Der Silberreiher (Ardea alba, Syn.: Casmerodius albus, Egretta alba) gehört zur Familie der Reiher aus der Ordnung Pelecaniformes. Es werden vier Unterarten unterschieden.
Die Art hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet, das weite Teile Ost- und Südeuropas, Nord-, Mittel- und Südamerika, Asien und Afrikas umfasst. Die Art zeigt eine ausgeprägte Neigung zu Wanderungen und wird in zunehmender Zahl auch in den Regionen Mitteleuropas beobachtet, in der sie kein Brutvogel ist.
Die IUCN stuft den Silberreiher als nicht gefährdet (least concern) ein. Der Bestand wird auf 590.000 bis 2.200.000 Individuen geschätzt.
Ta
TagaktivTagaktive Tiere sind tagsüber aktiv, während sie nachts schlafen oder auf andere Weise inaktiv sind. Der Zeitpunkt der Aktivität eines Tieres hängt...
Fl
FleischfresserAls Fleischfresser, auch Karnivoren oder Zoophagen, bezeichnet man Tiere, Pflanzen und Pilze, die sich hauptsächlich oder ausschließlich von tieris...
Fi
FischfresserAls Fischfresser oder piscivore Tiere bezeichnet man jagende Tiere, die sich vorwiegend oder ausschließlich von Fischen ernähren. Zu dieser Gruppe ...
Te
TerrestrischTerrestrische Tiere sind Tiere, die überwiegend oder vollständig an Land leben (z.B. Katzen, Ameisen, Schnecken), im Gegensatz zu aquatischen Tiere...
Wa
Watende VögelWatende Vögel suchen entlang von Küsten und Watten auf der Suche nach kleinen, im Wasser lebenden Beutetieren, die im Schlamm und Sand kriechen ode...
Ne
NesthockerRe
RevierDas Revier eines Tieres wird oft auch Territorium genannt und bezeichnet ein Habitat, das ein Tier oder eine Gruppe von Tieren durch Territorialver...
An
Ansammlung bildendOv
OviparieAls ovipar bezeichnet man Tiere, die Eier legen. Der Oviparie steht die Viviparie gegenüber. Die Vertreter beider Fortpflanzungsformen stellen kein...
Se
SegelflugSegelflug-Vögel können den Flug ohne Flügelschlag aufrechterhalten, indem sie aufsteigende Luftströme nutzen. Viele Gleitflug-Vögel sind in der Lag...
Se
Serielle MonogamieSerielle Monogamie ist ein Paarungssystem, bei dem sich ein Paar nur für eine Brutsaison zusammenschließt.
So
SozialSc
SchwarmbildendSchwarmbildende Vögel sind Vögel, die sich zur Nahrungssuche versammeln oder gemeinsam reisen. Schwarmbildende Vögel werden typischerweise mit Tier...
Ko
KolonieAls Kolonie bezeichnet man in der Zoologie und der Mikrobiologie eine Gruppe von Lebewesen, die in unmittelbarer Nähe zueinander leben und deren Si...
Te
TeilzieherG
beginnt mitSc
SchneewittchenDer Silberreiher ist ein großer, weißer Reiher mit gelbem Schnabel und dunklen Beinen und Füßen. Seine Länge beträgt 85 bis 100 Zentimeter, die Flügelspannweite beträgt 145 bis 170 Zentimeter und das Gewicht 1 bis 1,5 Kilogramm.
Anders als andere Reiherarten der Gattungen Ardea und Egretta weist der Silberreiher keine Schmuckfedern am Hinterkopf auf. Er bildet stattdessen zur Brutzeit lange, lockere Schulterfedern aus, die lange Seitenäste haben. Während der Balz werden diese radförmig gespreizt. Die Nominatform Ardea alba alba hat dunkel grünlichgraue oder schwarze Beine, die Iris ist gelb und der Schnabel zur Brutzeit schwarz mit einer gelben Basis. Außerhalb der Brutzeit ist der Schnabel gelb bis orange-gelb. Viele Individuen haben eine dunklere Schnabelspitze. Der nackte Zügel und der Orbitalring sind außerhalb der Brutzeit grünlich-gelb und während der Brutzeit hell smaragdgrün.
Der Silberreiher ist die Reiherart mit der größten geographischen Verbreitung. Als Kosmopolit ist er auf allen Kontinenten bis auf Antarktika anzutreffen. Außer auf dem amerikanischen Doppelkontinent, den er im Norden bis Südkanada besiedelt, kommt er in Süd- und Mitteleuropa, in Afrika, im Nahen Osten sowie in Australien und Neuseeland vor. In Mitteleuropa brütet er regelmäßig am Neusiedler See und seit 1992 auch in den Niederlanden. Über einen längeren Zeitraum gab es mehrmals Brutverdacht in Deutschland, so z. B. 2002 an einem oberbayerischen Voralpensee. Nach Angaben des DDA gelang der erste sichere Brutnachweis für den Silberreiher in Deutschland im Jahr 2012 im äußersten Nordosten, wo sich zwei Paare in einer Graureiherkolonie angesiedelt hatten. In Großbritannien wurde 2012 das erste Mal ein brütendes Paar gesichtet.
Silberreiher sind Teilzieher. Ab Juli kommt es zu einer ungerichteten Zerstreuungswanderung der Jungvögel. Adulte Vögel ziehen im Zeitraum September bis November aus den Brutarealen ab. Allerdings bleiben sie in milden Wintern in der Nähe der Brutgebiete oder zeigen später Winterfluchtbewegungen. Überwinternde Silberreiher können beispielsweise am Bodensee beobachtet werden. Ende Februar bis Anfang April kehren die Silberreiher in ihre Brutkolonien zurück.
Der Silberreiher lebt in Schilfgürteln an Seen, Flüssen und Altarmen sowie in Sümpfen, die mit Bäumen und Büschen bestanden sind. Außerhalb der Brutzeit hält er sich auch gerne in großflächigen Grünlandgebieten auf. In Australien nutzt er in dieser Zeit auch weiträumige Flussmündungen.
Silberreiher sind tagaktive Fresser. Sie können sowohl in Schwärmen ihrer eigenen Art als auch in denen anderer Reiherarten fressen. Bei Sonnenuntergang versammeln sich die Reiher der umliegenden Gebiete in der Regel und halten sich in Kolonien auf. Sie fressen im flachen Wasser, gehen langsam und halten Ausschau nach Beute. Und wenn die Beute gesichtet wird, stoßen sie den Schnabel abrupt ins Wasser und fangen sie. Sie stehlen auch einen großen Teil ihrer Nahrung von kleineren Reiherarten. Nach der Brut ziehen diese Vögel in der Regel in die Ferne. Reiher, die in milden Klimazonen leben, bleiben den ganzen Winter über in ihren Brutgebieten, während diejenigen, die in nördlichen Regionen brüten, wo das Wasser im Winter gefriert, abwandern müssen. Wie bei vielen Vogelarten werden Silberreiher ziemlich aggressiv, wenn es um die Fütterung geht, selbst wenn es Nahrung im Überfluss gibt. Gelegentlich kämpfen sogar die Eltern mit ihren Jungen um das Futter.
Insekten, Amphibien, Fische und Mäuse bilden im Wesentlichen die Nahrung des Silberreihers. Am Niederrhein sucht er vor allem auf den großflächigen Grünlandflächen nach Nahrung. Dabei sucht er regelmäßig die Nähe zu den dort überwinternden arktischen Wildgänsen. Diese fressen das Gras kurz, so dass Silber- und Graureiher dann dort besonders gut nach Mäusen jagen können.
Gewöhnlich findet der Silberreiher seine Nahrung durch ein langsames Waten im Seichtwasser. Dabei wird der Körper mehr oder weniger horizontal gehalten. Alternativ wartet der Silberreiher in starrer Haltung darauf, dass Nahrungstiere in seine Reichweite gelangen.
Silberreiher leben in monogamer Saisonehe und werden im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. Sie brüten in Kolonien, aber auch einzeln. Die bis 100 cm großen Nester werden dicht an dicht auf der Erde erbaut, meist in unzugänglichem Röhricht. Die auffällig weiß gefärbten Schreitvögel sind hier kaum zu entdecken. Es kommt auch vor, dass die Nester in tiefem Gesträuch platziert werden. Meist werden im April oder Mai im Abstand von zwei Tagen 3 bis 5 hellblaue Eier gelegt, die vom ersten Tag an von beiden Partnern bebrütet werden. Die Jungvögel schlüpfen nach 25–26 Tagen und sind mit 40–50 Tagen flügge. Nachgelege werden beobachtet. 75 % der Jungvögel überleben das erste Lebensjahr nicht.
In der Vergangenheit waren Silberreiher aufgrund ihrer Federn, die im Federhandel verwendet wurden, stark bedroht. Heutzutage leiden diese Vögel unter dem Verlust und der Verschlechterung ihres Lebensraums in den Feuchtgebieten durch das Eindringen exotischer Pflanzen, übermäßigen Salzgehalt, Brandrodung, Entwässerung und Weidegänger. Auf der anderen Seite werden die Populationen in Madagaskar wahrscheinlich abnehmen, weil die lokale Bevölkerung ihre Eier und Küken sammelt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Silberreiher in vielen Brutgebieten Europas fast ausgerottet. Es folgten danach mehrere Phasen, in denen sich die Bestände erholten, dann aber erneut zurückgingen. Diese Bestandsrückgänge waren zum Teil bedingt durch schwankende Wasserstände. Seit Mitte der 1970er Jahre nimmt der Bestand in vielen Brutgebieten wieder zu. In Ungarn kam es zur Bildung zahlreicher neuer Kolonien und am Neusiedler See hatten sich 1997 wieder 737 Brutpaare angesiedelt. Zu Bestandsrückgängen kommt es zum einen durch direkte Verfolgung, aber auch durch den Verlust geeigneter ungestörter Altschilfbestände durch Verbauung oder ein Abbrennen der Schilfflächen. Auch Störungen durch Freizeitbetrieb können dazu führen, dass Silberreiher Brutgebiete aufgeben.
Der Bestand ist in Deutschland seit etwa 1985 steigend. Die meisten Silberreiher werden im Herbst und Winter beobachtet. Im September und Oktober liegt der Schwerpunkt in Brandenburg, Sachsen und Bayern, wo vor allem in Feuchtgebieten und Teichen in den letzten Jahren Gruppen von bis zu mehreren Hundert Silberreihern in Sachsen und Brandenburg beobachtet werden konnten. In den Wintermonaten können vor allem in Nord- und Westdeutschland Silberreiher beobachtet werden, wobei der Niederrhein zwischen Duisburg und dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet zwischen Kleve und Nijmegen mit rund 150 Überwinterern ein Schwerpunkt zu sein scheint. Hier erscheinen im August und September die ersten Silberreiher. Von Oktober bis März werden die größten Bestände festgestellt. Seit 1992 kam es in Deutschland wiederholt zu Meldungen von Brutverdachten beim Silberreiher. Der erste richtige Brutnachweis wurde erst 2012 in Mecklenburg erbracht. In der Graureiherkolonie in Niederhof am Strelasund, in der bereits 2009 und 2010 Brutverdacht bestand, brüteten zwei Paare. Zwei Jungvögel wurden beobachtet.
In Österreich, wo er außer am Neusiedler See kaum vorkommt, steht der Silberreiher auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten.
Einerseits kontrollieren diese Vögel die Populationen von Fischen und Insekten in ihrem Verbreitungsgebiet. Andererseits sind sie selbst eine wichtige Beutetierart für lokale Prädatoren.
Soziale Tiere sind Tiere, die in hohem Maße mit anderen Tieren interagieren, in der Regel mit ihrer eigenen Spezies (Artgenossen), und zwar so weit...