Steinkauz
Reich
Stamm
Klasse
Ordnung
Gattung
SPEZIES
Athene noctua
Populationsgrösse
5-10 Mlnlnn
Lebensdauer
3-15 years
Gewicht
180
6
goz
g oz 
Länge
22
9
cminch
cm inch 
Spannweite
56
22
cminch
cm inch 

Der Steinkauz (Athene noctua) ist eine kleine, kurzschwänzige Eulenart aus der Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae). Das Verbreitungsgebiet des Steinkauzes erstreckt sich über Eurasien und Nordafrika. Er ist ein charakteristischer Bewohner der Baumsteppe mit spärlicher oder niedriger Vegetation und jagt bevorzugt auf dem Boden. Ein einmal gewähltes Revier besetzt er meist über mehrere Jahre und zum Teil sogar lebenslang.

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Der Steinkauz galt bereits im antiken Griechenland als Vogel der Weisheit und war Sinnbild der Göttin Athene. Darauf verweist auch der wissenschaftliche Name, der übersetzt „nächtliche Athene“ bedeutet. Deswegen bezieht sich die Redewendung Eulen nach Athen tragen auf den Steinkauz bzw. seine Abbildung auf antiken Drachme-Münzen. Im deutschen Sprachraum ist der Name „Steinkauz“ Hinweis darauf, dass diese Eulenart nicht nur in Baumhöhlen, sondern auch in Scheunen, Kapellen und Weinkellern aus Stein brütet. In Mitteleuropa gehen die Steinkauzbestände seit einigen Jahrzehnten stark zurück. Hauptursache dieses Rückgangs ist die Zerstörung von Lebensräumen, die dem Steinkauz geeignete Umweltbedingungen bieten.

1972 war der Steinkauz Vogel des Jahres in Deutschland. In der Schweiz wurde er für 2021 zum Vogel des Jahres gewählt.

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Te

Temporaler Spezialist

Fl

Fleischfresser

Ba

Baumbewohner

Ne

Nesthocker

Te

Terrestrisch

Re

Revier

Ov

Oviparie

La

Lauerjäger

Ve

Verfolgungsjäger

Mo

Monogam

Al

Allgemein solitär

Ke

Keine Tierwanderung

L

beginnt mit

Aussehen

Der Steinkauz hat einen flachen Kopf, einen plumpen, kompakten Körper und einen kurzen Schwanz. Die Gesichtsscheibe ist oberhalb der Augen abgeflacht und verleiht dem Vogel einen stirnrunzelnden Ausdruck. Das Gefieder ist graubraun, gefleckt, gestreift und mit weißen Streifen versehen. Die Unterseite ist blass und mit einer dunkleren Farbe gestreift. Der Steinkauz hat einen großen Kopf, lange Beine und gelbe Augen, und seine weißen "Augenbrauen" verleihen ihm einen strengen Ausdruck. Jungtiere sind blasser und haben nicht die weißen Kronenflecken der Erwachsenen. Diese Art hat einen hüpfenden Flug wie ein Specht. Die Mauser beginnt im Juli und dauert bis November, wobei das Männchen vor dem Weibchen beginnt.

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Verteilung

Erdkunde

Neben einem begrenzten Südausläufer in die äthiopische Region ist der Steinkauz transpaläarktisch verbreitet. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt zwischen 22° und 51° N. Die nördliche Verbreitungsgrenze entspricht annähernd der 17-°C-Juli-Isotherme, die südliche annähernd der von 31 °C.

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In west-östlicher Richtung erstreckt sich das Verbreitungsgebiet von der Atlantikküste Großbritanniens bis zur Koreanischen Halbinsel und dem Nordosten Chinas. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft durch Belgien, Holland, Dänemark, Lettland, die Region von Pskow und Moskau sowie Meschtschora. Steinkäuze kommen in dieser Region noch nördlich des 56° N vor. Im Uralgebirge ist der 54° N und in Kasachstan der 49° N jeweils die nördliche Verbreitungsgrenze. In östlicher Richtung verläuft die Verbreitungsgrenze weiter entlang des Altai- und dem Tannu-ola-Gebirge, durch den Südwesten Dauriens und den Nordosten der Mongolei.

Steinkäuze kommen im gesamten Mittelmeerraum vor. Im Westen Afrikas überschreitet ihr Verbreitungsgebiet sogar den 22° N in südlicher Richtung. Sie besiedeln außerdem den Norden und Nordosten von Afrika, Teile der Arabischen Halbinsel, den Süden des Sudans und den Norden Somalias. In Asien verläuft die südliche Verbreitungsgrenze durch den Nordosten Pakistans, den Süden Tibets. In Zentral- und Ostchina ist der 35° N die südliche Verbreitungsgrenze.

In Neuseeland wurde die Art zwischen 1906 und 1910 in der Region Otago eingebürgert. Man wollte damit den Bestand der eingeführten europäischen Singvögel regulieren, die sich teils sehr stark dort verbreiteten. Dies erwies sich als Fehlschlag, da Singvögel am Beutespektrum des Steinkauzes nur einen geringen Anteil haben. Mittlerweile ist der Steinkauz auf der gesamten Südinsel verbreitet.

Der Steinkauz bevorzugt als Lebensraum offenes, reich strukturiertes Gelände mit einem großen Angebot an Bruthöhlen, Tagesverstecken und Sitzwarten und einer ganzjährig niedrigen kurzen Vegetation. Diese Lebensraumansprüche werden von einer Vielzahl natürlicher sowie von Menschen stark gestalteter Landschaften erfüllt.

In Mitteleuropa ist der Steinkauz ein Brutvogel waldfreien Tieflands und brütet nur selten in Höhenlagen über 600 Höhenmetern. In den südlichen Regionen seines Verbreitungsgebietes brütet der Steinkauz jedoch auch im Gebirge. So kommt er in den Pyrenäen noch in 1.200 Metern über NN vor und brütet stellenweise in der südspanischen Sierra Nevada noch in Höhenlagen von 2.300 Metern. In Innerasien siedeln Steinkäuze sogar noch in Höhenlagen zwischen 4.000 und 4.700 Höhenmetern. Da der Steinkauz ein ausgesprochener Standvogel ist und sein Revier auch bei anhaltend hohen Schneelagen und Kälteperioden nicht verlässt, sind hohe winterliche Schneelagen eine Ausbreitungsbarriere.

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Steinkauz Lebensraum-Karte
Steinkauz Lebensraum-Karte
Steinkauz
Public Domain Mark

Gewohnheiten und Lebensstil

Der Steinkauz legt kurze Strecken in einem gradlinigen Ruderflug zurück, während bei weiten Strecken ein spechtartiger Wellenflug charakteristisch ist. Jagende Steinkäuze zeigen außerdem Rüttel- und Gleitflüge. Steinkäuze fliegen meistens knapp oberhalb der Bodenoberfläche. Bei Steinkäuzen, die von einer höheren Warte auffliegen und dann erneut aufbaumen, entsteht dadurch eine U-förmige Fluglinie. Vor dem Abflug von einer Warte zeigen sie häufig ein erregungsbedingtes Treteln am Platz. Da das Körpergewicht in Relation zu den Flügelflächen hoch und die Schwungfedern relativ kurz und hart sind, ist anders als bei den ausgesprochen nachtaktiven Eulenarten der Flug des Steinkauzes nicht geräuschlos und für den Menschen aus der Nähe hörbar. Ein gezielt eingesetztes Flügelklatschen, wie es bei der Waldohreule, dem Kaninchen- und dem Raufußkauz vorkommt, fehlt dagegen.

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Steinkäuze bewegen sich sehr häufig auf dem Boden fort. Sie sind in der Lage, so schnell zu rennen, dass sie auch eine flüchtende Feldmaus einholen. Sie laufen dann mit sehr langbeinigen Schritten und schalten gelegentlich auch kürzere Sprünge ein, während sie bei einer langsameren Fortbewegung eher in kurzen Schritten trippeln.Steinkäuze können während des Tages häufig freisitzend auf Schornsteinen, Zaunpfählen, Felsblöcken, Leitungsdrähten oder Masten beobachtet werden. Ruhende Steinkäuze plustern ihr Gefieder häufig locker auf und ziehen den flachgeformten Kopf ein, so dass sie kugelförmig wirken. Bei leichtem Regen spreizen sie ihre Flügel weit ab und sträuben das Gefieder. Gelegentlich kann man sie dabei beobachten, wie sie sich sonnen. Dabei werden die Flügel schlaff geöffnet, das Gefieder ist geplustert und das Gesicht der Sonne zugewendet. Ein sich nähernder Mensch wird vom Steinkauz häufig mit kurzen ruckartigen Kopfbewegungen fixiert. Ähnlich wie bei Feindbegegnungen zeigt der Steinkauz außerdem häufig ein sogenanntes Vertikalknicksen, bei dem sich der Kauz in eine fast waagerechte Körperhaltung duckt und sich dann mit durchgestreckten Fersen aufrichtet.

Der Steinkauz ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Er jagt gewöhnlich jeweils ein bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang. Während der Nestlingszeit ist er wegen des erhöhten Beutebedarfs regelmäßig auch tagaktiv. Die Beute wird primär optisch wahrgenommen. Der Steinkauz reagiert aber auch auf akustische Reize wie etwa das Fiepen von Mäusen. Die Jagdmethode, die er anwendet, ist abhängig vom Vegetationstyp. Ist der Bewuchs niedrig, dann jagt er gewöhnlich direkt vom Boden aus oder von einer sehr niedrigen Ansitzwarte wie einem Stein oder Erdhügel. Entdeckt er beispielsweise einen Käfer oder eine Maus, dann nähert er sich seiner Beute meist zunächst mit einem kurzen Flug knapp über dem Boden und folgt ihr dann entweder in einem schnellen Lauf oder mit einigen Hüpfern. Regenwürmer werden fast immer direkt vom Boden aus erbeutet. Ist die Vegetation etwas höher, so dass der Steinkauz auf dem Boden nicht ungehindert laufen kann, spielt die Ansitzjagd eine größere Rolle. Auch Rüttel- und Gleitflüge sind belegt. Getötet wird die Beute durch einen gezielten Kopf- oder Genickbiss.

In Sommernächten jagt der Steinkauz auch im Umfeld von Straßenlaternen und gut beleuchteten Häusern und Höfen nach Insekten, die vom Licht angezogen werden. Seine Hauptbeute sind hier überwiegend Motten. Steinkäuze sind aber auch in der Lage, Fledermäuse zu greifen, und sie rauben Eier und Jungvögel aus Vogelnestern wie denen von Staren und Haus- und Feldsperlingen. In Russland und Kasachstan hat man beobachtet, dass Steinkäuze regelmäßig die Baue von Rennmäusen nach potentieller Beute patrouillieren. Einzelne Baue werden von den Steinkäuzen als Nahrungsdepots genutzt, wenn sie mehr Beute fangen, als sie verzehren. Vereinzelt dienen Rennmausbaue auch als Nistplatz der Steinkäuze. Steinkäuze, die so einen Großteil ihrer Beute finden, zeigen am Gefieder von Kopf, Schulter und Rücken sehr deutliche Abnutzungsspuren.

Bei Schneedecken von bis zu drei Zentimeter Dicke ist der Jagderfolg von Steinkäuzen auf Nagetiere verglichen zu schneefreien Jahreszeiten höher, da diese Schneedecke zu dünn ist, als dass Nagetiere unterhalb der Schneeoberfläche Gänge graben könnten, und da sie gegen den weißen Untergrund besser sichtbar sind. Bei sieben bis neun Zentimeter tiefem Neuschnee dagegen sinkt der Jagderfolg von Steinkäuzen deutlich, weil sich Nagetiere dann überwiegend unter der Schneeoberfläche aufhalten. Besteht über mehr als drei Wochen eine dichte und hohe Schneedecke, steigt die Mortalitätsrate stark an.

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Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Steinkäuze haben einen täglichen Nahrungsbedarf von 59 bis 75 Gramm bei einer Umgebungstemperatur von 0 °C und einen Bedarf von 23 bis 30 Gramm bei 30 °C. Das Nahrungsspektrum ist sehr breit und reicht von Käfern, Regenwürmern und Grillen bis zu Mäusen, Kleinvögeln, Amphibien und Reptilien. Die Nahrungszusammensetzung variiert in Abhängigkeit von Jahreszeit und geographischer Verbreitung, und das Nahrungsspektrum eines einzelnen Steinkauzes ist umso größer, je größer die Biodiversität des jeweiligen Lebensraumes ist. Unabhängig von Jahreszeit und Verbreitungsgebiet bilden kleine Säugetiere bewertet nach Biomasse und Energiegewinn die Hauptbeute des Steinkauzes. Präferiert werden kleine Nagetiere mit einem Körpergewicht von 10 bis 30 Gramm. In Mitteleuropa ist das wichtigste Beutetier die Gemeine Feldmaus, und eine Reihe von Studien weist einen Zusammenhang zwischen dem Bruterfolg des Steinkauzes und der Größe der Feldmauspopulationen nach. Selbst in Südfrankreich, wo diese Art nur 6,5 Prozent der Beutetiere ausmacht, entfallen auf sie 50 Prozent der Biomasse der Nahrung der Steinkäuze. In Asien spielen andere Vertreter der artenreichen Unterfamilie der Wühlmäuse ebenfalls eine große Rolle. Weitere wichtige Beutetiere sind Rennmäuse und insbesondere in China der Graue Zwerghamster. Kleinvögel können insbesondere bei Schneelagen und einem Zusammenbruch der Mäusepopulation eine größere Rolle spielen. Geschlagen werden bevorzugt solche Arten, die sich zur Nahrungssuche am Boden aufhalten wie beispielsweise Stare, Drosseln, Sperlinge und Lerchen. Daneben raubt der Steinkauz gelegentlich Jungvögel aus ihren Nestern. Regional können auch Frösche und Eidechsen eine Bedeutung im Nahrungsspektrum des Steinkauzes haben.

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Studien aus Flandern und Nordfrankreich weisen zwar einen hohen Anteil von Regenwürmern in der Nahrung der dort vorkommenden Steinkäuze nach. Dies wird jedoch auf das stark verringerte Angebot zurückgeführt, das Steinkäuze in diesen intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen vorfinden. Es wird angenommen, dass solche gezwungenermaßen zu Nahrungsspezialisten gewordene Populationen in ihrem Bestand besonders gefährdet sind.

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Ernährung Fleischfresser

Paarungsgewohnheiten

PAARUNGSVERHALTEN

Ein Steinkauzjahr lässt sich in folgende Phasen gliedern:

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  • brutzeitlich-territoriale Balzphase
  • sexuelle Balzphase
  • Brut- und Aufzuchtperiode
  • Ruhe- und Mauserphase
  • außerbrutzeitlich-territoriale Balzphase, auch Herbstbalz genannt
  • winterliche Ruhephase

Bereits in der winterlichen Ruhephase beginnt die Anpaarung. In Mitteleuropa übertagen etablierte Steinkauzpaare bereits ab Dezember gemeinsam in den Nisthöhlen.

Die Bereitschaft des Steinkauzes, sein Revier zu verteidigen, sinkt nach der erfolgreichen Aufzucht der Jungvögel und der Herbstbalz. Sie verstärkt sich erst wieder mit dem Beginn der Balzzeit. Das Männchen patrouilliert zu Beginn der Fortpflanzungszeit verstärkt die Grenzen des Revieres und lässt in dieser Zeit häufig seine lauten guhg-Rufe hören, was sowohl anderen Männchen die Grenzen des eigenen Reviers anzeigt als auch gegenüber den Weibchen als Kontaktruf dient. In Mitteleuropa reagieren Revierinhaber auf Klangattrappen dieser guhg-Rufe vor allem im Zeitraum von Februar bis Anfang April. Eindringlinge werden vom Revierinhaber vertrieben, indem sie direkt angeflogen und unter lautem Keckern bis zur Territoriumsgrenze verfolgt werden.

Sobald das Weibchen auf den Kontaktruf reagiert, kommt es zu Verhaltensweisen, die primär der Festigung der Paarbeziehung dienen. Die Rufe und Gesänge sind in Anwesenheit eines Partners deutlich verhaltener. Häufig rufen Männchen und Weibchen neben einfachen Reviergesängen wechselnd Lock-, Bettel- und Erregungslaute. Hinzu kommen ein gegenseitiges Beknabbern und Kraulen sowie demonstrative gemeinsame Revierflüge. Sie suchen dabei bevorzugt Sitzwarten auf, die von dem Paar auch während des übrigen Jahres häufig genutzt werden. Charakteristisch ist, dass das Weibchen dort bettelnde Laute von sich gibt. Das Männchen übergibt dem Weibchen als Reaktion auf diese Bettellaute Beutetiere. Die Anzahl der übergebenen Beutetiere hat einen Einfluss auf den Reproduktionserfolg des Paares: Weibchen speichern in dieser Zeit Depotfett, das sie für die Eiproduktion und das anschließende Brutgeschäft benötigen. Dieses Verhalten wird zunehmend intensiver und setzt sich im Besuch möglicher Nistplätze und einer zunehmenden Anzahl von Begattungen fort. Es kommt dabei zu bis zu vier Begattungen pro Nacht. Bei der Begattung steigt das Männchen auf den Rücken des Weibchens. Im Schnitt verbleibt er bis zu 30 Sekunden auf dem Rücken des Weibchens. Der eigentliche Akt dagegen dauert im Schnitt nur 3,1 Sekunden.

Männchen zeigen dem Weibchen innerhalb des Reviers mehrere zum Nisten geeignete Plätze an. Die eigentliche Nistplatzwahl scheint jedoch das Weibchen zu treffen. Etablierte Paare nutzen ihre Bruthöhlen bereits mit dem Beginn der Anpaarungsphase. Steinkäuze, die sich ein Revier neu aussuchen, besetzen ihre Bruthöhlen erst nach dem Ende der winterlichen Ruhephase.

Steinkäuze sind sehr anpassungsfähig, was ihre Nistplätze betrifft. Die Nistkammer muss lediglich groß genug sein, um die Eier und später die Jungvögel zu fassen. Sie muss der Brut hinreichend Schutz vor Wind und Regen bieten und möglichst dunkel sein. Der Eingang sollte zwar für Steinkäuze einfach zugänglich sein, aber einen hinreichenden Schutz vor Beutegreifern bieten. In Mittel- und Westeuropa nutzen Steinkäuze bevorzugt Baumhöhlen als Nistplatz. Der Anteil der Baumbruten beträgt in Großbritannien 92 %, am unteren Niederrhein 85,3 % und in Frankreich 80 %. Es dominieren dabei nur einige wenige Baumarten. Obstbäume spielen eine große Rolle, daneben werden Höhlen in Weiden, Pappeln, Linden und Eichen genutzt. Leerstehende Gehöfte, Scheunen, Kapellen und gelegentlich auch bewohnte Häuser und Ställe werden vom Steinkauz gleichfalls als Nistplatz genutzt. Hier brütet er typischerweise auf Dachböden, in Hohlräumen von Zwischendecken oder in unter Dachvorsprüngen angebrachten Nistkästen.

Steinkäuze tragen kein Nistmaterial ein. Die Nestbauaktivitäten beschränken sich auf ein Säubern der Höhle und Scharren einer Mulde am Boden der Höhle. Dohlen, Stare und Feldsperlinge sind Nistplatzkonkurrenten des Steinkauzes. Bei Bruten in Kopfweiden kann es sogar zu einer Konkurrenz mit Stockenten kommen.

Die Reproduktionsrate von Steinkäuzen ist wegen der sehr wenigen Nachgelege, der verhältnismäßig geringen Schlupfrate und der Sterblichkeit der Nestlinge nicht hoch. Zum Ausgleich der Sterblichkeitsrate der Art müsste jedes Brutpaar zwischen 1,7 und 2,34 flügge Junge pro Jahr großziehen, um den Bestand stabil zu halten. Tatsächlich bewegt sich in Europa die langfristige Reproduktionsrate zwischen diesen beiden Werten.

Aus etwa 13 Prozent der Eier schlüpfen keine Nestlinge. 4,5 Prozent der geschlüpften Nestlinge gehen ein, bevor sie flügge werden. Sogar über 70 Prozent der Steinkäuze sterben im ersten Lebensjahr. Die durchschnittliche Lebenserwartung für weibliche Steinkäuze liegt bei vier Jahren. Die für Männchen liegt etwas darunter. Das Höchstalter für freilebende Steinkäuze beträgt 15 Jahre. In Gefangenschaft gehaltene Steinkäuze erreichten ein Lebensalter von 18 Jahren.

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POPULATION

Populationsgefährdung

Zu den Fressfeinden des Steinkauzes zählen alle größeren Eulenarten, eine Reihe von Greifvögeln und carnivore Säugetiere wie der Marder sowie streunende Hauskatzen. Verschiedene Studien belegen, dass der Steinmarder einer der wesentlichen Prädatoren des Steinkauzes ist. Er ist ein Nahrungsgeneralist, der als geschickter Kletterer Steinkauzhöhlen erreicht und Eier und Nestlinge frisst und gelegentlich auch adulte Steinkäuze erjagt. Unter den Eulen sind insbesondere Uhu, Waldkauz und Waldohreule Fressfeinde des Steinkauzes. Eine große Rolle als Beutegreifer spielt zudem der Waldkauz, der sowohl Nistplatz- als auch Nahrungskonkurrent ist. Zu den Greifvögeln, die Steinkäuze erbeuten, zählen Habicht, Rotmilan, Wanderfalke und Mäusebussard. Gelege werden bisweilen von Elstern und Dohlen gefressen.

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Das Wetter hat einen wesentlichen Einfluss auf den Bruterfolg von Steinkäuzen. Vor der Eiablage führt tagelanger Regen zu einer unterdurchschnittlichen Gelegegröße, da die Weibchen dann weniger jagen und entsprechend einen weniger guten Ernährungszustand haben. Lang anhaltender Regen im Mai und Juni führt zu einer erhöhten Sterblichkeit unter Nestlingen. Einen besonders starken Einfluss auf den Steinkauzbestand eines Gebietes haben jedoch kalte und schneereiche Winter. Der Anteil des Depotfetts am Körpergewicht ist bei Steinkäuzen höher als bei Schleiereulen, und sie sind daher besser als diese gleichfalls standorttreue Eulenart in der Lage, Schlechtwetterperioden zu überstehen. Bei lange bestehenden hohen Schneedecken verhungern Steinkäuze jedoch. In Deutschland waren nach den strengen Wintern 1978/79 und 1985/86 30 beziehungsweise 38 Prozent der Steinkauznistplätze nicht mehr besetzt.

Steinkäuze fallen verhältnismäßig oft dem Straßenverkehr zum Opfer, da sie bevorzugt am Boden jagen und beim Wechsel zwischen Jagdwarten meist sehr niedrig über dem Boden fliegen. Von je 100 aufgefundenen toten Steinkäuzen waren zwischen 34 (Belgien, 2001) und 50 (Großbritannien, 1991–1996) überfahren worden. Diese Zahlen überschätzen zwar den Anteil der Steinkäuze, die auf diese Weise den Tod finden, da sie einfacher aufzufinden sind als Steinkäuze, die von Beutegreifern geschlagen werden oder verhungern. Sie sind aber ein deutlicher Hinweis darauf, dass zunehmender Verkehr und eine größere Straßendichte einen negativen Einfluss auf die Steinkauzpopulation haben. Diese Aussage wird auch von Langzeitauswertungen unterstützt, wie sie beispielsweise für Großbritannien vorliegen. So betrug der Anteil an Verkehrsopfern unter tot aufgefundenen Steinkäuzen zwischen 1910 und 1954 lediglich sechs Prozent und lag für den Zeitraum 1963 bis 1970 bei 35 Prozent, bevor er auf die oben zitierten 50 Prozent für 1991 bis 1996 anstieg.

Weitere anthropogene Faktoren, die zur Erhöhung der Mortalität von Steinkäuzen beitragen, sind die Belastungen mit Rodentiziden und Anthelminthika, die sich in Beutetieren der Steinkäuze akkumuliert haben. Auch Schwermetalle wie Cadmium und Blei reichern sich über die Nahrungskette in Steinkäuzen an.

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Populationszahl

Grundsätzlich sind die Bestände in Zentral- und Westeuropa auf Grund von Habitatverlusten zurückgegangen, so dass die Art in diesen Ländern partiell sehr selten ist. Dagegen ist der Steinkauz im Mittelmeerraum sowie in großen Teilen seines asiatischen Verbreitungsgebietes eine weitverbreitete bis häufige Art. Die Annahmen für den weltweiten Bestand gehen weit auseinander. Dries Nieuwenhuyse, Jean-Claude Génot und David H. Johnson gehen in ihrer Steinkauz-Monographie für das Jahr 2004 von weltweit 235.000 bis knapp 650.000 Brutpaaren aus. BirdLife International schätzte dagegen für dasselbe Jahr den weltweiten Brutbestand auf 556.000 bis 1.267.900 Brutpaare.

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Auf der Insel Großbritannien war der Steinkauz bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ein seltener Irrgast. Die Eule wurde erst in den 1870er und 80er Jahren gezielt angesiedelt. Bereits zur Wende ins 20. Jahrhundert gab es im Südosten Englands und im Osten der Midlands zwei große Brutpopulationen. Verstärkt durch weitere Ansiedelungen haben Steinkäuze insbesondere während der Jahre 1910 bis 1930 den größten Teil der britischen Insel besiedelt. In Südengland ist er heute eine charakteristische Art ländlicher Gebiete. Lediglich nördlich der Linie Edinburgh-Glasgow haben sich Steinkäuze bislang nicht etablieren können. Die gesamte britische Population wird auf 4.000 bis 8.500 Brutpaare geschätzt.

In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2020 wird die Art in der Kategorie V (Vorwarnliste) geführt. Der Gesamtbestand wird für die Jahre 2011 bis 2016 auf 7.550 bis 8.500 Brutpaare geschätzt. Nordrhein-Westfalen beherbergt ca. 76 % des deutschen Bestandes. Große Populationen leben in den kopfbaumreichen Niederungsgebieten Westfalens, am ebenfalls kopfbaumreichen unteren Niederrhein sowie in der westlichen Jülicher Börde, wo es zahlreiche beweidete Obstwiesen gibt. Hessen weist die zweitgrößte Brutpopulation Deutschlands auf und kann, anders als Nordrhein-Westfalen, eine leichte Bestandszunahme über die letzten 25 Jahre verzeichnen. In Bayern dagegen gilt der Steinkauz als sehr seltener Brutvogel. Nach jahrzehntelangem Rückzug aus ehemaligen Brutgebieten konnte sich der auf Unterfranken reduzierte Bestand durch Artenschutzmaßnahmen wieder vergrößern.

In der Schweiz ist der Steinkauz eine mittlerweile seltene Art, deren Verbreitung auf die Regionen Ajoie (17 Brutpaare), den Kanton Genf (30 bis 40 Brutpaare) und den Kanton Tessin (weniger als 10 Brutpaare) begrenzt ist.

Luxemburg gehört zu den Ländern mit einem dramatischen Bestandseinbruch. Hier lebten in den 1960er Jahren noch 3.400 bis 4.200 Brutpaare. Für 2006 waren es dagegen nur noch 15 bis 20 Brutpaare, die im äußersten Norden sowie im Süden von Luxemburg brüten. Luxemburg gilt als eines der Länder, wo die Art vermutlich vollständig verschwinden wird. Einen ähnlich negativen Bestandsverlauf gibt es für Österreich. Steinkäuze waren in Österreich noch bis in die 1970er Jahre häufig. Der Brutbestand wird mittlerweile auf nur noch 70 bis 100 Paare geschätzt, die überwiegend im Weinviertel in Niederösterreich vorkommen. Diese Region ist von traditionellem Weinanbau geprägt, und viele Steinkäuze nutzen alte Weinkeller als Nistplatz.

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Lustige Fakten für Kinder

  • Der Steinkauz ist eng mit der griechischen Göttin Athene und der römischen Göttin Minerva verbunden und steht daher für Weisheit und Wissen.
  • Der Gattungsname des Steinkauzes, Athene, erinnert an die Göttin, deren ursprüngliche Rolle als Göttin der Nacht die Verbindung zu einer Eule erklären könnte.
  • Steinkäuze können grüne, gelbe und blaue Farben sehen und sind in der Lage, zwischen verschiedenen Grautönen zu unterscheiden, was ihnen hilft, nachts besser zu sehen.
  • Im Flug sehen Steinkäuze wie Spechte aus.
  • Die Mauser des Steinkauzes dauert von Juli bis November und die Männchen beginnen in der Regel vor den Weibchen.
  • Männliche Steinkäuze verteidigen ihr Revier aktiver gegen merkwürdige Männchen als benachbarte Männchen; Steinkäuze sind sogar in der Lage, vertraute Vögel an der Stimme zu erkennen.
  • Wenn sie gestört werden, beginnen Steinkäuze, mit dem Kopf auf und ab zu wippen.

Referenzen

1. Steinkauz artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Steinkauz
2. Steinkauz auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22689328/155470112
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/705166

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