Zwergschnepfe
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Lymnocryptes minimus

Die Zwergschnepfe (Lymnocryptes minimus) ist eine sehr kleine Vogelart aus der Familie der Schnepfenvögel (Scolopacidae). Sie ist die einzige Art der Gattung Lymnocryptes. Ihre geschlossene Brutverbreitung reicht vom Nordosten Fennoskandiens und dem nordwestlichen Russland durch die Taigazone bis in den Osten Sibiriens. Sie brütet dort in offenen Sümpfen, Flussauen und Mooren. Zerstreute Brutvorkommen gibt es auch schon im Südwesten Skandinaviens und im östlichen Mitteleuropa, wo die Art vermutlich bis ins 19. Jahrhundert noch weiter verbreitet vorkam.

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Die Zwergschnepfe ist ein Zugvogel, der zwischen September und November südwärts zieht und von Mittel- und Westeuropa südwärts bis in die Tropen überwintert. Die Rückkehr in die Brutgebiete erfolgt zwischen April und Mai. Europa wird auf dem Zug in breiter Front überquert und einzelne Durchzügler oder Überwinterer sind in geeigneten Habitaten überall auch an sehr kleinen Gewässern zu finden. Sie werden jedoch aufgrund ihrer guten Tarnung und der versteckten Lebensweise oft übersehen.

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Aussehen

Die Zwergschnepfe ist mit 17 bis 19 cm Körperlänge, von der 36 bis 43 mm auf den Schnabel entfallen, deutlich kleiner als eine Bekassine und in der Größe etwa mit einer Feldlerche vergleichbar. Sie ist weltweit die kleinste der im engeren Sinne als „Schnepfen“ bezeichneten Arten. Das Gewicht liegt meist zwischen 35 und 73 g mit Extremwerten zwischen 28 und 106 g. Die Flügelspannweite beträgt zwischen 34 und 42 cm. Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich nicht, doch weist das Männchen in vielen Merkmalen größere Durchschnittswerte auf. Beim Weibchen ist hingegen der Schnabel durchschnittlich länger.

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Bei adulten Vögeln ist der Scheitel, der mit einem spitzen Winkel an der Oberschnabelbasis beginnt und in den Nacken reicht, glänzend schwarzbraun mit hellerer Fleckung. Der breite, hellgelbe Überaugenstreif reicht bis zur Augenmitte herab und schließt einen schmaleren, schwärzlichen Strich über dem Auge komplett ein. Ein schwarzer Augenstreif beginnt vor dem Auge als sehr breiter Zügel und setzt sich hinter dem Auge, das recht weit hinten an den Kopfseiten sitzt, schmaler fort und läuft in einen größeren, dunklen Fleck auf den Ohrdecken. Über die unteren Kopfseiten, die wie Kinn und Kehle weißlich beige sind, verläuft längs ein diffuser Wangenstreif. Hals, Brust und vordere Flanken sind verwaschen bräunlich getönt mit kräftiger, dunkler Längsstrichelung an Halsseiten, mittlerer Halspartie, Brust und Flanken. Bauch und Unterschwanz sind weiß mit einigen mittig rötlichbraun gestreiften Unterschwanzdecken. Der Nacken ist fleckig braun-graubraun gefärbt und mit ebenfalls fleckig mit hellen Spitzensäumen durchsetzt. Der Rücken ist überwiegend schwarz mit grünem bis purpurfarbenem metallischen Glanz. Darüber verlaufen längs vier markant hervortretende, hell gelbliche Bänder, die durch die Säume der Außenfahnen gebildet werden. Die einzelnen Federn des Rückens, der Schultern und der Oberschwanzdecken sind rötlich braun gemustert und zeigen schmale, weißliche Spitzensäume. Die Hand- und Armschwingen sind dunkel bräunlich mit einem breiten, weißen Spitzensaum an den Armschwingen. Die innersten Armschwingen sind auf der Außenfahne hell rostbraun mit schwarzer Fleckung. Die Großen Armdecken sind dunkel bräunlich mit weißlich hellem Spitzensaum. Die meisten Mittleren Armdecken sind im Zentrum schwarzbraun mit rostbraunem Subterminal- und schmalerem weißem Terminalsaum. Die inneren Mittleren und Kleinen Armdecken sind dunkelbraun mit weißlichem Saum und die dunkelbraunen Handdecken zeigen einen grünlichen Schimmer. Der Unterflügel und die Achselfeddern sind matt weißlich graubraun. Die Steuerfedern sind grau- bis schwarzbraun mit diffusen rostbraunen Flecken und Rändern. Das mittlere Paar ist intensiver gefärbt mit dunklem Zentrum und rostbraunen Rändern. Beine und Füße sind im Sommer graugrün und außerhalb der Brutzeit schmutzig gelb bis bräunlich fleischfarben mit grünlicheren Gelenken.

Unterarten oder eine geografische Variation werden nicht beschrieben.

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Verteilung

Erdkunde

Die Brutverbreitung der Zwergschnepfe erstreckt sich durch die boreale Zone Eurasiens und ragt regional sowohl in die subboreale, als auch in die subpolare Zone hinein.

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Die geschlossene Verbreitung reicht etwa vom nordöstlichen Fennoskandien und dem nordwestlichen Russland bis in den Osten Sibiriens. In Schweden umfasst sie vorwiegend die nordöstlichen Provinzen, in Norwegen Teile der Provinz Finnmark. In Finnland kommt die Art südlich bis 63°/64° N vor. Im Bereich des Weißen Meeres reicht das Areal nordwärts etwa bis zum Imandra und nach Schoina, südwärts bis zu den Solowezki-Inseln und zum Mesenbusen. Bis zum unteren Ob stellt etwa der Polarkreis die Nordgrenze dar, weiter östlich verläuft sie durch die Taimyrsenke zu den Seen bei Norilsk und schließlich zur Mündung des Chatanga. Östlich davon brütet die Art wohl nur noch in einer kleinen Enklave an der Kolymamündung. Die Südgrenze verläuft von Mittelfinnland über Moskau und das Gebiet der unteren Kama sowie etwa auf Höhe der Linie Tjumen – Tara – Tomsk.

Außerhalb dieser Verbreitung gibt es mehr oder weniger regelmäßige, meist kleine und isolierte Brutvorkommen im Süden Schwedens und Finnlands, in den Biebrzasümpfen in Polen, in Estland und Litauen sowie in Belarus, am oberen Dnjepr und an der Oka.

Die Zwergschnepfe brütet in morastigen Sümpfen, Flussniederungen mit nassen Wiesen oder Übergangsmooren. Bevorzugt wird eine Vegetation mit Bülten und Zwergsträuchern, aber auch Schachtelhalmfluren oder Moore mit Torfmoosen werden angenommen. Gelegentlich ist die Art auch in sumpfigen Bruchwäldern, an Seeufern oder Sümpfen der Meeresküste brütend anzutreffen.

Auf dem Zug wird eine Vielzahl ähnlicher Lebensräume angenommen. Dies können feuchte oder staunasse Wiesen, Flachmoore, schlammige Ufer und Verlandungszonen, Rieselfelder oder Klärteiche oder auch sehr feuchte Ruderalflächen sein. Auch an Entwässerungsgräben oder Flussufern, an Fischteichen oder auf nassen Äckern oder Geröllfeldern ist die Art gelegentlich zu finden, sofern Deckung in lockerer Vegetation und schlammige Flächen zur Nahrungssuche vorhanden sind. Bisweilen handelt es sich hierbei um Ausweichbiotope nach Störungen oder wenn keine anderen geeigneten Flächen verfügbar sind. Es reichen teils wenige Quadratmeter große Stellen aus.

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Zwergschnepfe Lebensraum-Karte
Zwergschnepfe Lebensraum-Karte
Zwergschnepfe
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Gewohnheiten und Lebensstil

Saisonales Verhalten
Vogelruf

Fressverhalten und Ernährung

Die Zwergschnepfe ernährt sich von Insekten und deren Larven, Ringelwürmern, kleinen Wasser- oder Landschnecken sowie gelegentlich von Sämereien oder anderen Pflanzenteilen. Die Nahrung wird zumeist stochernd in weichem Schlamm gesucht, wobei der Schnabel senkrecht eingestochen und der Körper oft typischerweise rhythmisch auf- und abbewegt wird. Bisweilen wird die Nahrung auch von der Oberfläche aufgepickt. Die Nahrungssuche erfolgt meist in der Dämmerung oder bei Nacht sowie einzeln oder seltener in kleinen Verbänden von bis zu fünf Vögeln.

Paarungsgewohnheiten

Die Zwergschnepfe führt vermutlich eine monogame Saisonehe. Die Brutzeit liegt zwischen Mai und Anfang September. Möglicherweise gibt es bisweilen zwei Jahresbruten.

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Paarbildung und Balz erfolgen kurz nach der Ankunft im Brutgebiet. Die Männchen besetzen recht große Revier von bis zu 20 Hektar und führen einen recht komplizierten Ausdrucksflug aus (siehe unter „Lautäußerungen“). Dieser kann manchmal bereits im April auf dem Zug beobachtet werden. Die Balzaktivität beschränkt sich meist auf die Morgen- und Abendstunden. Seltener finden Balzflüge auch am Tag statt, aber für gewöhnlich nie im hellen Sonnenlicht.

Das Nest wird auf sehr feuchtem bis nassem Untergrund gebaut, manchmal aber auch an trockeneren Stellen auf Bulten oder an Zwergsträuchern. Es handelt sich um eine bis zu 5 cm tiefe Mulde, die spärlich mit Grashalmen, Blättchen oder Schachtelhalmen ausgekleidet wird. Manchmal wird es durch darüberhängende oder -stehende Pflanzen gut verdeckt. Das Gelege besteht aus vier, seltener drei Eiern, die auf sandgelbem bis nussbraunem Grund dunkel kastanienfarben bis sepiafarben gesprenkelt sind. Sie sind durchschnittlich etwa 38,6 × 27,4 mm groß. Die Bebrütung dauert zwischen 21 und 24 Tagen. Vermutlich brütet nur das Weibchen. Es beteiligen sich jedoch beide Partner an der Jungenaufzucht. Ältere Junge werden oft vom Männchen geführt. Nach 19 bis 20 Tagen sind die Jungen selbstständig.

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POPULATION

Referenzen

1. Zwergschnepfe artikel auf Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Zwergschnepfe
2. Zwergschnepfe auf der Website der Roten Liste der IUCN - https://www.iucnredlist.org/species/22693133/86640472
3. Xeno-Canto-Vogelruf - https://xeno-canto.org/698186

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