausgehendes Balzritual.

Amseln sind Freibrüter und nisten vorwiegend in Bäumen und Sträuchern, aber auch am Boden. Die Rolle des Männchens bei der Nistplatzwahl ist umstritten. Manche Autoren gehen von einer alleinigen Entscheidung des Weibchens aus, andere nehmen an, dass das Männchen dem Weibchen die in Frage kommenden Nistplätze zeigt oder auf andere Weise mehr oder weniger Einfluss nimmt.

Das Nest wird in der Regel auf einer festen Unterlage errichtet und ist von oben etwas geschützt. Bevorzugt werden halbdunkle Standorte in immergrünen Gehölzen, insbesondere in Nadelbäumen. In natürlichen Habitaten sind Amselnester im Vergleich zu denen der Sing- oder Wacholderdrossel besser versteckt. Auch liegen sie weniger hoch über dem Boden, in weiten Teilen des Verbreitungsgebiets liegt die typische Nesthöhe zwischen 1,5 und 2 Metern. Später im Jahr gebaute Nester liegen durchschnittlich höher, was aber durch die vermehrte Nutzung inzwischen Laub tragender Bäume bedingt ist.

In Siedlungen liegen die Nester tendenziell höher, es werden vielfach mit Kletterpflanzen bewachsene Hausfassaden und Mauern genutzt oder die Nester, wie auch in natürlichen Habitaten, in immergrünen Gehölzen gebaut. Aber auch in Siedlungen sind Nester die Ausnahme, die mehr als sieben Meter über dem Boden liegen. Amseln bauen dort auch – ähnlich dem Hausrotschwanz – Nester auf Balken oder in Nischen. Es gibt Berichte über äußerst merkwürdige Niststandorte, beispielsweise im Motorraum abgestellter Autos, in fahrenden Kränen oder in Leuchtreklame-Schriftzügen – mit einer Vorliebe für runde Buchstaben und einer offensichtlichen Abneigung gegen die Farbe Rot.

Das Weibchen baut das schalenförmige Nest alleine; das Material dazu wird ausschließlich am Boden gesammelt. Zunächst errichtet das Weibchen aus dünnen Zweigen, groben Halmen, Moos und Flechten die Nestbasis, die mit etwas feuchter Erde verfestigt wird. Darauf formt es mit dünnen Halmen, Laub und Moos die Nestmulde. Diese wird anschließend mit Lehm oder feuchtem Schlamm ausgekleidet. Nach einer witterungsabhängigen Trockenpause von 12 bis 24 Stunden kleidet das Weibchen die Mulde mit dünnen Grashalmen und Blättern aus und gibt dieser durch Hin- und Herbewegungen die endgültige Gestalt. Für die Nestbasis werden häufig auch Papier- oder Kunststofffetzen, Textilien oder ähnliches künstliches Nistmaterial verwendet – auch von Waldamseln.

Form und Größe des Nests hängen vom Standort ab: Nester in Astgabeln und Nischen sind kleiner, solche auf flacher Unterlage wie Balken oder Baumstümpfen dagegen größer. Der Außendurchmesser der nicht immer ganz runden Nester liegt im Mittel ungefähr bei 16 Zentimetern, der Durchmesser der Mulde bei 10 Zentimetern. Das Weibchen baut im Mittel zwei bis fünf Tage am Nest, bei Folgebruten kann es auch schneller gehen. Für jede Brut wird meist ein neues Nest gebaut, an geschützten Standorten, besonders in Siedlungen, kann dasselbe Nest aber auch ausgebessert und wieder verwendet werden.

Nach Vollendung des Nestbaues vergehen in der Regel ein bis drei Tage bis zur Ablage des ersten Eies, dann werden die Eier im Abstand von 24 Stunden gelegt. Ein Gelege besteht normalerweise aus vier bis fünf Eiern, zu Beginn und Ende der Brutperiode sind es oft jedoch nur drei oder gelegentlich nur zwei Eier. Größere Gelege mit sechs oder sieben Eiern kommen vor, stammen aber manchmal wohl von mehr als einem Weibchen.

Die Eier sind meist oval bis kurzoval, mitunter leicht elliptisch. Die Grundfarbe frischer Eier ist grün, Farbe und Zeichnung der mäßig glänzenden Eier können aber sehr unterschiedlich sein. Die Größe der Eier europäischer Amseln lässt keine signifikante geografische Variation erkennen, sie liegt im Mittel bei 29,5 × 21,5 Millimeter, das Gewicht bei etwas mehr als sieben Gramm.Es brütet in der Regel nur das Weibchen. Es gibt auch Berichte über brütende Männchen; allerdings sitzt das Männchen bei Abwesenheit des Weibchens manchmal auf oder im Nest und bewacht lediglich das Gelege. Das Weibchen übernachtet normalerweise bereits nach Ablage des zweiten Eies im Nest, brütet aber erst ab dem dritten Ei. Der Vogel verlässt das Nest dann nur noch zur Nahrungsaufnahme, Fütterungen des Weibchens durch das Männchen sind äußerst ungewöhnlich. Die Brutdauer liegt zwischen 10 und 19 Tagen, im Mittel bei 13 Tagen.

Alle Jungen eines Geleges schlüpfen im Regelfall innerhalb von zwei Tagen. Beide Geschlechter beteiligen sich an der Fütterung. Im Normalfall hudert nur das Weibchen, bei Tod des Weibchens kann das Männchen diese Aufgabe übernehmen und auch die Jungenaufzucht erfolgreich zu Ende bringen. Im Mittel werden pro Nestling an einem Tag 16 Gramm Nahrung verfüttert. Zu Beginn der Brutzeit handelt es sich dabei nahezu ausschließlich um tierische Nahrung, später kommen auch Beeren und fleischige Früchte hinzu. Frisch geschlüpfte Nestlinge wiegen 5 bis 7 Gramm, bei Verlassen des Nests nach etwa 13 bis 15 Tagen wiegen sie etwa 65 Gramm.

Nach dem „Ausfliegen“ sind die Jungvögel zunächst nahezu flugunfähig, sie halten sich sehr still und unauffällig in Deckung auf, tagsüber vor allem am Boden. Der Nachwuchs wird zur Betreuung gewöhnlich unter den Eltern aufgeteilt. Im Alter von etwa 18 Tagen können die Jungvögel fliegen, nach 19 bis 32 Tagen sind sie selbstständig. Die Dismigration beginnt im Alter von 7 bis 8 Wochen.

Im Siedlungsgebiet können zwar mehr Bruten pro Jahr erfolgen, der Bruterfolg wird aber durch Störungen durch den Menschen sowie die große Zahl an Hauskatzen beeinträchtigt und ist in ländlichen Gebieten oft größer. In Gebieten, in denen Rabenvögel und insbesondere Elstern zahlreich sind, kann es zu einer Häufung von Gelegeverlusten kommen. Viele Studien belegen einen Zusammenhang zwischen der Verborgenheit des Nests und der Ausfliegerate. Dies wird auch dadurch bestätigt, dass Totalverluste bei niedrigeren Nestständen weniger häufig sind als bei Nestern in mehr als 2,5 Metern Höhe über dem Erdboden, da niedrige Nester für Nesträuber weniger gut zu sehen sind. In Großbritannien schlüpften in 56 Prozent der 1428 untersuchten Nester Junge, aus 41 Prozent dieser Nester flog mindestens ein Jungvogel aus. Im menschlichen Siedlungsgebiet fallen viele Jungamseln nach dem Ausfliegen dem Straßenverkehr oder Katzen zum Opfer.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Außer durch Nahrungsmangel kann die Widerstandskraft der Vögel durch verschiedene Krankheiten oder Parasiten geschwächt sein. Zu den Endoparasiten zählen Saugwürmer, zu den Ektoparasiten beispielsweise die Larven der Fliege Neottiophilum praeustum, die im Nistmaterial leben und sich vom Blut der Nestlinge ernähren.

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Das Usutu-Virus, das zuvor nur aus Afrika bekannt war und zu den durch Stechmücken übertragenen Flaviviren gehört, verursacht seit 2001 in einzelnen Teilen des mitteleuropäischen Verbreitungsgebiets ein auffälliges Vogelsterben. Da die Amsel die überwiegend betroffene Art ist, wird auch vom „Amselsterben“ gesprochen. Erstmals trat das Amselsterben 2001 in der Nähe von Wien auf, breitete sich dann auch auf Ungarn, die Schweiz und Italien aus. Im Sommer 2011 wurde das Usutu-Virus auch als Ursache zahlreicher verendeter Tiere in der nördlichen Oberrheinischen Tiefebene in Deutschland nachgewiesen. Es wird angenommen, dass dort einige 100.000 Individuen betroffen waren. In Österreich, wo das Virus 2001 erstmals auftrat, gingen seit 2004 die Todesfälle zurück und die Bestände hatten sich 2006 wieder normalisiert, was offensichtlich darauf zurückzuführen war, dass die österreichischen Vögel mittlerweile eine Herdenimmunität entwickelt hatten. Nach einer ähnlichen epidemiologischen Entwicklung in der Rheinebene und einigen Jahren ohne größere Ausbrüche traten 2016 dort wieder vermehrt Fälle auf, zudem auch in Frankreich, Belgien und den östlichen Niederlanden. Man geht aber davon aus, dass es bei einem solchen wiederholten Auftreten am selben Ort nicht mehr zu einem Massensterben wie beim Erstauftreten kommt, stattdessen ist zu erwarten, dass es in solchen Gebieten zu sich zyklisch wiederholenden Ausbrüchen kommt, wenn eine Amsel-Generation mit erworbener Resistenz von der nächsten Generation abgelöst wird. Im Jahr 2017 und im Hitzesommer 2018 hat sich in Deutschland das Virus weiter nach Norden ausgebreitet, besonders viele Meldungen kamen aus Niedersachsen. Wie zu erwarten erkranken besonders viele Vögel in den Regionen, in denen das Virus erstmals auftrat. Nach dem Stand von Mitte August des Jahres 2019 hat nach Feststellungen des Nabu die Zahl der in Deutschland gemeldeten Verdachtsfälle im Vergleich zum Vorjahreszeitraum abgenommen.

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Populationszahl

Wahrscheinlich schon im 18. Jahrhundert, vor allem aber während des 19. Jahrhunderts hat der Amselbestand durch Arealerweiterung, Besiedlung neuer Lebensräume und durch eine Erhöhung der Siedlungsdichte erheblich zugenommen. Allein das europäische Brutgebiet wird heute auf acht Millionen Quadratkilometer geschätzt, der Bestand auf 40 bis 82 Millionen Brutpaare. Daraus kann eine etwa dreimal so große Zahl an Individuen abgeleitet werden. Da Europa mehr als die Hälfte des weltweiten Brutgebiets der Art umfasst, lässt sich darauf basierend der weltweite Bestand grob mit 160 bis 490 Millionen Individuen veranschlagen. In Deutschland ist die Amsel mit 7,9 bis 9,5 Millionen Brutpaaren im Jahr 2016 neben dem Buchfink der häufigste Brutvogel. Die Bestände nahmen in den letzten zehn Jahren des 20. Jahrhunderts in den meisten Ländern Europas zu, vor allem in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Italien. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die Bestandszahlen stabil, die Art gilt somit als ungefährdet. Das war nicht immer so: In den 1970er Jahren gab es regional in der britischen Population Bestandseinbrüche von 20 bis 30 Prozent. Dies wird hauptsächlich der Intensivierung der Landwirtschaft zugeschrieben, denn die Rückgänge waren in landwirtschaftlichen Gebieten größer als anderswo. Auch könnte der Einsatz von Pestiziden das Nahrungsangebot entscheidend vermindert haben.

Lustige Fakten für Kinder

  • Die Amsel gibt je nach Situation mehrere verschiedene Rufe von sich. Wenn sie gestört wird, gibt sie ein leises, langsam wiederholtes "tchuc" von sich, und wenn sie alarmiert ist, stößt sie ein schrilles, schnell wiederholtes "tink-tink-tink" aus, das hysterisch werden kann, wenn sie es mit einem gefährlichen Prädator zu tun hat.
  • Wenn vier Küken schlüpfen, kümmert sich jedes Amsel-Elternteil um zwei von ihnen in seinem Revier, in zwei verschiedenen Gebieten.
  • Die Balzgesänge der männlichen Amseln sind sehr schön, mit klaren und flüssigen Tönen. Die Gesänge variieren von Vogel zu Vogel, aber mit ähnlichen musikalischen Phrasen.
  • Amseln singen gerne nach Regen.
  • Shakespeare nannte Amseln 'Ousels' und erwähnte sie in Heinrich IV., Teil 2, und in Ein Sommernachtstraum.
  • Forschungen aus dem Jahr 2013 zeigen, dass Amseln in der Stadt durch die Beleuchtung früher brüten als auf dem Land.

Coloring Pages

Referenzen

1. Amsel artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Amsel
2. Amsel auf der Website der Roten Liste der IUCN - http://www.iucnredlist.org/details/103888106/0
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/707743

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